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Entweichungen aus Hessischem Maßregelvollzug 2019 gesunken

Datum:
Fachbereich:
Forensische Psychiatrie
Gesellschaft:
Vitos gGmbH

Kassel, 11. März 2020 – Von den 2019 durchschnittlich 792 in den Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie (KFP) untergebrachten Patienten sind vier Patienten aus Dauerbelastungserprobungen zur Vorbereitung auf die Entlassung, einer aus einem Wochenendurlaub, fünf während eines unbegleiteten Ausgangs und einer während eines begleiteten Ausgangs entwichen. Die Zahl der Patienten, die sich unerlaubt entfernt hatten, ist damit im Vergleich zum Vorjahr um eine Entweichung gesunken.

© Vitos

Rückkehr der Patienten

Zwei Patienten kehrten freiwillig zurück, neun wurden von der Polizei zurückgebracht. Zwei Patienten von ihnen waren bereits am gleichen, drei am nächsten Tag, sechs nach mehr als einem Tag wieder zurück.

Bei keinem der Patienten sind Delikte während ihres unerlaubten Fernbleibens bekannt.

Die Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie betreiben in Hessen insgesamt 828 Behandlungsplätze, die 2019 zu rund 96 Prozent ausgelastet waren.

Details zur Entweichungsstatistik

Kliniken für psychisch kranke Rechtsbrecher (§ 63 StGB):

Ein Patient der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina (Standorte in Haina und Gießen) kehrte von einem unbegleiteten Ausgang nicht zurück. Er wurde am nächsten Tag von der Polizei in die Klinik zurückgebracht.

Ein Patient der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Eltville kehrte von einem unbegleiteten Ausgang nicht zurück. Er wurde nach zwei Tagen von der Polizei zurückgebracht.

Ein Patient der Vitos jugendforensischen Klinik Marburg entfernte sich während seines Freigangs unerlaubt von seiner Praktikumsstelle. Er kehrte nach sieben Tagen freiwillig in die Klinik zurück.

Ein Patient der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Riedstadt entfernte sich während eines begleiteten Ausgangs von der Gruppe. Er wurde am gleichen Tag von der Polizei in die Klinik zurückgebracht.

Bei keinem der Patienten sind Delikte während ihrer Entweichungen bekannt.

Kliniken für suchtkranke Rechtsbrecher (§ 64 StGB):

In der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Bad Emstal kehrten drei Patienten nicht rechtzeitig aus der Dauerbelastungserprobung zur Vorbereitung auf die Entlassung zurück. Ein Patient kam am gleichen Tag freiwillig zurück. Ein Patient wurde am nächsten, ein weiterer am übernächsten Tag von der Polizei zurück in die Klinik gebracht. Ein Patient kam aus einem Wochenendurlaub nicht zurück und wurde 23 Tage später von der Polizei zurück in die Klinik gebracht. Zwei Patienten hatte den offenen Therapiebereich ohne Absprache verlassen. Der eine wurde bereits am nächsten Tag, der andere nach 68 Tagen von der Polizei zurück in die Klinik gebracht.

Aus der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Hadamar entwich ein Patient aus seiner Dauerbelastungserprobung zur Vorbereitung auf die Entlassung. Er wurde nach 37 Tagen von der Polizei in die Klinik zurückgebracht.

Bei keinem der Patienten sind Delikte während ihrer Entweichungen bekannt.

Statistik: Entweichungsrate

Nur eine der 2019 aus Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie elf Entweichungen fließt in den statistischen Bundesvergleich ein. Die Entweichungsrate pro 100 Belegungsfälle (Entweichungen geteilt durch die Durchschnittsbelegung mal 100) liegt für die Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie 2019 bei 0,13 Patienten.

Die bundesdurchschnittliche Entweichungsrate lag bei der letzten Datenerhebung 2018 bei 0,78 Patienten. Hessen liegt damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

Hintergrundinformationen

Statistik: Entweichungen und Ausbrüche

Zum Bundesvergleich von Entweichungen und Ausbrüchen werden nur solche Ereignistypen als Entweichung gezählt, die wenig Interpretationsspielraum zulassen. Das sind Ausbrüche (Überwindung von baulichen, technischen oder personellen Hindernissen) und Entweichungen bei begleiteten Ausgängen.

Missbrauch von Vollzugslockerungen sind meistens verspätete Rückkehrer aus unbegleiteten Ausgängen. Deren Zählweise ist aber je nach Bundesland bzw. Klinik unterschiedlich. Manche zählen ab der ersten Verspätungsminute, andere räumen eine gewisse Kulanz ein. Somit sind diese Daten nicht valide und werden nicht mehr berücksichtigt. Entweichungen aus der Dauerbeurlaubung zur Vorbereitung auf die Entlassung werden im Kerndatensatz nicht erfasst.

Maßregelvollzug

In Hessen sind die Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie mit dem Maßregelvollzug beauftragt.

§ 63 StGB: Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung, einer geistigen Behinderung oder einer Persönlichkeitsstörung eine Straftat begangen haben, werden von einem Gutachter dahingehend untersucht, ob sie zum Tatzeitpunkt nicht oder nur vermindert schuldfähig waren. Wenn das der Fall ist, und wenn aufgrund der Erkrankung weitere erhebliche Straftaten zu erwarten sind, weist sie das Gericht in eine Klinik für forensische Psychiatrie ein. Hier wird ihre Erkrankung ärztlich behandelt und eine sichere Unterbringung gewährleistet.

§ 64 StGB: Suchtkranke Menschen, die straffällig geworden sind und bei denen wegen ihrer Suchterkrankung erheblich Wiederholungstaten zu erwarten sind, werden in forensische Kliniken für Suchtkranke eingewiesen. Voraussetzung ist die nötige Erfolgsaussicht der Suchttherapie.

Dauerbelastungserprobung (Entlassungsurlaub)

Der Entlassungsurlaub ist für die Wiedereingliederung eines Patienten in die Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Er findet in der Regel in einer Nachsorgeeinrichtung am Ort des zukünftigen Wohnortes statt. Bei dieser wichtigen Rehabilitationsmaßnahme soll sich der Patient über einen längeren Zeitraum (bis zu acht Monate) außerhalb der Einrichtung in relativer Selbstständigkeit bewähren. Eine Entweichung aus dem Entlassungsurlaub liegt dann vor, wenn er gegen Auflagen verstößt. Das heißt, wenn er Meldepflichten nicht einhält und für das Personal der forensisch-psychiatrischen Ambulanz nicht mehr erreichbar ist.

Vitos

Die Vitos GmbH ist die strategische Managementholding von zwölf gemeinnützigen Unternehmen. Alleingesellschafter ist der Landeswohlfahrtsverband Hessen.

Diagnostik und Behandlung von Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen in psychiatrischen, psychosomatischen und forensisch-psychiatrischen Kliniken ist die Kernaufgabe. 9.980 Mitarbeiter erwirtschaften in 65 Orten an 100 Standorten einen jährlichen Gesamtertrag von 670 Mio. Euro, behandeln 43.000 Patienten stationär/teilstationär und 173.000 ambulant.

Mit 3.600 Betten/Plätzen ist der Konzern Hessens größter Anbieter für die ambulante, teil- und vollstationäre Behandlung psychisch kranker Menschen. In den Einrichtungen für Menschen mit geistiger bzw. seelischer Behinderung und der Jugendhilfe stehen insgesamt 2.450 Plätze bereit. Die Fachkliniken für Neurologie und Orthopädie haben gemeinsam 300 Betten.

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