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Kalmenhof-Krankenhaus - Vergangenheit und Zukunft

Geschichte des Kalmenhof-Krankenhauses

© LWV-Archiv, F81, Nr.693
Schwarz-Weiß-Foto des Kalmenhof-Krankenhauses aus dem Jahr 1930

Das Kalmenhof-Krankenhaus wurde 1927 gebaut. Es diente zunächst als Isolierstation für die Behinderteneinrichtung Kalmenhof. „Die Erbauung eines kleinen Krankenhauses hat sich als dringendes Erfordernis herausgestellt für den Fall, dass in der großenteils mit Kindern belegten Anstalt übertragbare Krankheiten entstehen sollten“, schrieb der Frankfurter Architekt Friedrich Ronnefeldt 1926.  

Unter den Nationalsozialisten wurde das Gebäude nach Kriegsbeginn 1939 als Lazarett genutzt. Ab 1941 diente es zusätzlich als "Kinderfachabteilung" -  ein Euphemismus für Krankenhausabteilungen, in denen behinderte oder psychisch kranke Kinder im Rahmen des „Euthanasie“-Programms der Nationalsozialisten ermordet wurden. Zwischen 1941 und 1945 starben im Kalmenhof rund 700 Kinder, die meisten von ihnen durch Morphium-Spritzen, Überdosen an Schlafmitteln und durch Nahrungsentzug.

Es handelt sich also um ein historisch extrem belastetes Gebäude, in das 1969 die erste kinder- und jugendpsychiatrische Klinik Hessens einzog. 1974 wurde die Klinik in einen Neubau auf das Eichberggelände in Eltville verlegt; eine Station blieb in Idstein. Deshalb wurde das Gebäude am Veitenmühlberg mit Gründung der Vitos GmbH auf Vitos Rheingau übertragen. Die kinder- und jugendpsychiatrische Station zog wenig später in die Idsteiner Robert-Koch-Straße. 2022 ging das Gebäude in den Besitz von Vitos Teilhabe über.

Ergebnisse Rechtsmedizin - Untersuchungen an drei Skeletten

Nachdem der Forschungsbericht und Georadaruntersuchungen Hinweise auf Gräber außerhalb einer als Kriegsgräberstätte ausgewiesenen Fläche erbrachte, erfolgten im Sommer 2020 Grabungen.

Das Ergebnis: Außerhalb der Kriegsgräberstätte fanden sich keine Gräber. Innerhalb des Areals wurde eine Mehrfachbestattung von drei Individuen in einer 160 × 65 cm großen Grube entdeckt. Die knöchernen Überreste wurden exhumiert und makroskopisch, radiologisch, toxikologisch und molekulargenetisch untersucht.

Diskussion: Die Ergebnisse stützen historische Angaben, wonach Gräber mehrfach belegt wurden. Demgegenüber war eine Unterteilung des Friedhofes nach dem Sterbealter nicht nachvollziehbar, ebenso wenig, dass sich auf angrenzenden Grundstücken Gräber befinden. Die knöchernen Überreste wurden am Volkstrauertag 2020 im Rahmen einer Gedenkveranstaltung wieder beigesetzt.

Die Erkenntnisse wurden in einem wissenschaftlichen Manuskript zusammengefasst.

Gesellschaft:
Vitos Teilhabe gGmbH
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend

Ergebnisse Rechtsmedizin

Georadar-Untersuchung auf dem Kalmenhofgelände

Vitos Rheingau, Vitos Teilhabe und dem LWV Hessen liegen die Ergebnisse der im Juni 2019 erfolgten Georadar-Untersuchung vor. Die Vermutung, dass auch außerhalb des Gedenk-Areals auf dem Kalmenhof-Gelände „Euthanasie“-Opfer verscharrt wurden, hatte sich erhärtet, konnte aber durch die im Sommer und Herbst 2020 erfolgten Feststellungsgrabungen nicht bestätigt werden. 

Nachfolgend finden Sie den Analysebericht und die Auswertung der Untersuchung.

Hier finden Sie die Pressemitteilung zu den Grabungsergebnissen. 

Gesellschaft:
Vitos Teilhabe gGmbH
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend

Analysebericht Georadar Idstein

Gesellschaft:
Vitos Teilhabe gGmbH
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend

Analysebericht Georadar Eltville

Gesellschaft:
Vitos Teilhabe gGmbH
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend

Auswertung Georadar

Kalmenhof-Krankenhaus in Idstein steht mit Gräberfeld und Liegehalle als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz

Seit dem 1. April 2020 steht die Sachgesamtheit aus Krankenhaus, Liege-(Leichen-)halle und dem seit 1984 als Gedenkort dienenden Gräberfeld aus geschichtlichen Gründen unter Denkmalschutz.

Mehr erfahren Sie in der Pressemeldung des hessischen Landesamtes für Denkmalpflege.

Zukunftswerkstatt Kalmenhof-Krankenhaus und Gedenkort

In der von der Stadt Idstein, dem Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV) und Vitos Rheingau einberufenen Zukunftswerkstatt, die am 22. August 2019 stattfand, diskutierten rund 40
Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Zukunft des Kalmenhof-Krankenhauses und darüber, wie ein würdiges Gedenken an die Opfer der Euthanasie-Verbrechen in Idstein gewährleistet werden kann.

Das Rondell am Gedenkort Kalmenhof© Vitos Teilhabe

Forschungsbericht 2018

Das ehemalige Krankenhausgebäude steht seit Ende 2007 leer.  Der Versuch von Vitos Rheingau, die Immobilie zu verkaufen, stieß wegen der Geschichte des Gebäudes auf massive öffentliche Kritik, die dazu führte, dass in Idstein ein regional verankertes Gremium einberufen wurde, das sich mit den Möglichkeiten und Grenzen einer Nutzung auseinandersetzen sollte.  Im Rahmen der Diskussion in diesem Gremium ergab sich die Notwendigkeit, offene Fragen rund um die Immobilie zu klären. Zentral waren insbesondere die Frage nach der tatsächlichen Lage des Friedhofs, auf dem ein größerer Teil der im Krankenhaus ermordeten Menschen begraben wurde und die Frage, wie die räumliche Aufteilung im Gebäude, das ja auch als Lazarett diente, tatsächlich gewesen sei. Vitos Rheingau hat deshalb zwei mit der Krankenmordgeschichte  vertraute Wissenschaftler, den Kulturwissenschaftler Christoph Schneider und den Historiker und Archivar Dr. Harald Jenner beauftragt, den Forschungsstand zu überprüfen.

Ihren seit Juli 2018 vorliegenden Bericht stellen wir in seinen diesen beiden Fragen gewidmeten Teilen der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Hier lesen Sie den Forschungsbericht (Teil 1)

Hier lesen Sie den Forschungsbericht (Teil 2)

Kalmenhof-Krankenhaus-Gremium hat seine Aufgabe erfüllt

In der 13. Sitzung des Kalmenhof-Krankenhaus Gremiums wurde der Beschluss gefasst, das Gremium aufzulösen. Hintergrund hierfür ist ein von Gerhard Krum, dem Altbürgermeister der Stadt Idstein und Vorsitzenden des Gremiums, vorgelegter Beschlussvorschlag, welcher die Aufgabe des Gremiums als erfüllt ansieht und Vitos Rheingau auffordert, die Mitglieder von ihrer ehrenamtlichen Arbeit zu entbinden.

Die konstituierende Sitzung des Kalmenhof-Krankenhaus-Gremiums fand am 30. November 2016 statt. Auslöser zur Gründung war die in der Öffentlichkeit entstandene Empörung über die im Juli 2016 durch eine Immobilienanzeige bekannt gewordene Absicht, das Gebäude zu verkaufen. Das Gremium wurde daher beauftragt, Möglichkeiten der zukünftigen Nutzung zu prüfen. Dass diese Aufgabe nach vier Jahren intensiver Arbeit erfüllt ist, war sich das Gremium einig und folgte dem Beschlussvorschlag.

Die vollständige Pressemeldung hierzu finden Sie unter folgendem Link

Den Beschluss des Kalmenhof-Krankenhaus-Gremiums können Sie unter diesem Link einsehen.

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