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Achtsamkeit und Perspektivwechsel dank Camera Obscura-Projekt des Vitos Klinikums Herborn

Datum:
Fachbereich:
Erwachsenenpsychiatrie, Psychosomatik
Gesellschaft:
Vitos Herborn gGmbH

Herborn, 3. Juli 2019 / Unter Anleitung des international bekannten Fotokünstlers Ilan Wolff fotografierten Patienten der psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken mit einer Camera obscura. Der Blick durch den ‚ursprünglichen‘ Fotoapparat hat auch einen therapeutischen Effekt.

Von links: Fotokünstler Ilan Wolff und Dr. Silke Rusch, Leiterin des Therapiezentrums vom Vitos Klinikum Herborn, freuen sich über den erfolgreichen Workshop.© Vitos Herborn
Von links: Fotokünstler Ilan Wolff und Dr. Silke Rusch, Leiterin des Therapiezentrums vom Vitos Klinikum Herborn, freuen sich über den erfolgreichen Workshop.

Die 25 Teilnehmer des Projekts fotografierten mit einfachen Lochkameras, die Wolff zuvor aus gewöhnlichen Haushaltsdosen hergestellt hatte. Rund um das Klinikgelände fingen sie die unterschiedlichsten Motive ein und entwickelten die Fotos anschließend selbst. Dabei entstanden eindrucksvolle Bilder von Gebäuden, Personen, Bäumen und Pflanzen. Auch viele Gebrauchsgegenstände des Alltags oder persönliche Dinge nahmen die Patienten vor die Linse.

Präsentiert wurden die Werke bei einer Vernissage. Dr. Silke Rusch, Leiterin des Therapiezentrums des Vitos Klinikums Herborn, begrüßte die Besucher der Ausstellung: „Ich bin sehr beeindruckt von den Werken, die in dieser Woche entstanden sind. Es ist schön, dass wir erneut einen solchen Workshop für unsere Patienten anbieten konnten“. Inzwischen sei es schon der vierte Camera obscura-Workshop, den die Klinik durchgeführt habe und keine Selbstverständlichkeit, dass solche Projekte stattfinden konnten. Der Workshop, der ein Zusatzangebot hinsichtlich der regulären Therapieleistungen darstelle und daher auch von den Kassen nicht finanziert werde, sei durch Spenden der Friedhelm Loh Group verwirklicht worden. Sie freue sich sehr über diese Unterstützung und darüber, dass die Geschäfts- und Klinikleitung solche außergewöhnlichen, patientenbezogenen Vorhaben fördere.

Warum ein Fotoprojekt für psychiatrische und psychosomatische Patienten?

Rusch zitierte einen Spruch des französischen Schriftstellers, Journalisten und Malers Émile Zola: „Man kann erst behaupten, etwas gesehen zu haben, wenn man es fotografiert hat.“ Hierbei stelle sich die Frage: „Was macht das Fotografieren mit den Teilnehmern?“ Dinge müssten aus einer anderen Perspektive betrachtet werden. Auch auf die Haltung komme es an. „Während des Projektes sehe ich die Teilnehmer durch unseren Park gehen, immer auf der Suche nach dem besten Motiv oder nach den besten Lichtverhältnissen. Fotografieren hat also auch viel mit Achtsamkeit und Perspektivübernahme zu tun“, erklärt sie. Hier fände sich eine große Schnittmenge zur modernen antidepressiven Therapie und Psychotherapie der Psychosen, bei der man derartige Übungen anwende: Lernen, genau hinzuhören, zu sehen usw. „Die Teilnehmer können stolz auf das sein, was hier entstanden ist“. Das Schöne an der Kunst sei: es gebe kein Richtig oder Falsch. Kunst sei niemals falsch, sondern immer erfolgreich.

Die Leiterin des Therapiezentrums dankte dem Fotokünstler, der häufig auch mit Schulklassen zusammenarbeitet, für sein Engagement. Sie bewunderte seine Leichtigkeit und Flexibilität, mit so vielen Patienten gleichzeitig zusammen zu arbeiten. Dem entgegnete Wolff: „Einige der Teilnehmer hatten sehr viel Energie und waren von Beginn an sehr engagiert. Andere waren am ersten Tag etwas langsamer und benötigten mehr Zeit, um sich auf das Experiment Fotografieren einzulassen. Sie waren unsicher und vieles erschien ihnen zu schwer, aber dann am zweiten Tag waren sie engagierter und voll dabei“. Er freue sich darauf, im nächsten Jahr wieder einen Workshop anzubieten.

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