
„Es ist wichtig, die bestehenden Hilfen der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Jugendhilfe im Kreis so aufeinander abzustimmen, dass Kindern und Jugendlichen mit einem komplexen Hilfebedarf und ihren Familien optimal geholfen werden kann. Durch die Kooperationsvereinbarung können wir das langfristig sicherstellen und verstetigen. Ich bin sehr froh, dass mit dem Staatlichen Schulamt auch ein Akteur mit an Bord ist, der die schulspezifische Sichtweise einbringt, sodass eine bestmögliche Beschulung der betroffenen Kinder und Jugendliche sichergestellt werden kann“, so der hauptamtliche Kreisbeigeordnete und für das Jugendamt zuständige Dezernent Matthias Schimpf.
In einer gemeinsamen Steuerungsgruppe, die mindestens zweimal im Jahr zusammenkommt, werden die Inhalte der Vereinbarung umgesetzt und weiterentwickelt. Darüber hinaus finden Fallkonferenzen statt, in denen individuelle Einzelfälle institutionsübergreifend bearbeitet werden. Hierfür wird gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien gemeinsam die aktuelle Situation erörtert, Ziele festgelegt und Maßnahmen definiert, um diese zu erreichen.
Dr. Annette Duve, Klinikdirektorin der Vitos Kinder- und Jugendklinik, betont die positiven Aspekte der Kooperationsvereinbarung: „In Zeiten steigenden Bedarfs und knapperer Ressourcen ist eine gute Zusammenarbeit und Koordination der Hilfen essentiell. Im Laufe der Jahre ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der unterschiedlichen Institutionen entstanden, ganz im Sinne der Kinder und Jugendlichen und ihrer Familien.“ Die Klinik hat neben dem Hauptstandort in Riedstadt auch Außenstellen in Form einer kinder- und jugendpsychiatrischen Ambulanz und Tagesklinik in Heppenheim. Sie sind Teil der engen Verzahnung zum Jugendamt und dem Staatlichen Schulamt.
Hintergrund der Kooperation
Begonnen hat die Zusammenarbeit 1998 auf Initiative des damaligen Landesjugendamtes. Deren Schwerpunkte lagen zunächst im Bereich der Frühen Hilfen und darin, verlässliche Strukturen und Angebotsformen für die Betreuung und Therapie von Kindern- und Jugendlichen aufzubauen. Hierfür bestand vor allem eine Kooperation mit der Vitos Kinder- und Jugendambulanz für psychische Gesundheit Heppenheim. Erste Erfolge dieser Kooperation zeigten sich beispielsweise im Aufbau eines Netzwerks für Kinder mit ADHS, dem Vertreter/-innen aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Jugendhilfe, dem Schulamt, des Schulmedizinischen Dienstes, den Erziehungsberatungsstellen sowie niedergelassenen Kinderärzt/-innen, Psychiater/-innen und Ergotherapeut/-innen angehörten.
Ab 2009 wurden jährliche Fachtage mit dem Ziel, Grundlagen für die regionale Kooperation zu entwickeln und auszubauen, veranstaltet. 2013 erfolgte die feierliche Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung und die Vorstellung des Verfahrensablaufs der gemeinsamen Fallkonferenzen. Im Jahr 2016 erfolgte die regelhafte Einbindung des Schulamtes in die Steuerungsgruppe. Die Auswirkungen dieser Einbeziehung waren spätestens im Jahr 2018, beim Fachtag „Täglich Schule – wie geht das? – Gelungene Kooperation bei Schulabsentismus“ unter Einbezug des Schulamtes und der Schulen im Kreis Bergstraße spürbar.