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Vom Modellprojekt zur Regelversorgung

Datum:
Fachbereich:
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Gesellschaft:
Vitos Kurhessen gGmbH

Landesregierung bestätigt Notwendigkeit der hessenweit einzigen Station für abhängigkeitskranke Jugendliche in Wabern. Vor drei Jahren wurde im nordhessischen Wabern das erste Behandlungsangebot für den qualifizierten Entzug suchtgefährdeter und abhängiger Kinder und Jugendlicher in Hessen als Modellprojekt eröffnet. Es handelt sich um eine Station für Abhängigkeitserkrankungen mit 10 Betten und einer angeschlossenen Ambulanz der Vitos Klinik Bad Wilhelmshöhe für Kinder- und Jugendpsychiatrie Kassel.

Foto: I. Raschka-Halberstadt

Noch bevor die dreijährige Probephase am 31. Mai dieses Jahres abläuft, hat die Landesregierung die Notwendigkeit dieses hessenweit einzigen Behandlungsangebotes für die Zukunft bestätigt. Die Empfehlung des 20-köpfigen Beirats, der die Arbeit der Station für Abhängigkeitserkrankungen in den ersten drei Probejahren kritisch begleitete, und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertung durch die Universität Kassel gaben den Ausschlag für das positive Votum des Hessischen Sozialministeriums. Es wird überdies das derzeit stationäre und ambulante Angebot für Kinder und Jugendliche um 12 tagesklinische Plätze erweitern.

Dauerhaftes Hilfeangebot

„Wir freuen uns, dass unsere erfolgreiche Arbeit bestätigt wurde und unsere Station für Abhängigkeitserkrankungen dauerhaft als Hilfeangebot zur Verfügung steht. Denn der Bedarf nach einem qualifizierten Entzug suchtgefährdeter und abhängiger Kinder und Jugendlicher in Nordhessen ist groß. Deshalb freut es uns umso mehr, dass dieses Jahr weitere 12 teilstationäre Plätze für die Behandlung hinzukommen“, so Irmgard Raschka-Halberstadt, Geschäftsführerin von Vitos Kurhessen.

Therapeutisches Konzept hat sich bewährt

„Nicht nur der Bedarf nach kompetenter Hilfe für suchtgefährdete und abhängige Jugendliche in Nordhessen hat sich bewahrheitet. Auch unser therapeutisches Konzept hat sich bewährt. Denn wir haben festgestellt, dass sich viele Jugendliche für den Einstieg in den Ausstieg aus der Sucht motivieren lassen. Sie erleben in unserer Behandlung die Vorbereitung auf ein suchtfreies Leben und arbeiten an ihrer gesellschaftlichen Wiedereingliederung mit. Einige der Jugendlichen beginnen sogar nach der Behandlung in unserem angeschlossenen pädagogisch-medizinischen Zentrum Wabern (PMZ*) eine Ausbildung“, so Dr. Mareike Schüler-Springorum, Klinikdirektorin der Vitos Klinik Bad Wilhelmshöhe.

Behandlungsangebot

Behandelt werden Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, die Suchtmittel konsumieren, deren Leben sich zunehmend um ihre Sucht dreht, bei denen psychische Erkrankungen wie z.B. Aufmerksamkeitsdefizit-Störungen und Depressionen sowie körperliche Folgeschäden wie etwa Hepatitis vorliegen. Neben der körperlichen Entgiftung und der Behandlung von ursächlichen oder begleitenden psychiatrischen Störungen und körperlichen Erkrankungen, werden die jungen Patienten zum Drogenverzicht  motiviert und bei ihrer schulischen, beruflichen und sozialen Weiterentwicklung unterstützt. Ein Team aus Ärzten, Sozialarbeitern und –pädagogen, Psychologen, Bewegungstherapeuten, Ergotherapeuten, Erziehern und Krankenpflegepersonal gestaltet die etwa vier- bis sechswöchige Behandlung.  Während der stationären Behandlung gibt es überdies ein breites Angebot: Sport- und Bewegungstherapie, Arbeitstherapie und Schulunterricht. Zur anschließenden Weiterbetreuung arbeitet das Behandlungsteam eng zusammen mit Einrichtungen wie z.B. der Drogen- und Jugendhilfe.

Die der Station für Abhängigkeitserkrankungen angeschlossene Ambulanz bietet eine Suchtsprechstunde sowie allgemeine kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik und Behandlung an. Die stationäre Aufnahme erfolgt in der Regel nach diagnostischer Vorklärung in der Ambulanz, die auch später die Nachsorge übernimmt.

Statistik

 

287 Kinder und Jugendliche (201 Jungen und 86 Mädchen) im Durchschnittsalter von knapp 16 Jahren wurden bis zum 31.12.2010 auf der Station für Abhängigkeitserkrankungen behandelt. Sie kamen überwiegend (80%) aus Kassel und Nordhessen, ansonsten aus Hessen und vereinzelt aus den angrenzenden Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. 90% der 287 jungen Patienten konsumieren regelmäßig Alkohol, 70% nehmen Cannabis und fast alle (97%) sind starke Raucher. Der Konsum von Amphetaminen z.B. Ecstasy liegt bei 20%. Nur vereinzelt lagen Abhängigkeiten von harten Drogen wie Heroin vor. Die meisten der behandelten Jugendlichen sind ganz erheblich in ihrer sozialen Entwicklung beeinträchtigt. Etwa 35% waren durch Sachbeschädigung, Diebstahl, Körperverletzung und Dealerei mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Die meisten leiden unter Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, Ängsten und haben ein gestörtes Sozialverhalten. Kein einziger der 287 Jugendlichen hatte ein reines Suchtproblem, sondern mindestens eine weitere begleitende psychiatrische Störung.

116 Jungen und Mädchen wurden am Ende der Behandlung nach Hause entlassen. 93 Jugendliche gingen nach ihrer Entlassung in stationäre Einrichtungen der Drogen- oder Jugendhilfe. Davon wurden 100 Patienten in der angeschlossenen Ambulanz weiter behandelt.

 

 

*Das PMZ (Kurfürstenstraße 26 in Wabern) ist ein Kompaktangebot für in ihrer seelischen und sozialen Entwicklung beeinträchtigte, suchtgefährdete und problembelastete Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Die Vitos Klinik Bad Wilhelmshöhe für Kinder- und Jugendpsychiatrie Kassel und das Vitos pädagogisch-medizinische Zentrum Wabern sind Einrichtungen von Vitos Kurhessen.

 

Weitere Informationen erhalten Sie über die Klinikdirektorin, Frau Dr. Mareike Schüler-Springorum

Tel: 0173 6 66 59 71; Email: mareike.schueler-springorum@vitos-kurhessen.de

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