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Symposium: Vitos feiert 50 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie

Datum:
Fachbereich:
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Gesellschaft:
Vitos gGmbH

160 Fachkräfte tauschen sich auf Fachtagung in Gießen aus / Psychiatrische Versorgung für Kinder und Jugendliche steht vor großen Herausforderungen

Fachtagung zum Jubiläum 50 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie© Vitos
Stellten beim Symposium „Modern und nah. 50 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie“ in Gießen zeitgemäße Ansätze in der Behandlung von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen vor (v. l.): die Klinikdirektor/-innen Dr. Christoph Andreis (Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Herborn), Leyla Tekin-Gaimann (Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Hanau), Dr. Annette Duve (Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Riedstadt), Dr. Dietmar Eglinsky (Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Kassel) und Reinhard Belling, Vorsitzender der Vitos Konzerngeschäftsführung.

Kassel / Gießen, 30. Januar 2025 – Mit einer großen Fachtagung hat Vitos gestern in Gießen das Jubiläum "50 Jahre Kinder- und Jungendpsychiatrie" gefeiert. 160 Teilnehmende befassten sich dabei mit Herausforderungen und zeitgemäßen Ansätze in der Behandlung von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen.

"Wir sehen bereits seit geraumer Zeit – nicht erst seit der Pandemie – eine Zunahme psychischer Belastungen bei Kindern und Jugendlichen", sagte Reinhard Belling, Vorsitzender der Vitos Konzerngeschäftsführung, in seinem Festvortrag zum Auftakt der Veranstaltung. Habe Vitos vor zehn Jahren noch 2.700 junge Patientinnen und Patienten stationär behandelt, seien es aktuell etwa 3.700 – ein Zuwachs von 40 Prozent. In der tagesklinischen Behandlung habe sich die Zahl der Patientinnen und Patienten mit 1.500 im selben Zeitraum fast verdoppelt. Etwa 35.000 Kinder und Jugendliche werden ambulant behandelt, seit 2018 ist das einen Zuwachs von fast 15 Prozent.

Der Fachbereich ist also gefordert wie nie. Gleichzeitig ist der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie besonders spürbar. "Ein Grund hierfür ist sicherlich, dass sowohl in der generalistischen Pflegeausbildung als auch im Medizinstudium die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen einfach nicht im Fokus steht", sagte Belling. Verstärkt werde der Fachkräftemangel dadurch, dass vorhandenes Personal zunehmend durch die steigenden Anforderungen an die Dokumentation gebunden sei. Der Anteil der Bürokratie mache inzwischen 35 Prozent der täglichen Arbeit aus. "Dabei bräuchten wir unsere Fachkräfte an anderer Stelle viel dringender, nämlich in der direkten Arbeit mit unseren jungen Patientinnen und Patienten."   

Weiterentwicklung der Behandlung

Trotz dieser Herausforderungen entwickelt Vitos das Versorgungsangebot für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche stetig weiter. Derzeit baut Vitos die stationsäquivalente Behandlung für junge Patient/-innen aus. Sie stellt für schwer erkrankte Kinder und Jugendliche eine Alternative zur Behandlung im Krankenhaus dar. "Wir können mit diesem Angebot eine Versorgungslücke schließen. Denn wir erreichen damit Kinder und Jugendliche, die nicht stationäre aufgenommen werden können – zum Beispiel, weil sie mit einer Veränderung der Umgebung aufgrund ihrer Erkrankung nicht zurechtkommen", sagte Dr. Christoph Andreis, Klinikdirektor der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Herborn. Die Klinik bietet die häusliche Behandlung, die eine Alternative zum Krankenhausaufenthalt darstellt, seit zwei Jahren an und macht damit sehr gute Erfahrungen. Auch an anderen Standorten in Hessen hat Vitos mobile Teams aufgebaut, die Kinder und Jugendliche zu Hause behandeln. Ein weiterer Vorteil bei dieser Behandlungsform: Ursachen für die Erkrankung, die im Lebensumfeld der jungen Patientinnen und Patienten liegen, können schneller erkannt und direkt berücksichtigt werden.

Ein weiteres Beispiel für eine bedarfsgerechte Behandlung ist ein bundesweites Modellprojekt, an dem das Vitos Klinikum Riedstadt teilnimmt. Die Unterscheidung zwischen stationär, teilstationär, ambulant und stationsäquivalent ist dabei weniger starr. Die Behandlungsform kann flexibel angepasst werden – je nachdem, in welchem Stadium der Erkrankung sich der Patient oder die Patientin befindet.

Ein Blick zurück  

Die Fachtagung nahm auch die Anfänge der Kinder- und Jugendpsychiatrie in den Blick. Mitte der 1970er Jahre gründete der Landeswohlfahrtsverband Hessen in kurzer Folge die vier Fachkliniken in Herborn, Riedstadt, Marburg und Eltville. Zuvor gab es für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche keine Versorgung, die ihren Bedürfnissen entsprach. Sie waren in der Regel in der Erwachsenenpsychiatrie untergebracht. Die damalige Entwicklung hing eng mit der Psychiatrie-Enquête zusammen, die in Deutschland einen weitreichenden Veränderungsprozess in der psychiatrischen Versorgung einleitete. Anfangs wurden die jungen Patient/-innen fast ausschließlich stationär behandelt. Wegen der großen Versorgungsgebiete der Kliniken bedeutete das für die Kinder und Jugendlichen häufig, dass die Behandlung weit weg von ihren Familien und dem sozialen Umfeld stattfinden musste. Damit fehlte auch jede Möglichkeit, das Umfeld in die Behandlung einzubeziehen. Erst ab Mitte der 80er Jahre erfolgte der Ausbau von wohnortnahen Ambulanzen und Tageskliniken. 

Heute ist Vitos der hessenweit größte Anbietet für die Behandlung von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen. Das Unternehmen betreibt sechs Fachkliniken in Marburg, Herborn, Hanau, Kassel, Eltville und Riedstadt mit insgesamt fast 400 stationären Betten. Eine teilstationäre Behandlung findet in den 19 Tageskliniken statt, die über insgesamt 236 Plätze verfügen. Die 23 Ambulanzen ermöglichen eine wohnortnahe Versorgung für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche.

Hintergrund

Über Vitos

Vitos ist der größte Anbieter für die Behandlung von psychisch erkrankten Menschen in Hessen. Das Unternehmen betreibt psychiatrische, psychosomatische und forensisch-psychiatrische Kliniken sowie Einrichtungen der psychiatrischen Rehabilitation. Die begleitenden psychiatrischen Dienste richten sich mit ihrem Angebot an chronisch psychisch erkrankte Menschen.

Neben seiner Kernaufgabe – der Diagnostik und Behandlung psychisch erkrankter Menschen – betreibt Vitos auch eine neurologische Fachklinik in Weilmünster, eine orthopädische Fachklinik in Kassel sowie hessenweit Einrichtungen der Jugend- und Behindertenhilfe.

Vitos ist ein Unternehmen des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen. Zum Unternehmensverbund mit Zentrale in Kassel gehören 18 gemeinnützige Gesellschaften.

12.200 Mitarbeitende erwirtschaften an 114 Standorten einen jährlichen Gesamtertrag von einer Milliarde Euro. Sie behandeln insgesamt 44.000 Patient/-innen stationär/teilstationär und erbringen 300.000 ambulante Behandlungen im Jahr.

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