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Symposium "Multiprofessionelles verhaltenstherapeutisches Therapieprogramm auf einer Station für Patienten mit Depressionen im höheren Lebensalter"

Datum:
Fachbereich:
Erwachsenenpsychiatrie
Gesellschaft:
Vitos Gießen-Marburg gGmbH

Die Vitos-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen veranstaltete am Freitag, den 13.09.2013, ein Symposium zum Thema „Multiprofessionelles verhaltenstherapeutisches Therapieprogramm für Patienten mit Depressionen im höheren Lebensalter“, das von etwa 130 Fachleuten besucht wurde. Die wissenschaftliche Leitung und Moderation erfolgte durch den Ärztlichen Direktor des Vitos Klinikums, Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Matthias J. Müller, einführende Grußworte durch Herrn Marc Engelhard, Geschäftsführer der Vitos Gießen-Marburg gemeinnützige GmbH und Herrn Achim Pex, Krankenpflegedirektor des Vitos Klinikum Gießen-Marburg.

Blick ins Publikum

Anlass des Symposiums war die Vorstellung des neuen Stationskonzepts, welches unter fachlicher Beratung von Professor Dr. Martin Hautzinger, Leiter des Bereichs Klinische Psychologie und Psychotherapie der Eberhard Karls Universität Tübingen und internationaler Experte auf dem Gebiet der Verhaltenstherapie affektiver Störungen, im Verlauf der letzten 12 Monate systematisch entwickelt wurde.

Als erster Vortragender ging Professor Dr. Hautzinger auf die Besonderheiten der Behandlung von Depression im höheren Lebensalter ein. Psychotherapeutisches Arbeiten bedürfe einer Anpassung an das Lebensalter insofern, als nicht nur häufig körperliche – und den Therapieverlauf potentiell komplizierende – Begleiterkrankungen vorliegen, sondern auch altersspezifische soziale Bedingungen (z.B. Verlust des Partners, Ende des aktiven Berufslebens) zu berücksichtigen sind. Methoden der Verhaltenstherapie seien hervorragend geeignet, dem wechselseitigen Aufschaukeln von Inaktivität oder sozialem Rückzug, selbstabwertenden Gedanken und negativer Stimmung entgegenzutreten. Von besonderer Bedeutung sei es, dass gemeinsam mit dem Patienten – selbst bei gleichzeitigem Vorliegen von altersbezogenen körperlichen Grunderkrankungen wie Schlaganfall oder Morbus Parkinson – angenehme Aktivitäten individuell geplant und durchgeführt würden und so wieder Zuversicht in die eigenen Handlungsmöglichkeiten geweckt werden. Von wissenschaftlicher Seite unterstrich Professor Hautzinger, dass kognitive Verhaltenstherapie als besonders gut untersuchte und wirksame Behandlungsmethode gilt und auch von den entsprechenden Fachgesellschaften zur Behandlung von Depressionen ausdrücklich empfohlen wird.

Anschließend berichtete Herr Dipl.-Psych. Robert Schmidtner (Gießen) über verhaltenstherapeutisch geprägte Supervisionsmodelle, die seinem Arbeiten als Supervisor dieser Spezialstation mit einem multiprofessionelle Team – bestehend aus Ärzten, Psychologen, Bewegungs- und Ergotherapeuten, Gesundheits- und Krankenpfleger und Sozialtherapeuten – zugrunde liegen.

Den Übergang zur Vorstellung  spezifischer Therapieangebote der Spezialstation vollzog die stellvertretende Klinikdirektorin Dr. med. Nicole Cabanel, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie sowie Somnologin und Geriaterin.

Schwerpunkt ihres Vortrags war das Thema „Depression und körperliche Aktivität“, wobei sie vor allem auf die therapeutischen Möglichkeiten von körperlicher Aktivität bei Depressionen einging. Anwendung findet dies auf der Spezialstation durch den systematischen Einsatz von Schrittzählern: es werden (realistische) Ziele in Form von absolvierten Schritten am Tag oder in der Woche gesetzt, wodurch ein konkreter Anreiz geschaffen wird, um so auch auf dieser Ebene der Inaktivität entgegenzuwirken. Frau Dr. Cabanel unterstrich dies anhand von wissenschaftlichen Untersuchungen, die eine antidepressive Wirkung von Bewegung bei depressiven Patienten aufzeigen.

Im anschließenden Vortrag referierte Frau Heike Kuhl (Leitende Pflegekraft in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen) zum Thema „Euthyme Therapie“. Ziel dieses verhaltenstherapeutischen Therapiemoduls ist es, dem depressiven Patienten wieder mehr positive Erlebnisse durch systematische Zuwendung zu bestimmten positiven Sinnesreizen (z.B. bestimmte Gerüche, Geschmack von Nahrungsmitteln etc.) zu verschaffen, sich dieser Wahrnehmung im Sinne der Achtsamkeit verstärkt bewusst zu werden und sich hierbei bestimmter „Grundprinzipien“ der euthymen Therapie (z.B. Zeit nehmen für Genuss) zu eigen zu machen, die oftmals in der Depression vernachlässigt werden.

Den abschließenden Vortrag hielt Herr Dr. phil. Dipl.-Psych. Bernd Kundermann, Leitender Psychologe der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen, über den multiprofessionellen Charakter des neuen Stationskonzepts. Er stellte Auszüge des Behandlungsmanuals vor, d.h. einem Leitfaden zur konkreten Durchführung einzelner Therapieeinheiten, ebenso präsentierte er die neue Patientenbegleitmappe, die der Vor- und Nachbereitung aller therapeutischen Angebote dient.

Im Anschluss an die Vorträge bot eine abschließende Stationsbegehung die Möglichkeit, einzelne Therapieelemente auch praktisch und persönlich – d.h. in Form von kurzen Demonstrationen – kennenzulernen. Dies wurde von vielen Besuchern der Tagung aktiv genutzt, unter anderem konnten dort auch Fragen zur konkreten Durchführung einzelner Therapien gestellt und Erfahrungen ausgetauscht werden.

Die starke positive Resonanz durch die Teilnehmer verdeutlicht letztlich auch den besonderen Stellenwert des Themas: Depressionen gehören gerade im höheren Lebensalter zu den häufigsten psychischen Störungen und sollten möglichst früh mit effizienten Therapien behandelt werden.

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