Suche

Mehr als 100 Jahre Orthopädie

Geschichte des Hauses

Die Vitos Orthopädische Klinik ist ein Haus, in dem es unser erstes Interesse ist, Menschen von Schmerzen zu befreien, ihre Leiden zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Vor mehr als 100 Jahren nahmen sich die beiden Sanitätsräte Dr. Adolf Alsberg und Dr. Paul Möhring das gleiche vor.

1917: Heilstätte Lindenberg
Zu Beginn des Jahres 1915 – die Zahl der Kriegsverletzten, die orthopädische Hilfe brauchten, nahm zu – wurde die Stiftung Heilstätte Lindenberg in Kassel Bettenhausen ins Leben gerufen. Zweck der Stiftung war die Schaffung einer Klinik – unserer Klinik. Der Bezirkskommunalverband Kassel (Rechtsvorgänger des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen) sowie die Stadt Kassel, die Landesversicherungsanstalt Hessen, der Verein zur Verhütung und Heilung von Krüppelleiden und zahlreiche private Spender brachten das nötige Stiftungskapital von 400.000 Reichsmark auf. 1917 startete der Klinikbetrieb.

Die als „Krüppel-Heil und Lehranstalt“ konzipierte Heilstätte Lindenberg diente in den ersten Jahren noch als Reservelazarett und Versorgungskrankenhaus für Kriegsbeschädigte des Ersten Weltkriegs. 1921 wurde sie ihrer eigentlichen Bestimmung als Orthopädisches Krankenhaus für allgemeine Krüppelfürsorge übergeben. Übrigens: Der Ausdruck Krüppel (von kröpel = der Gekrümmte) bezeichnete damals wertfrei einen in seiner Bewegungsfähigkeit physiologisch dauerhaft behinderten Menschen. Schwerpunkt war die Behandlung von Kindern nach Erkenntnissen der modernen Orthopädie.

Einer der beiden damalige Ärztlichen Leiter, Dr. Adolf Alsberg, veröffentlichte 1932 einen Aufsatz über die Aufgaben des Hauses, der sehr bewegend ist, vor allem, wenn man weiß, dass der jüdische Sanitätsrat nur ein Jahr später von den Nationalsozialisten gezwungen wurde, sein Amt niederzulegen.

Alsberg schreibt:  (…) „Was hat es nun auf diesem Gebiet (Anm.: der Krüppelvorsorge) früher in Kurhessen gegeben? Man kann wohl sagen: So gut wie nichts, denn Krüppelfürsorge bedeutete hier wie an vielen anderen Orten im besten Falle Almosen geben oder Bewahrung der Unglückseligen in Siechanstalten. (…) Erst der große Lehrmeister Krieg machte der Allgemeinheit klar, was an allen Stellen versäumt war. So entstand (…) in Kassel die Heilstätte Lindenberg (…). Hier ist nun in unserer engeren Heimat eine Anstalt geschaffen worden, die den drei Anforderungen entspricht, die heute an eine vollwertige Krüppel-Heilanstalt gestellt werden müssen, nämlich klinische, fachärztliche Behandlung, regelrechter Schulunterricht und Ausbildung in Berufsarten, die für Verkrüppelte geeignet sind. (...) Gehen Sie mit mir im Geiste durch (…) die Heilstätte Lindenberg, so finden Sie kein Krüppelelend, sondern sie finden klinische Säle voller Licht, finden große Liegehallen, in denen Licht und Luft zum Wohle der Kranken ausgenutzt werden, Sie finden einen großen Turnsaal mit Apparaten, die zur Ertüchtigung der Kranken dienen und in dem viele Kinder erst dank ärztlicher Hilfe und Beschaffung von Schienen und ähnlichen Hilfsmitteln die ersten Schritte machen, nachdem sie vorher gänzlich hilflos waren…

1946: Bathildisheim in Arolsen, ehemaliges Militärlazarett
Auch der zweite Standort unseres Hauses ist eng mit der Geschichte unseres Landes verbunden: Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war die orthopädische Versorgung der Bevölkerung auf dem Tiefpunkt. Im Gegensatz dazu stieg die Zahl der Menschen mit orthopädischem Behandlungsbedarf durch die Kriegsfolgen stark an. Da keine geeigneten Gebäude im zerstörten Kassel vorhanden waren, wurde 1946 eine Orthopädische Klinik mit 65 Betten in einem Flügel des Bathildisheims in Arolsen errichtet. Das dort untergebrachte Militärlazarett war aufgelöst worden, aber die Behandlungs- und OP-Räume konnten mit Inventar übernommen werden.

1950: Wittichkaserne in Kassel-Wilhelmshöhe
Jedoch: Die orthopädische Versorgungssituation der Bevölkerung entspannte sich nicht. Die Patientenzahl stieg stetig, und der Bezirkskommunalverband Kassel (später LWV) hielt wieder nach einem Kasseler Domizil Ausschau. Geeignet schien ein Gebäude der im Krieg zerstörten Wittichkaserne in Kassel-Wilhelmshöhe. Mit einem Kostenaufwand von 600.000 DM entstand dort eine neue Orthopädische Klinik mit zunächst 140 Betten, die nach damaligem Stand der Orthopädie eine Vorzeige-Einrichtung war.

Schnell zeichnete sich jedoch ab, dass die Bundesregierung das Kasernengebäude für die Stationierung der eigenen Streitkräfte benötigen würde. Nach und nach zogen Soldaten in die anderen Gebäude des Areals ein, was zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Klinikbetriebs führte. Die Klinik wurde mehr und mehr zu einem Fremdkörper im Kasernenbetrieb, was mit einer erheblichen Belastung für Patienten und Beschäftigte einherging. Die wegen des stetig wachsenden Behandlungsbedarfs erhöhte Bettenzahl von 140 auf 175 verursachte eine immense räumliche Enge. Gründe für die LWV-Verbandsversammlung, 1958 den Neubau einer orthopädischen Klinik zu beschließen, um eine grundlegende Verbesserung der orthopädischen Versorgung der Menschen im Regierungsbezirk Kassel zu gewährleisten.

Heute
Die heutige Orthopädischen Klinik an der Wilhelmshöher Allee, hat sich seit ihrem Start 1965 zu einer der größten und bekanntesten, vielfach ausgezeichneten orthopädischen Fachkliniken Europas entwickelt hat. Wir schauen zurück auf mehr als 100 Jahre, in denen unglaublich viel passiert ist: Kriege und Not, die menschenverachtende Zeit des Nationalsozialismus, bahnbrechende Fortschritte in der Medizin und entscheidende Entwicklungen im Gesundheits- und Sozialwesen. Unsere Fotoausstellung im Erdgeschoss lässt diese Geschichte lebendig werden. Auch wenn die Zeiten - gerade in den ersten 50 Jahren - schwer und die Behandlungsmöglichkeiten im Vergleich zu heute dürftig waren: Das Wohl des Patienten stand für Ärzte und Pflege immer an erster Stelle.

Kleine Chronik des Hauses

Standorte

  • 1917-1934: Heilstätte Lindenberg in Kassel Bettenhausen
  • 1946-1950: Orthopädische Klinik im ehemaligen Militärlazarett Arolsen
  • 1950-1965: Orthopädische Landesklinik in der Wittichkaserne in Kassel Wilhelmshöhe, Frankenstraße 40
  • Seit 1965: Orthopädische Landesklinik in der Wilhelmshöher Allee/ Vitos Orthopädische Klinik Kassel (seit 2009)

Ärztliche Leiter

  • Sanitätsrat Dr. Adolf Alsberg (1917-1933)
  • Sanitätsrat Dr. Paul Möhring (1917-1934)
  • Prof. Dr. Erwin Schrader (1946-1952)
  • Prof. Dr. Heinrich Breitenfelder (1952-1970)
  • Prof. Dr. Wolfgang Krause (1971-1994)
  • Prof. Dr. Dr. Werner Siebert (1994 bis 2019)
  • Prof. Dr. Guido Heers (2019 bis heute)

Fotoalbum

Mehr als 100 Jahre Orthopädische Klinik Kassel

Einrichtungssuche

Auswahl filtern:
Angebotsart:

Es gibt insgesamt 276 Einrichtungen