Die ärztliche und pflegerische Leitung der Hadamarer Klinik ist erst seit kurzem im Amt und stellte sich dem Gremium vor. Sandra Manegold, seit Januar Ärztliche Direktorin, skizzierte kurz ihren beruflichen Werdegang. Die doppelte Fachärztin der Neurologie und Psychiatrie kam von der LVR-Klinik Köln nach Hadamar und hat langjährige Erfahrung im forensischen Bereich. Dies trifft auch auf den neuen Pflegedirektor Frank Voss zu, der seit Mai im Unternehmen ist. Der ausgewiesene Fachmann für die Psychiatrie kann auf mehrjährige Erfahrung in unterschiedlichen pflegerischen Leitungspositionen zurückgreifen. Beide Führungskräfte begrüßten eine enge Zusammenarbeit mit dem Beirat und freuten sich auf einen offenen Dialog und konstruktiven Austausch.
Vitos reagiert auf Belegungsanstieg in Hessen
Mit großem Interesse verfolgte der Beirat die Schilderungen Martin Neßholds (Vitos Holding) zur Belegungs- und Kapazitätsplanung im Maßregelvollzug. Der Leiter der Abteilung Maßregelvollzug stellte dar, dass das letzte Jahrzehnt von sehr gegenläufigen Tendenzen geprägt war. Während es in den Jahren 2012 bis 2016 einen kontinuierlichen Rückgang der Patient/-innenzahlen in Hessen gab, steigen diese seit 2016 wieder deutlich an. “Für die Kapazitätsplanung bedeutet diese nicht vorherzusehende Entwicklung eine große Herausforderung“, so Neßhold. „Es ist grundsätzlich nicht möglich, die Belegung zu prognostizieren, da sie von den einweisenden Gerichten abhängt. In enger Abstimmung mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) erarbeiten wir Maßnahmen, um den Anstieg zu kompensieren. Seit 2017 hat Vitos rund 160 neue Betten geschaffen, um die Patientinnen und Patienten zu versorgen. Darüber hinaus sollen bis zum Jahr 2029 weitere 100 zusätzliche Betten im hessischen Maßregelvollzug geschaffen werden.“ In Hadamar kamen zehn weitere Plätze durch eine Außenwohngruppe hinzu. Die neue Wohngruppe wurde 2021 eröffnet und befindet sich auf dem Klinikgelände in einem Teil des historischen Klostergebäudes. Dort leben Patienten in der Phase zwischen dem stationären Aufenthalt und der letzten Behandlungsphase außerhalb der Klinik (Dauerbelastungserprobung).
Klinikerweiterung geplant
Durch eine bauliche Erweiterung der Klinik sollen weitere 60 zusätzliche Plätze entstehen. Dafür wird ein Neubau errichtet, der an die jetzige Klinik unmittelbar angebunden ist und innerhalb der Umfassungsmauer liegt. Geschäftsführer Martin Engelhardt: „Diese Planung greift auf den ursprünglichen Entwurf zurück, die beim Bau der jetzigen Klinik erstellt wurde. Diese sah drei Gebäude vor, von denen aber seinerzeit wegen des Belegungsrückgangs nur zwei realisiert wurden.“ Für den Erweiterungsbau wird das ehemalige Klinikgebäude, in dem einst der Maßregelvollzug untergebracht war, abgerissen. Es ist derzeit ungenutzt. Sobald die Finanzierungszusage des HMSI vorliegt, beginnt die Umsetzung. Das Investitionsvolumen beträgt rund 30 Mio. Euro.
Michael Ruoff zeigte sich überzeugt, dass auch dieses Bauvorhaben für die Stadt reibungslos und gemäß dem Bebauungsplan realisiert werden wird. „Ich freue mich, dass das Land weiter in den Standort investiert“, so der Bürgermeister. „Ich kenne keine andere vergleichbare Stadt in Hessen, in die in den letzten Jahren von derart hohe Bauinvestitionen profitieren konnte. Damit werden neben der regionalen Wertschöpfung auch die bestehenden über 630 Arbeitsplätze am Standort Hadamar gesichert.“
Bindeglied zwischen Klinik und Gesellschaft
An allen hessischen Kliniken für forensische Psychiatrie sind Forensikbeiräte eingerichtet. Sie bilden ein Bindeglied zwischen den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinden und der Klinik und dienen dem wechselseitigen, kontinuierlichen Austausch. Neben Anwohnern gehören Vertreter/-innen der Fraktionen der Parlamente, Kirchen und Polizei dem Forensikbeirat an. Die Städte- und Gemeindeparlamente schlagen die ausschließlich ehrenamtlichen Mitglieder vor. Anschließend werden sie durch die Gesellschafterversammlung der jeweiligen Vitos Gesellschaft berufen.