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Das Klinikteam zu Gast im Kinderzimmer

Datum:
Fachbereich:
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Gesellschaft:
Vitos Gießen-Marburg gGmbH

Behandlung Zuhause an der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Marburg: Das Konzept funktioniert.

Team Vitos Behandlung Zuhause für Kinder und Jugendliche in Marburg
Mit dem Auto zu den Patientinnen und Patienten nach Hause: Das Team von Vitos Behandlung Zuhause für Kinder und Jugendliche in Marburg. (Foto: Vitos Gießen-Marburg)

Wenn Ängste oder Depressionen bei Kindern und Jugendlichen so stark sind, dass sie einen normalen Alltag unmöglich machen, ist eine stationäre Therapie ratsam. Doch was, wenn der Wechsel in die Klinik selbst eine zu große Belastung ist? Die Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Marburg bietet für solche Fälle eine Therapie zuhause an: die sogenannte Stationsäquivalente Behandlung (StäB).

Seit Ende 2022 hat die Klinik das Angebot in einem Pilotprojekt mit sechs Behandlungsplätzen getestet. Jetzt ist der Pilot abgeschlossen und das Fazit der Beteiligten lautet: Es funktioniert, und zwar ausgesprochen gut.

„Sie klingeln nicht bei uns, sondern wir bei ihnen“

Klinikdirektor Dr. Christian Wolf erklärt das Konzept: „Äquivalent heißt, etwas gleichwertig ersetzen. Und das ist auch gemeint: Patientinnen und Patienten, die so schwer erkrankt sind, dass sie eigentlich vollstationär behandelt werden müssten, erhalten stattdessen eine Behandlung an sieben Tagen pro Woche in ihrem Lebensumfeld. Vereinfacht gesagt: Die Patient/-innen klingeln nicht bei uns an der Tür, sondern wir bei ihnen.“

Einmal am Tag fährt ein Mitglied des multiprofessionellen StäB-Teams zu den Kindern und Jugendlichen nach Hause. Und zwar auch an Wochenenden und Feiertagen. Das sind nicht nur Ärztinnen und Ärzte, sondern – wie auf Station – ebenso Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/-innen, Mitarbeitende aus dem Pflege- und Erziehungsdienst, aus der Bewegungstherapie, aus der Ergotherapie und aus dem Sozialdienst.

„Die eine Hand muss wissen, was die andere macht“

„Es ist eine ganz andere Art zu arbeiten“, sagt die pflegerische Teamleitung Karin Kosina. „Wir gehen weg von der sehr strukturierten Arbeit auf Station.“ Die Herausforderung: Die Teammitglieder sind nicht gemeinsam am Ort der Therapie, müssen aber trotzdem gemeinsam planen und sich ständig über neue Entwicklungen auf dem Laufenden halten. „Die eine Hand muss immer wissen, was die andere macht“, so die ärztliche Projektleiterin Dr. Victoria Krohn. Vor Ort gibt es zudem wechselnde Settings, auf die sich die Mitarbeitenden einstellen müssen. All das konnte in der Pilotphase getestet und optimiert werden.

Das Setting im eigenen Zuhause ist gleichzeitig der große Vorteil. „Wir sehen, wie die Patientinnen und Patienten leben, wie das Verhältnis zur Familie oder zu den anderen in der Wohngruppe ist. Und wir merken, ob sie das, was wir erarbeiten, zu Hause umsetzen können oder nicht. Das ist im geschützten Umfeld auf der Station oft nicht so möglich“, so Dr. Krohn. Gezielt kann zudem der Umgang mit Ängsten in echten Situationen geübt werden: Etwa eine Fahrt in einem voll besetzten Bus oder der gemeinsame Besuch eines Cafés.

„Sie kommen nur wegen mir!“

Knapp 30 Fälle hat das zwölfköpfige Team der Behandlung Zuhause seit dem Pilotstart betreut. Einige nur ein paar Wochen, andere mehrere Monate. Manche auch mehrfach. „Das Schöne ist: Wir können die Kinder und Jugendlichen ein Stück weit in ihrem Leben begleiten. Und wir erreichen diejenigen sehr gezielt, die auf Station wegen ihrer Ängste oder ihrer Introvertiertheit in der Gruppe eher im Hintergrund bleiben.“ Zwar ist bei der Behandlung Zuhause nur einmal am Tag jemand vor Ort. Aber: „Von den Kindern und Jugendlichen hören wir oft: ‚Sie kommen dann nur wegen mir!‘ Diese exklusive Aufmerksamkeit tut vielen gut“, sagt Karin Kosina.

Darüber hinaus kann das Behandlungsteam beim Besuch in den Familien Ursachen für Probleme erkennen, die in der Art des Zusammenlebens liegen. Ein gezieltes Elterntraining macht es möglich, die Sorgeberechtigten intensiver einzubeziehen als in der Klinik – ein wichtiger Baustein für den Behandlungserfolg.

„StäB kann die vollstationäre Behandlung nicht komplett ersetzen, denn für manche Patient/-innen ist gerade das geschützte stationäre Setting wichtig“, sagt Dr. Wolf. „Aber: Die Behandlung Zuhause ist eine neue und bedeutende Säule unseres Therapieangebots geworden, die wir nicht mehr missen möchten.“

Mehr Infos zu Behandlung zu Hause (StäB) für Kinder und Jugendliche in Marburg gibt es hier. 

  • Übrigens: Die Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Marburg bietet die Behandlung Zuhause (StäB) auch für Erwachsene an. Kontakt zum StäB-Team für Erwachsene: Tel. 06421 – 404-709; behandlung-zuhause-marburg@vitos-giessen-marburg.de 

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