
Eltville, 16. Juli 2024 – Digitale Medien wie Streaming-Dienste, Social Media oder Online-Spiele sind für die meisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland fester Bestandteil des Alltags. Einige entwickeln jedoch ein ungesundes Medienverhalten, bis hin zur Abhängigkeit. Bei Vitos Rheingau kommt zur Behandlung sogenannter medienbezogener Störungen nun im Rahmen einer großen Studie ein App-basiertes Trainingsprogramm zum Einsatz.
Das Therapiekonzept Res@t (kurz für Ressourcenstärkendes Adoleszenten- und Eltern-Training bei Medienbezogenen Störungen) wurde am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) entwickelt. Es umfasst ein zehnwöchiges digitales Training, das als App auf dem Smartphone oder Tablet durchgeführt werden kann. Durch das Absolvieren verschiedener Module soll es dazu beitragen, Symptome bei einem problematischen Nutzungsverhalten digitaler Medien zu reduzieren und emotionale Stressregulation, soziale Fähigkeiten und einen gesunden Lebensstil der Kinder und Jugendlichen zu fördern. Auch die Eltern werden dabei mit eingebunden. Aktuell läuft eine bundesweite Studie, die interessierten Familien die Teilnahme an dem Programm über eine der kooperierenden Kliniken oder Praxen ermöglicht.
Die vier Vitos Kinder- und Jugendambulanzen für psychische Gesundheit in Eltville, Wiesbaden, Idstein und Kelkheim beteiligen sich an dem Projekt und bieten die Teilnahme an dem Res@t-Projekt therapiebegleitend an. Im Frühjahr fanden die ersten Screenings mit Patientinnen und Patienten statt. Das Interesse der Kinder und Jugendlichen ist groß, so Dr. Daniel Sammet, leitender Arzt der Vitos Kinder- und Jugendambulanz für psychische Gesundheit Wiesbaden: „Wir haben damit begonnen, gezielt Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren anzusprechen, die in unseren Ambulanzen in Behandlung sind und die Symptome eines problematischen Nutzungsverhaltens digitaler Medien zeigen. Die Resonanz der meisten ist sehr positiv.“
Eine pathologische Nutzung digitaler Medien hat in den letzten Jahren, auch durch die Corona-Pandemie, bei Kindern und Jugendlichen zugenommen. Etwas sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland entwickeln Symptome einer medienbezogenen Störung. Diese Prozentzahl spiegelt sich auch in den Kinder- und Jugendambulanzen bei Vitos wider. „Die Res@t-App ist für die jungen Patient/-innen ein zusätzlicher Baustein in der Behandlung“, erklärt Fabian Fuchs, leitender Psychologe der Vitos Kinder- und Jugendambulanz in Idstein. „Die Jugendlichen und ihre Eltern absolvieren die Module zu Hause, das Programm bietet ihnen also einen zusätzlichen Nutzen über die reguläre Ambulanzbehandlung hinaus.“ In den Ambulanzen wird die Durchführung während der zehn Wochen eng begleitet und es erfolgt eine Vor- und Nachbereitung, die auch in die Ergebnisse der Studie einfließt.
PD Dr. Martina Pitzer, Klinikdirektorin der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Eltville, hat die Teilnahme der vier Ambulanzen am Res@t-Projekt in die Wege geleitet und den Kontakt zum UKE hergestellt. „Durch die Teilnahme an der Studie ermöglichen wir unseren Patientinnen und Patienten einen frühzeitigen Zugang zu neuen Behandlungsmöglichkeiten“, betont sie. „Gleichzeitig beteiligen wir uns am wissenschaftlichen Fortschritt und arbeiten eng mit der Studienorganisation des UKE zusammen.“
Auch Geschäftsführer Servet Dag sieht die Res@t-App als Bereicherung für die Behandlung: „In den letzten Jahren konnten wir bereits große Schritte in Richtung Digitalisierung beschreiten, insbesondere in der Erwachsenenpsychiatrie – sei es mit der Implementierung eines Online-Portals für psychische Gesundheit oder dem Aufbau der Virtual-Reality-Therapie. Ich freue mich, dass wir diesen Weg auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie konsequent gehen und uns für neue und innovative Behandlungsmethoden öffnen.“
Wer sich für eine Teilnahme am Res@t-Trainingsprogramm interessiert, kann sich in den vier teilnehmenden Ambulanzen von Vitos Rheingau in Eltville, Wiesbaden, Idstein oder Kelkheim melden. Im Rahmen des regulären Anmeldeverfahrens für einen ambulanten Platz wird geprüft, ob die Voraussetzungen für die Teilnahme erfüllt sind. Kontaktmöglichkeiten finden Sie online unter https://www.vitos.de/gesellschaften/vitos-rheingau/einrichtungen/vitos-kinder-und-jugendambulanzen-fuer-psychische-gesundheit/.
Das Res@t-Forschungsprojekt läuft noch bis August 2025 und soll bei erfolgreicher Evaluierung deutschlandweit zugänglich gemacht werden.