Kassel / Gießen, 5. September 2024 – Wenn Menschen akut psychisch erkranken, ist ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik in vielen Fällen sinnvoll. Es gibt aber auch eine Alternative: Die stationsäquivalente Behandlung, kurz StäB. Vitos hat das Potenzial dieser Behandlungsalternative früh erkannt und inzwischen hessenweit zwölf mobile Behandler-Teams aufgebaut. Seit kurzem gibt es „Vitos Behandlung Zuhause“ auch für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche. 90 StäB-Expertinnen und -Experten unterschiedlicher Berufsgruppen sind nun in Gießen zu einer Fachtagung zusammengekommen und haben sich mit der Weiterentwicklung der häuslichen Behandlung befasst.
„Nicht für alle psychisch erkrankten Menschen ist eine stationäre Behandlung die beste Lösung – aus ganz unterschiedlichen Gründen“, sagte Reinhard Belling, Vorsitzender der Vitos Konzerngeschäftsführung. Er verwies darauf, dass die Behandlung in den eigenen vier Wänden für die Patientinnen und Patienten viele Vorteile mit sich bringe. So müssten sie ihr gewohntes Umfeld nicht verlassen und könnten die Behandlung direkt in ihrem Alltag umsetzen. Für psychisch Erkrankte, die auch noch Kinder betreuen oder Angehörige pflegen, wäre es zudem kaum möglich, sich in eine Klinik einweisen zu lassen. „Mit der Behandlung im häuslichen Umfeld schließen wir für diese Menschen eine Versorgungslücke. Wir betrachten StäB neben der stationären, tagesklinischen und ambulanten Behandlung deshalb als wichtige Säule in der psychiatrischen Versorgung“, so Belling.
Allein im vergangenen Jahr nutzten hessenweit 700 erwachsene Patientinnen und Patienten das StäB-Angebot, in der ersten Hälfte diesen Jahres waren es bereits 450. Damit ist Vitos für diese Behandlungsform Vorreiter in Hessen. Für den gemeinnützigen Klinikbetreiber, der als hessenweit größter Anbieter in der psychiatrischen Versorgung auch nach Lösungen für den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen suchen muss, bietet StäB einen weiteren Vorteil: Es bietet sehr attraktive Arbeitsplätze. Denn Pflegekräfte, Therapeut/-innen und Ärzt/-innen können ihre Arbeitszeiten flexibler gestalten. „Unsere Kolleginnen und Kollegen in den StäB-Teams spiegeln uns immer wieder, wie wirksam und effektiv die Behandlung in den eigenen vier Wänden ist – beispielsweise, weil sie das Umfeld einbeziehen oder Hilfestellung für die Umsetzung der Behandlung im Alltag bieten können“, sagt Prof. Dr. Florian Metzger, Ärztlicher Direktor des Vitos Klinikums Haina, der die Fachtagung moderierte. Metzger engagiert sich in der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) auch bundesweit dafür, StäB als Behandlungsalternative zu etablieren. Deutschlandweit gibt es für das zukunftsweisende Modell noch einige weiße Flecken auf der Landkarte: Während in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen der Ausbau schon weiter fortgeschritten ist, gibt es in benachbarten Bundesländern wie Thüringen oder Niedersachsen kaum entsprechende Angebote.
Vitos ist von dem Behandlungsmodell überzeugt und hat es deshalb kürzlich auch auf die Kinder- und Jugendpsychiatrie übertragen. Es gibt hessenweit bereits vier Teams, die psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld behandeln. Weitere StäB-Teams sind im Aufbau.
Bei der Fachtagung in Gießen ging es nun auch darum, inwieweit digitale Anwendungen die häusliche Behandlung ergänzen können oder ob sich die stationsäquivalente Behandlung auch für Patient/-innen eignet, die vor allem wegen einer Suchterkrankung behandelt werden müssen. Bisher spielt Sucht fast ausschließlich als Nebendiagnose in der häuslichen Behandlung eine Rolle. Dazu gab es einen Vortrag von Prof. Dr. Anil Batra, stellvertretender Ärztlicher Direktor und Leiter der Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung am Universitätsklinikum Tübingen.
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Hintergrund: Über Vitos
Vitos ist der größte Anbieter für die Behandlung von psychisch erkrankten Menschen in Hessen. Das Unternehmen betreibt psychiatrische, psychosomatische und forensisch-psychiatrische Kliniken sowie Einrichtungen der psychiatrischen Rehabilitation. Die begleitenden psychiatrischen Dienste richten sich mit ihrem Angebot an chronisch psychisch erkrankte Menschen.
Neben seiner Kernaufgabe – der Diagnostik und Behandlung psychisch erkrankter Menschen – betreibt Vitos auch eine neurologische Fachklinik in Weilmünster, eine orthopädische Fachklinik in Kassel sowie hessenweit Einrichtungen der Jugend- und Behindertenhilfe.
Vitos ist ein Unternehmen des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen. Zum Unternehmensverbund mit Zentrale in Kassel gehören 17 gemeinnützige Gesellschaften.
11.600 Mitarbeitende erwirtschaften an 115 Standorten einen jährlichen Gesamtertrag von einer Milliarde Euro. Sie behandeln insgesamt 44.000 Patient/-innen stationär/teilstationär und erbringen 300.000 ambulante Behandlungen im Jahr.