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Therapieangebot für Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeits-Störung reagieren schneller und stärker auf Lebensereignisse. Sie haben das Gefühl, emotional „Achterbahn zu fahren“.
Petra Sonnauer ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und leitet die Vitos psychiatrische Tagesklinik Korbach.

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung haben das Gefühl, emotional „Achterbahn zu fahren“. Die  Vitos psychiatrische Tagesklinik Korbach bietet Hilfe. Das Team unter ärztlicher Leitung von Petra Sonnauer behandelt seit 2009 „Borderline“-Patienten.    

Was charakterisiert dieses psychiatrische Krankheitsbild?

Das Kernproblem von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine Störung ihrer Gefühlsregulation. Sie reagieren schneller und stärker emotional auf Lebensereignisse. Die Betroffenen fühlen sich häufig von Emotionen überflutet, beschreiben ein schwer erträgliches Gefühlswirrwarr und starke aversive Spannungszustände. Die stark einschießenden Gefühle und Spannungszustände können mehrmals am Tag wechseln, so dass sich die Patienten fühlen, als würden sie emotional Achterbahn fahren.

Nehmen Betroffene ihre emotionalen Achterbahnfahrten als krankhaft wahr?

Menschen mit einer Borderline-Störung leiden sehr stark unter ihrer Erkrankung. Ein wichtiger Prozess  in der Behandlung besteht darin, dass die Betroffenen akzeptieren müssen, an der Entstehung ihrer Störung keine Schuld zu haben, aber dennoch Verantwortung für die Verbesserung der Symptome zu tragen.

Warum schädigen sich Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung häufig selbst, indem sie sich etwa absichtlich verletzen?

Die Selbstverletzung kann als eine Art Selbstbehandlungsversuch betrachtet werden. Man weiß heute, dass selbst zugefügter Schmerz starke Gefühle unterbricht und die Verhaltenskontrolle verstärkt. Diese kurzfristig als hilfreich erlebte Verhaltensweise bringt jedoch mittel- und langfristig erhebliche Nachteile mit sich, beispielsweise schwer heilende Wunden oder umfangreiche Vernarbungen.

Haben Betroffene ohne professionelle Hilfe keine Chance, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen?

Unbehandelt ist die Prognose der Erkrankung tatsächlich eher ungünstig. Die Suizidrate liegt bei sieben bis zehn Prozent. Unbehandelte Betroffene zeigen im Verlauf oft ein „Ausbrennen“ der Symptomatik: zwar lassen dramatische Verhaltensmuster nach, es bleibt dann aber oft ein chronisch depressives Syndrom mit niedrigem psychosozialem Funktionsniveau bzw. eingeschränkten Alltagsfähigkeiten.

In der Tagesklinik wenden Sie die sogenannte „Dialektisch-behaviorale Therapie“ an, was kennzeichnet „DBT“?

„DBT“ kombiniert wissenschaftlich abgesicherte verhaltenstherapeutische Methoden mit einer Vielzahl von Strategien und Techniken aus anderen Therapieschulen und fernöstlichen Meditationstechniken. Im Kern geht es darum, den Patienten über das Einüben einer achtsamen Grundhaltung eine Verbesserung der Selbstwahrnehmung  beizubringen und ihnen zugleich auf der Verhaltensebene neue Fertigkeiten zu zeigen, mit denen sie ihre überschießenden emotionalen Reaktionen regulieren können, ohne sich zu schädigen.

Lässt sich das Krankheitsbild komplett heilen?

Mit störungsspezifischen Behandlungsansätzen wie der DBT lässt sich eine deutliche Verbesserung der Krankheitssymptome erreichen. Das selbstschädigende Verhalten lässt sich meist gut und dauerhaft abbauen, Depressivität und ein negatives Selbstwertgefühl, was man auch oft bei Borderline-Patienten findet, bleiben meist länger bestehen und können eine weitere ambulante Psychotherapie erforderlich machen.

Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)

Was ist DBT?

DBT steht für Dialektisch-Behaviorale Therapie und bezeichnet eine der derzeit erfolgreichsten Behandlungsmethoden für Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Menschen mit diesem Störungsbild haben das Gefühl, emotional „Achterbahn zu fahren“. Sie reagieren schneller, intensiver und länger anhaltend emotional auf Lebensereignisse als andere Menschen. Die resultierenden Gefühle werden als schmerzhaft intensiv und kaum erträglich erlebt, oder es stellt sich eine quälende innere Leere ein. Der Versuch, Kontrolle über die Gefühle zu erlangen, führt oft zu selbstschädigenden Verhaltensweisen. Selbstzugefügte Verletzungen, Drogenkonsum oder Selbstmordversuche können die Situation zusätzlich verschlimmern.

Die amerikanische Psychologin Marsha Linehan entwickelte mit DBT ein Therapieverfahren, das bewährte Techniken aus verschiedenen therapeutischen Schulen zusammenfügt und auch die Achtsamkeitslehre des ZEN-Buddhismus integriert. Das Prinzip beruht auf einer Suche nach Balance zwischen Akzeptanz des Geschehenen und Bereitschaft zur Veränderung.

Therapeutisch werden die Patienten bei der aktiven Arbeit an sich selbst unterstützt mit dem Ziel, selbstschädigende Verhaltensweisen zu reduzieren, Achtsamkeit für sich und andere zu erhöhen, eigene Gefühle zu erkennen und zu kontrollieren. Übergeordnetes Ziel ist die nachhaltige Verbesserung der individuellen Lebenssituation.

Die Patienten entwickeln ein besseres Verständnis ihrer innerseelischen Abläufe und bekommen zugleich neue Techniken vermittelt, die Kontrolle ermöglichen, ohne zu schaden (Skills). Einen hohen Stellenwert haben in der Behandlung die Anleitung zum praktischen Einüben der gelernten Skills und das Erlernen einer achtsamen Grundhaltung.

DBT-Behandlung in der Tagesklinik

Die Tagesklinik Korbach verfügt über insgesamt 16 Behandlungsplätze. Hiervon sind maximal sechs Plätze für die Behandlung von Borderline-Patienten reserviert. Das störungsspezifische Angebot ist eingebettet in die normalen Abläufe der Tagesklinik, die Patienten erhalten jedoch einen speziell auf sie abgestimmten Behandlungsplan.

Die einzelnen Therapieelemente:

  • Einzeltherapie
  • Bezugspflege
  • Skillsgruppe
  • Psychoedukation
  • Coachinggruppe
  • Achtsamkeitstraining
  • Ergotherapie
  • Sport/Bewegung
  • Soziales Kompetenztraining
  • Pharmakotherapie
  • Sozialberatung /Unterstützung bei der
  • Wiederaufnahme der Arbeit

Zu Beginn stehen eine sorgfältige diagnostische Abklärung und die Aufklärung über die Erkrankung, die Therapie, ihre Dauer und den Verlauf. Die Patienten erhalten einen Therapievertrag, den Patient und Behandler unterschreiben. Frühzeitig werden die Entlassung, ambulante Weiterbehandlung und Perspektiven (Arbeit, Tagesstruktur) geplant.

DBT-Angebote der Ambulanz

Nach Entlassung aus der Tagesklinik besteht die Möglichkeit, die DBT-Behandlung fortzusetzen. In den Institutsambulanzen Haina und Korbach werden Skillsgruppen und Einzelgespräche angeboten.

Zertifizierte DBT-Behandlungseinheit

Die Tagesklinik Korbach gehört zusammen mit der Vitos psychiatrischen Ambulanz Korbach zur Außenstelle der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina und besteht seit 1999.

Der Aufbau des Behandlungsangebotes für Borderline-Patienten begann 2009 und wurde seitdem kontinuierlich ausgebaut. Im Juli 2015 erhielt die Tagesklinik die Zertifizierung vom Dachverband als DBT-Behandlungseinheit.

Weitere Informationen

Gesellschaft:
Vitos Haina gGmbH
Fachbereich:
Erwachsenenpsychiatrie

Vitos psychiatrische Tagesklinik Korbach - DBT-Behandlung

Vitos psychiatrische Tagesklinik Korbach
Therapieangebot für Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung

Kontakt

Leiterin Vitos psychiatrische Tagesklinik Korbach

Petra Sonnauer

Petra Sonnauer

Telefon:
0 56 31 ‐ 50 57 90
Fax:
0 56 31 ‐ 50 57 91 30
E-Mail:
tk-korbach(at)vitos-haina.de

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