Die damalige Landesheilanstalt Eichberg war maßgeblich beteiligt an den Tötungen und diente als Durchgangsstation nach Hadamar. Von 1941 bis 1945 war sie Sitz einer sogenannten „Kinderfachabteilung“, in der behinderte Kinder systematisch getötet wurden. Die Zahl der ermordeten Eichberger Patientinnen und Patienten wird auf über 5.000 geschätzt.
Die Gedenkfeier fand auf dem Eichberg, am Gedenkstein neben der Kapelle, statt. Auch in diesem Jahr kamen wieder Mitarbeitende, Angehörige von Opfern und Vertreter/-innen aus der Politik zusammen, um an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen auf dem Eichberg zu erinnern. Nach der Begrüßung der Gäste durch die Klinikdirektorin der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Eltville, PD Dr. Martina Pitzer, hielt Dr. Katherine Lukat die diesjährige Gedenkrede. Dr. Katherine Lukat leitet das Sachgebiet Gedenkstätten und Stadtgeschichte im Stadtarchiv Wiesbaden und ist Mitglied der Historischen Kommission für Nassau sowie der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen und Mitglied im Sprecher/-innenrat der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen in Hessen. In ihrer Rede beleuchtete sie das Sonderprogramm zur Ermordung jüdischer Psychiatriepatientinnen und -patienten in der sogenannten Euthanasie und machte die Maschinerie der NS-Krankenmorde anhand von einzelnen Biografien und Schicksalen jüdischer Psychiatriepatient/innen aus Wiesbaden eindrücklich deutlich. Eines der Schicksale, das sie in den Fokus rückte, ist das von Fritz Salomon: „Zu den Opfern der dezentralen Krankenmorde auf dem Eichberg gehörte auch Fritz Salomon. Die Meldekartei der jüdischen Einwohner Wiesbadens, die die Jüdische Gemeinde 1939 im Auftrag der Gestapo führen musste, gibt ab dem 7. August 1941 die Heilanstalt Eichberg als Adresse des 1885 in Koblenz geborenen Salomon an. Wir wissen über ihn, dass er seit 1898 in Wiesbaden lebte, in den 1920er Jahren eine Warenvertretung in der Adelheidstraße 94 führte, SPD-Mitglied war und wegen eines Streits 1935 eine fünfmonatige Haftstrafe erhalten hatte. Nach seiner Entlassung lebte er mit seiner Mutter Amalie im Haus der Familie in der Adelheidstraße 94. Nach deren Tod 1941 musste sich Fritz Salomon wohl auf Veranlassung der Gestapo einer ärztlichen Begutachtung unterziehen, nach der er als ‚Schwachsinniger‘ auf dem Eichberg eingewiesen wurde. Er wurde am 9. Januar 1943 hier ermordet.“
Im Anschluss an die Rede wurde die Inschrift des Gedenksteins von zwei Patient/-innen der Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit verlesen. Die katholische Seelsorgerin Anna Schubert betete mit den Anwesenden einen Klagepsalm, anschließend legten die Gäste weiße Rosen auf dem Gedenkstein nieder.