
Marburg, 12. Juli 2024. Der Grundriss des neuen Gebäudekomplexes in der Friedrich-Ebert-Straße ist schon gut erkennbar. Jetzt haben sich die Bewohnerinnen und Bewohner der Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste (BPD) Marburg selbst ein Bild vom Stand der Dinge auf „ihrer Baustelle“ gemacht. In einer Zeitkapsel haben sie gute Wünsche für die Zukunft vergraben.
„Ich freue mich auf ein Einzelzimmer für mich alleine.“ „Ich freue mich auf mein eigenes Bad.“ „Dann ist alles neu.“ Es sind frohe Erwartungen wie diese, die die Entstehung des neuen BPD-Gebäudes begleiten. Die Planungsphase war lang, umso schneller sind derzeit die Fortschritte auf der Baustelle zu erkennen. Davon haben sich nun die Mitarbeitenden der BPD und ihre Klient/-innen bei einer kleinen Grillfeier neben der Baustelle überzeugen können.
Läuft alles nach Plan, werden die BPD-Bewohner/-innen im Herbst 2025 aus ihrem jetzigen Zuhause, einem Altbau auf dem Marburger Vitos Gelände, in das neue Haus umziehen. Dort steht dann für jede Person ein 30 Quadratmeter großes Apartment mit eigener Pantryküche und eigenem Bad zur Verfügung – eine Infrastruktur, die der Altbau momentan nicht bieten kann. Darüber hinaus wird es eine große Selbstversorger-Gemeinschaftsküche sowie großzügige Aufenthalts- und Gemeinschaftsräume geben.
Photovoltaikanlage und Wärmepumpe
Wenn alles fertig ist, verfügt das in Massivbauweise errichtete Gebäude über den Energieeffizienzstandard KFW 55, eine eigene Photovoltaikanlage sowie eine eigene Wärmepumpe. 7,2 Millionen Euro investiert Vitos Gießen-Marburg in den Ersatzneubau.
„Ein schöneres Bauprojekt kann man eigentlich kaum vorantreiben, denn hier geht es um mehr als vier zweckdienliche Wände“, sagt Max Heuchert, Geschäftsführer der Vitos Gießen-Marburg gGmbH. „Wir bauen hier Räume, die für die Menschen zu einem Zuhause auf Zeit werden, das genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Ein Zuhause, das ihnen viel mehr Selbstständigkeit und Privatsphäre ermöglicht als jetzt.“
Darüber freut sich auch Einrichtungsleiter Bernd Donges. „Das Kernziel unserer Arbeit ist, dass wir die Teilhabe und die Fähigkeiten unserer Klient/-innen so weit stärken, dass sie trotz ihrer chronischen Erkrankung ein möglichst eigenständiges Leben führen können. Dafür müssen natürlich auch die räumlichen Gegebenheiten stimmen.“
Platz für 36 Menschen
36 Bewohnerinnen und Bewohner werden in den Neubau einziehen – 30 davon in die stationäre Betreuung (Fachbegriff: Besondere Wohnform). Sie erhalten Unterstützung rund um die Uhr. Acht Plätze werden im stationären Bereich als geschützte Plätze eingerichtet. Sie sind für Menschen vorgesehen, die aufgrund einer Eigengefährdung besonders engmaschig betreut werden müssen. Ein solches Angebot konnten die BPD in Marburg bisher noch nicht vorhalten.
Sechs Plätze sind wiederum für das ambulant betreute Wohnen geplant. Dabei werden die Bewohner/-innen nur zu abgestimmten Terminen vom BPD-Team besucht und unterstützt. Ansonsten regeln sie ihren Alltag selbst.
Info: Die Arbeit der BPD
Die Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste (BPD) Marburg betreuen Menschen, die aufgrund ihrer chronischen seelischen Erkrankung dauerhaft Unterstützung im Alltag brauchen. Auf dem Vitos Gelände in Marburg gibt es die Möglichkeit einer vollstationären Betreuung in der sogenannten Besonderen Wohnform, sowie einer ambulanten Betreuung in der eigenen Häuslichkeit (betreute Wohngemeinschaft). Die Arbeit der BPD basiert auf dem Bundesteilhabegesetz. Vorderstes Ziel ist es, die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen (auch seelischer Art) und ihre volle gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu fördern. Das BPD-Team besteht aus Pflegepersonen, Ergotherapeut/-innen und Sozialpädagog/-innen. Es ist nicht nur für die Hilfe im Alltag sowie die Gestaltung von Tagesstruktur und Freizeit da, sondern vor allem auch für die psychosoziale Unterstützung und Krisenprävention.