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Untersuchung des Geländes rund um die Kalmenhof-Gedenkstätte

Datum:
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend
Gesellschaft:
Vitos Rheingau gGmbH

Vitos Rheingau, LWV Hessen, die Stadt Idstein und der Volksbund Kriegsgräberfürsorge suchen gemeinsam Klarheit über mögliche weitere Grablagen

Mit einer Georadaruntersuchung wollen Vitos Rheingau, der LWV Hessen, die Stadt Idstein und der Volksbund Kriegsgräberfürsorge endgültig feststellen, wo sich außerhalb der Gedenkstätte Kalmenhof weitere Grablagen von Krankenmordopfern  befinden. Damit setzen sie einen Beschluss des Kalmenhof-Krankenhaus-Gremiums um, den die Verbandsversammlung des LWV Hessen nachdrücklich unterstützt.

Grundlage für diese Untersuchung ist ein im Januar 2019 von Vitos Rheingau veröffentlichter Historiker-Bericht. Dessen Verfasser haben die verfügbaren Quellen zur Frage der Grablagen gesichtet und sind zu dem Schluss gekommen, dass sich mit großer Wahrscheinlichkeit weitere Grablagen außerhalb des Areals der Gedenkstätte befunden haben. Somit müssten sterbliche Überreste von im Kalmenhof-Krankenhaus zwischen 1939 und 1945 ermordeten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen immer noch dort zu finden sein.

Um dies festzustellen wird die Firma Eggert am 11. Juni die in Frage kommenden Grundstücke mit dem Georadar-Verfahren untersuchen. Das GeoRadar ist ein hochfrequentes, elektromagnetisches Messgerät und dient der zerstörungsfreien Erkundung von Untergründen. Die Firma Eggert unter ihrem Geschäftsführer Winfried Leusbrock unterstützt den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit diesem Verfahren ehrenamtlich bei der Gräbersuche.  

Hintergrundinformation

Das in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als Isolierstation für die Behinderteneinrichtung Kalmenhof erbaute „Kalmenhof-Krankenhaus“ wurde unter der nationalsozialistischen Diktatur als so genannte Kinderfachabteilung genutzt – ein Euphemismus für Krankenhausabteilungen, in denen behinderte oder psychisch kranke Kinder im Rahmen des „Euthanasie“-Programms der Nationalsozialisten ermordet wurden. Zwischen 1941 und 1945 starben im Kalmenhof wohl rund 700 Kinder. Für die im Kalmenhof ermordeten oder zur Tötung in die Gasmordanstalt Hadamar gebrachten Männer, Frauen und Kinder errichtete der Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV) 1987 hinter dem Krankenhausgebäude eine Gedenkstätte. Das Grundstück der Gedenkstätte ist und bleibt im Besitz des LWV.

Das ehemalige Krankenhausgebäude in Idstein wurde ab 1969 als erste kinder- und jugendpsychiatrische Klinik Hessens genutzt. Sie zog 1974 in einen Neubau auf dem Eichberggelände in Eltville um; eine Station blieb in Idstein vor Ort. Im Zuge der Umwandlung der Eigenbetriebe des Landeswohlfahrtsverbandes in gemeinnützige Gesellschaften mbH im Jahr 2007 wurde die Immobilie am Veitenmühlberg auf Vitos Rheingau übertragen. Kurze Zeit später zog die kinder- und jugendpsychiatrische Behandlungseinheit in die Robert-Koch-Straße, wo sie sich ein Gebäude mit der Helios Klinik Idstein teilt. Das ehemalige Krankenhausgebäude steht seither leer und wurde bereits wiederholt durch Vandalismus beschädigt. 

Forschungsbericht und Gremium

Die beiden Wissenschaftler Dr. Harald Jenner und Christoph Schneider hatten von Januar bis Juni 2018 im Auftrag von Vitos Rheingau und auf Vorschlag des seit 2017 zum Umgang mit der Immobilie Kalmenhof-Krankenhaus tagenden Gremiums die vorliegenden Quellen gesichtet und verfügbare Zeitzeugen befragt, insbesondere zu der ersten großen Bestandsaufnahme zum Kalmenhof in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Im Zentrum ihrer Untersuchung stand die Frage nach der genauen Lage der Gräberfelder des „Kalmenhof-Friedhofs“ und die Frage, in welchen Räumlichkeiten genau sich die „Kinderfachabteilung“ befand. Im Rahmen des Projekts wurden auch die Zeugenaussagen während der Kalmenhofprozesse nach 1945 gesichtet. Insgesamt entstand so ein differenziertes und in Details auch modifiziertes Bild des Mordgeschehens im Kalmenhof-Krankenhaus und des Umgangs mit den Leichnamen der Ermordeten.

Mitglieder des Gremiums, das von Altbürgermeister Gerhard Krum geleitet wird, sind der Geschäftsführer von Vitos Rheingau Servet Dag, Bürgermeister Christian Herfurth, die Fraktionsvorsitzenden der in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Parteien oder von diesen benannte Stellvertreter: Roland Hoffmann (FDP), Sven Hölzel (SPD), Andreas Ott (FWG), Peter Piaskowski (CDU) und Jürgen Schmitt in Vertretung von Anke Reineke-Westphal (Die Grünen). Weiter gehört der langjährige Stadtverordnetenvorsteher Thomas Zarda dem Gremium an sowie Edeltraud Krämer, die Geschäftsführerin der Vitos Teilhabe gGmbH, Dr. Jan Erik Schulte, Leiter der Gedenkstätte Hadamar, die Publizistin Martina Hartmann-Menz, Eberhard Kriews und Pfarrer Kirsten Brast.

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