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Coronavirus: Ältere Menschen erfahren kaum soziale Interaktion

Datum:
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend
Gesellschaft:
Vitos Haina gGmbH

Zum Schutz vor den potenziell tödlichen Folgen einer Erkrankung an Covid-19 leben zurzeit immer noch viele Seniorinnen und Senioren isoliert – geliebte Menschen bleiben aus Rücksicht fern, übernehmen für ihre Eltern, Omas und Opas den Wocheneinkauf oder andere Besorgungen. Gerade im Alter, wo jede Minute noch kostbarer scheint und man diese mit seinen Liebsten verbringen möchte, gelten weiterhin Kontaktbeschränkungen. Durch die voranschreitenden Impfungen erlangen ältere Menschen nun nach und nach ein Stück Normalität zurück, da sie vor schweren Krankheitsverläufen geschützt sind. Trotzdem sind die entbehrungsreichen letzten Monate an vielen von ihnen nicht spurlos vorbeigegangen. Dr. Svenja Kräling, leitende Psychologin in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina, erklärt, welche Folgen die monatelange Isolation haben kann und gibt Ratschläge, was Seniorinnen und Senioren jetzt für ihr mentales Wohlbefinden tun können.

© Adam Niescioruk via Unsplash
Das Smartphone wird besonders in Corona-Zeiten durch die Option des Videoanrufs zum wichtigen Medium für ältere Menschen.

Warum sind Ältere besonders betroffen von den Kontaktbeschränkungen?

Dr. Svenja Kräling: Jüngere Menschen befinden sich durch ihren Beruf oder die Beschäftigung mit den Kindern „automatisch“ im sozialen Austausch mit anderen. Die verordneten Einschränkungen privater Kontakte können sie so zum Teil abfangen. Verglichen mit ihnen haben ältere Menschen einfach weniger Sozialkontakte. Berentung, eine räumliche Distanz zur Familie, körperliche Einschränkungen oder der Verlust von Freunden durch Krankheit oder Tod reduzieren die Chance auf ein Miteinander. Kontaktbeschränkungen treffen Ältere entsprechend besonders hart. Daher sind sie auch in besonderem Maße auf persönliche Kontakte, Besuche und soziale wie psychische Anreicherung ihres Alltags angewiesen.

Welche Folgen hat das?

Dr. Svenja Kräling: Der Mensch ist ein sehr soziales Wesen: Wir brauchen Nähe, Körperkontakt und den gemeinsamen Austausch, um emotional überleben zu können. Fehlt es an sozialer Anregung, zum Beispiel durch Gespräche oder gemeinsamer Aktivitäten, führt dies zu einem psychischen Mangel (Deprivation). Es fällt uns dann immer schwerer, die Belastungen des Lebens ausbalancieren zu können. Langfristig können sich so durch anhaltende Vereinsamung auch Depressionen oder Ängste entwickeln.

Was können Senioren selbst tun, um gut durch die Corona Zeit zu kommen?

Dr. Svenja Kräling: Das Wichtigste ist, nicht aufzugeben und sich Hoffnung zu bewahren. Versuchen Sie sich auf das zu konzentrieren, was in der aktuellen Situation trotz der vielen Einschränkungen noch möglich ist. Das kann je nach körperlicher Verfassung ein Spaziergang in der Sonne sein oder der Klatsch mit dem Nachbarn am Gartenzaun. Vielleicht kann diese Krisen auch eine Chance sein, nochmal Neues zu lernen, zum Beispiel eine Sprache oder den Umgang mit neuen Medien. Probieren Sie auch Videokonferenzen aus, um mit Freunden oder der Familie im Kontakt zu bleiben!

 

Zur Person: Dr. Svenja Kräling

Dr. Svenja Kräling ist leitende Psychologin in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina. Ihr Studium und die nachfolgenden Weiterbildungen zur Psychologischen Psychotherapeutin und Supervisorin (VT) hat sie in Marburg und Bad Dürkheim absolviert. Seit 2009 ist sie in der Hainaer Klinik therapeutisch tätig.

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