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Symposium: "Schmerz: Assessment und Verarbeitung" - Ausgewiesene klinische und wissenschaftliche Experten referierten in der Vitos Klinik Gießen

Datum:
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend
Gesellschaft:
Vitos Gießen-Marburg gGmbH

Gießen, 30. April 2013. Rund 80 Fachleute – therapeutisch Tätige und andere interessierte Gäste aus unterschiedlichen Fachdisziplinen - nahmen am vergangenen Freitag, 26.04.2013, am Symposium in der Vitos Klinik Gießen teil. Es ging um das Thema Schmerzwahrnehmung und Schmerzverarbeitung im Rahmen psychischer Störungen. Die wissenschaftliche Leitung und Moderation der Veranstaltung erfolgte durch den Ärztlichen Direktor der Klinik, Privatdozent Dr. med. Dipl.-Psych. Matthias J. Müller.

Von links: Dr. Dipl.-Psych. Bernd Kundermann (Leitender Psychologe der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen),

Schmerz ist einerseits unverzichtbares Warnsignal und wichtig für unsere Lern-erfahrungen, andererseits als akuter oder chronischer Schmerz auch eine häufige Quelle für Leiden und Beeinträchtigung. Schmerzsymptome treten bei vielen psychischen Erkrankungen über die gesamte Lebensspanne gehäuft und verstärkt auf. Der erste Schritt zur adäquaten Behandlung von Schmerzen ist häufig auch der schwierigste: Schmerzen bei einem Patienten „wahr-zu-nehmen“ und deren angemessene medizinische und psychosoziale Bedeutung zu erkennen.

Die Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen widmete diesem komplexen Thema nun eine Fortbildungsveranstaltung, zu der ausgewiesene klinische und wissenschaftliche Experten referierten: Frau Priv.-Doz. Dr. med. Heidrun Krämer, Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Neurologie des UKGM Gießen, referierte zu Beginn über neurobiologische Grundlagen der Schmerzentstehung und Schmerzverarbeitung. In ihrem Fachvortrag erörterte Frau Dr. Krämer die unterschiedlichen Arten von Schmerzen, deren Entstehung, die neuronale Verarbeitung von Schmerzinformationen und deren unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten.   

Professor Dr. Stefan Lautenbacher (Lehrstuhl für  Physiologische Psychologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg) widmete im Anschluss daran seinen Vortrag der Schmerzerkennung bei Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Da Demenzpatienten ihren Schmerz nicht mehr verbal ausdrücken können, erhalten sie zunächst häufig keine angemessene Behandlung. Professor Lautenbacher stellte verschiedene Erhebungs-instrumente (Skalen) zur Schmerzerkennung vor, die sich auf non-verbale Schmerz-indikatoren wie mimische Reaktionen oder spezifische Körperbewegungen stützen und demnach auch bei Patienten mit mittelschweren und schweren Demenzstadium eingesetzt werden können. In diesem Zusammenhang wurden aktuelle Studien berichtet, die die Zuverlässigkeit und Gültigkeit derartiger Fremdbeurteilungsskalen für das aktuelle Schmerzerleben des Patienten unterlegen, jedoch in Zukunft noch sehr viel stärker in der klinischen Versorgung berücksichtigt werden sollten.  

Über die Möglichkeiten der Schmerzerkennung und Schmerzverarbeitung bei Depressionen und anderen affektiven Störungen referierte abschließend Herr Dr. Dipl.-Psych. Bernd Kundermann, Leitender Psychologe der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen. In seinem Vortrag erörterte Herr Dr. Kundermann die Zusammenhänge von Schmerzen und Depression. Ein prozentual hoher Anteil an Menschen mit einer Depression leidet an chronischem Schmerz und umgekehrt zeigen Menschen, die an chronischem Schmerz leiden, Symptome einer Depression.  Im weiteren Verlauf seines Vortrages ging er auf die Schmerzempfindung bei Patienten mit affektiven Störungen ein. Er wies in diesem Zusammenhang auch auf die Rolle des Schlafes bei der Schmerzverarbeitung hin und verwies dabei auf Studien, die belegen, dass wiederholter Schlafentzug bei Patienten zwar gut für die Stimmung ist, aber die Schmerzempfindlichkeit erhöhe.

Im Anschluss an die Vorträge wurden zahlreiche Fragen gestellt und mit den Referenten diskutiert. Alle Experten waren sich einig: Schmerzdiagnostik und Schmerztherapie sind interdisziplinäre Aufgaben und es kommt darauf an, die Diagnostik weiter zu entwickeln, um das Versorgungsangebot zugunsten der erkrankten Patienten zu verbessern. 

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