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„Du bist stark!“

Datum:
Fachbereich:
Erwachsenenpsychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie
Gesellschaft:
Vitos Gießen-Marburg gGmbH

YourCoach-Programm bei Vitos Gießen-Marburg unterstützt Jugendliche mit psychisch kranken Eltern

Gießen-Marburg, 20. August 2019.  Sie funktionieren nach außen meist gut, doch im Inneren tragen sie eine schwere Last: Kinder und Jugendliche mit psychisch kranken Eltern brauchen häufig professionelle Hilfe, um vom Alltag mit dem kranken Elternteil nicht erdrückt oder selbst krank zu werden. Am Vitos Klinikum Gießen-Marburg gibt es mit YourCoach dafür ein spezielles Trainingsprogramm.

Das Konzept für YourCoach wurde bei Vitos entwickelt. Federführend war hier der Ärztliche Direktor am Vitos Klinikum Gießen-Marburg, Professor Dr. Michael Franz. Gemeinsam mit Psychologin Beate Kettemann, die an der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Marburg arbeitet, hat er das Programm erarbeitet und in die Umsetzung gebracht.

„Kinder haben feine Sensoren“

Kinder, deren Eltern psychisch krank sind, haben ein fast drei Mal höheres Risiko, selbst krank zu werden. „Oft kommen sie aber erst mit dem Gesundheits- oder Versorgungssystem in Kontakt, wenn sie bereits auffällig sind“, sagt Professor Franz. Dabei könnte viel Leid verhindert werden, wenn sie frühzeitig und präventiv unterstützt würden.

„Kinder und Jugendliche haben ganz feine Sensoren. Wenn ein alkoholkranker Vater meint, sein Sohn oder seine Tochter bekäme nicht mit, wenn er nachts trinkt, liegt er falsch. Die Kinder merken genau, was los ist“, erklärt Psychologin Beate Kettemann. Gleiches gilt bei allen anderen Arten von psychischen Erkrankungen – sei es die Depression, Schizophrenie oder Borderline-Störung.

Kennzeichnend für die jungen Betroffenen ist, dass sie häufig eher still und zurückgezogen sind und für Außenstehende perfekt funktionieren. In Wahrheit tragen sie zu Hause häufig eine große Verantwortung. Sie kümmern sich teils um Dinge, die eigentlich die Aufgabe von Erwachsenen wären, kochen das Essen oder organisieren Arzttermine. „Das zieht sich oft über Jahre hin. Die Gefahr ist, dass sie irgendwann den Absprung in eine eigenständige Lebensentwicklung nicht mehr schaffen“, sagt Beate Kettemann. Dies könne den Einstieg in eine eigene Krankheit bedeuten.

Hier setzt das Programm YourCoach an. Es ergänzt die Angebote, die es für Kinder, Jugendliche und Familien in der Region gibt und versteht sich auch als Wegweiser und Vermittler zwischen den Angeboten. Als Zielgruppe wurde die Altersgruppe der 12- bis 24-Jährigen gewählt, denn besonders Jugendliche und junge Erwachsene haben gegenüber ihren Eltern ein starkes Verantwortungsgefühl und überschätzen häufig ihre Kräfte. Hinzu kommt: „Es gibt bereits Angebote, aber die meisten Gruppen sind nur für Kinder bis etwa zwölf Jahre“, so Professor Franz. Ältere fallen also schnell durch das Raster und laufen Gefahr, vergessen zu werden.

Bedürfnisse und Stärken herausstellen

Das Coaching bei Vitos Gießen-Marburg will diese Lücke schließen. Es umfasst sowohl Familien-, als auch Einzelgespräche. In einigen Sitzungen werden mit den Jugendlichen die Situation zu Hause und die daraus folgende Belastung analysiert. Der Fokus liegt darauf, die eigenen Bedürfnisse und Stärken herauszustellen, Grenzen zu ziehen und sich gegebenenfalls stückweise aus einem unangemessenen Verantwortungsbewusstsein zu befreien. „Wir wollen den Kindern und Jugendlichen sagen: Du musst auch auf dich achten und deinen eigenen Weg finden. Und du bist stark!“, so Beate Kettemann.

Eine erste wissenschaftliche Studie hat die Wirksamkeit des Coachings bereits belegt. Die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen zeigten am Ende deutlich weniger depressive Symptome und konnten sich gegenüber unangemessener Selbstaufgabe besser abgrenzen. Im Rahmen einer zweiten Studie wird das Programm nun noch weiter untersucht.

  • Interessierte Eltern und Jugendliche, die am YourCoach-Programm teilnehmen wollen, können sich bei Psychologin Beate Kettemann melden. Es gibt Sprechstunden an den Vitos-Kliniken in Gießen und Marburg (dienstags und donnerstags um 16 Uhr). Kontakt: 06421 / 404 776; Beate.kettemann@vitos-giessen-marburg.de

Die komplette Pressemitteilung als PDF zum Download.

Psychotherapeutin Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Marburg

Beate Kettemann

Telefon:
0 64 21 ‐ 40 47 76
E-Mail:
beate.kettemann(at)vitos-giessen-marburg.de

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