Globalisierung und Migrationsbewegungen führen Menschen verschiedener Herkunft zusammen. Wir sehen es als ethisch geboten, Menschen mit Migrationshintergrund mit denselben hohen Qualitätsstandards und Wirksamkeit zu behandeln wie Einheimische. Jedoch stellen wir Experten schon seit den 80er Jahren fest, dass Menschen mit Migrationshintergrund in einigen Bereichen der psychosozialen und gesundheitlichen Versorgung unterrepräsentiert sind, bzw. hohe Behandlungsabbruchsquoten aufweisen. Dies ist ein Hinweis auf Zugangsbarrieren, d.h., dass diese Menschen von den Angeboten nicht erreicht werden bzw. die Behandlung als unpassend empfinden und deshalb frühzeitig abbrechen. Dies ist in der Vitos Klinik Bamberger Hof glücklicherweise nicht der Fall.

Eine kultursensible Behandlung stellt die Nutznießer/Patient*innen in den Mittelpunkt und bemüht sich um Passung/Adäquatheit. D.h., die kulturelle Identität der Patient*innen wird berücksichtigt und in die Behandlung einbezogen. Kulturelle Identität begreifen wir als dynamischer Prozess, der neben Staatsangehörigkeit und Migrationserfahrung auch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozialen Milieu auch die individuelle Ausprägung in der prozesshaften Auseinandersetzung mit alledem beinhaltet. Dafür braucht es eine transkulturelle Kompetenz der Mitarbeiter*innen, verstanden als handlungsprägende Haltung in der Interaktion beim Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen. Kultursensibel behandeln heißt, dem anderen gegenüber offen, neugierig, lernbereit, nicht bewertend zu sein. Teil einer kultursensiblen Behandlung sind auch die kritische Reflexion der eigenen Normen und deren Kultur Bezogenheit sowie ein differenziertes, nicht stereotypes Wissen über Werte und Leben von Patient*innen mit Migrationshintergrund.

Zunächst muss Kultursensibilität in den institutionellen Leitlinien und strategischen Zielen verankert werden. Diese müssen dann konkretisiert werden, um zu überprüfen, inwieweit sie erreicht werden. Wir haben für den Bamberger Hof zusammen mit anderen Experten aus dem psychosozialen und Gesundheitsbereich konkrete Handlungsziele und Kriterien formuliert und diskutiert, die ermöglichen, die Adäquatheit der Behandlung in Hinblick auf Kultursensibilität zu überprüfen. In regelmäßigen Abständen reflektieren die Mitarbeiter*innen anhand konkreter Behandlungsverläufe und mit Hilfe o.g. Kriterien, inwieweit sie kultursensibel handeln und wo Veränderungen – evtl. auch auf der strukturellen Ebene - notwendig sind.
Einige Beispiele von Kriterien: Das Angebot der Institution spielgelt die kulturelle Vielfalt der (potenziellen) Nutznießer wieder und soll sich in Struktur, Prozessabläufe und Außendarstellung wiederspiegeln. Kulturelle sowie sprachliche Diversität wird auch bei der Zusammensetzung der Mitarbeiterschaft auf allen hierarchischen Ebenen berücksichtigt.
Coping-Strategien der Patient*innen im Verlauf ihres Migrationsprozesses werden wertschätzend in der Behandlung berücksichtigt.
In den Behandlungsgespräche werden auch formaler Aufenthaltsstatus, evtl. Statusverlust, mögliche Ausgrenzung- und Diskriminierungserfahrungen thematisiert, da sie für die psychische Gesundheit sehr prägend sind. Die Behandlung ist geprägt von Empathie und Respekt gegenüber Diversität (Normen, Werte, Glaube…).