Zukunftsplanung der Vitos Kliniken Weilmünster
Das Klinikgelände in Weilmünster ist seit rund 125 Jahren in Betrieb. Es ist in die Jahre gekommen und die baulichen Strukturen sind veraltet. Im Jahr 2019 hat Vitos im Rahmen einer intensiven Standortanalyse festgestellt, dass der Klinikstandort Weilmünster aus verschiedenen Gründen langfristig nicht zukunftsfähig ist. Daraufhin hat Vitos ein Zukunftskonzept erarbeitet, das Ende 2019 / Anfang 2020 vorgestellt und mit Partnern und politischen Gremien intensiv diskutiert wurde.
Kern dieses Konzepts ist es, die Qualität der medizinischen Leistungen stetig zu verbessern, eine optimale Vernetzung mit anderen Gesundheitseinrichtungen, insbesondere dem Kreiskrankenhaus Weilburg zu erreichen und somit die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im Landkreis nachhaltig zu verbessern. Gleichzeitig soll die Attraktivität der Arbeitsplätze erhöht und die Wirtschaftlichkeit der Einrichtung gesteigert werden. Zu diesem Zweck wurde mit dem Kreiskrankenhaus Weilburg eine Kooperationsvereinbarung geschlossen und ein gemeinsam zu errichtender Neubau in Weilburg geplant. In diesen sollten sowohl die Vitos Kliniken als auch die Einrichtungen des KKH Weilburg einziehen. Insbesondere Innere Medizin, die Anästhesie und Intensivmedizin, die Gerontopsychiatrie, die Neurologie und die Psychosomatik hätten erhebliche Vorteile von der räumlichen Nähe in einem gemeinsamen Neubau.
Veränderte Rahmenbedingungen durch neue Gesetzgebung
In den vergangenen Monaten haben sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen erheblich verändert (Krankenhausreform / „Lauterbachgesetz“). Als Vitos die Kooperationsvereinbarung mit dem Kreiskrankenhaus Weilburg geschlossen hat, waren Kooperationsmodelle innovativ und vom Gesetzgeber auch gewollt, während die aktuellen Reformen eine stärkere Konsolidierung der Krankenhauslandschaft vorsehen. Die Anträge zu finanziellen Förderung des Projekts liegen nun seit Juni 2023 bei den verantwortlichen Behörden zur (Vorab-)Prüfung, und bis Ende Januar 2025 gab es keine belastbare Aussage zu diesen beantragten Förderungen. Nach aktuellem Stand wird lediglich eine Teilförderung in Aussicht gestellt, die abschließend aber noch beim Bundessamt für soziale Sicherung (BAS) beantragt, von diesem geprüft und schließlich bewilligt werden muss. Wann dies geschieht, ist derzeit offen. Auch die in Aussicht stehende Höhe der Fördermittel liegt deutlich unter den Erwartungen für das Projekt. Die monatlichen finanziellen Verluste am Standort Weilmünster laufen aber unverändert auf. Daher hat Vitos angekündigt, nach alternativen Lösungen für die Kliniken in Weilmünster zu suchen.
Welche Einrichtungen sind konkret betroffen?
Folgende, in Weilmünster ansässigen Bereiche sind betroffen:
Vitos Klinik für Neurologie Weilmünster
Suche nach neuen Zukunftsoptionen für die Vitos Einrichtungen Weilmünster
Aus der Sicht von Vitos ist eine Realisierung des gemeinsamen Neubauprojekts mit dem Kreiskrankenhaus in Weilburg gefährdet. Die in Weilmünster auflaufenden Verluste kann Vitos nicht mehr lange ausgleichen, ohne dass für andere Einrichtungen Nachteile entstehen können. Aus diesem Grund sucht Vitos derzeit eine schnelle, tragfähige, neue Lösung für den Standort Weilmünster, insbesondere für die Klinik für Neurologie, die trotz hervorragender medizinischer Leistungen seit vielen Jahren wirtschaftlich defizitär arbeitet. Dabei geht es die Sicherung des Versorgungsauftrages für den Landkreis, den Erhalt der Kliniken und damit verbunden aller Arbeitsplätze.
Im Augenblick stehen verschiedene Handlungsoptionen offen, die derzeit geprüft werden. Vitos spricht mit Akteuren im Gesundheitswesen und im Landkreis, vor allem auch mit dem Kreiskrankenhaus Weilburg, um Möglichkeiten ausloten, in kurzer Zeit eine neue Zukunftsidee zu entwickeln und umzusetzen. Die Prüfung soll bis Anfang April 2025 abgeschlossen sein. Dann wird Vitos über die weiteren Planungen informieren.
Gemeinsame Lösung mit dem Kreiskrankenhaus Weilburg weiterhin favorisiert
Vitos favorisiert weiterhin eine gemeinsame Lösung mit dem KKH Weilburg, weil dies den angestrebten Zielen (Versorgungssicherheit, Qualitätsverbesserung, medizinische Weiterentwicklung für beide Partner, Arbeitsplatzsicherheit) am besten dienen würde. Der Kooperationsvertrag mit dem Kreiskrankenhaus Weilburg wurde nicht gekündigt.
Von Kooperation profitieren das Kreiskrankenhaus Weilburg und Vitos
Unabhängig davon, dass ein Neubau immer erhebliche Vorteile mit sich bringt, könnten unsere beiden Kliniken im gemeinsamen Neubau sehr eng vernetzt mit dem Kreiskrankenhaus Weilburg auf einem Medizin-Campus arbeiten. Eine gemeinsame, interdisziplinäre Notaufnahme, interdisziplinäre Intensivmedizin und natürlich auch die zentralere Lage in Weilburg wären für alle, auch für Patientinnen und Patienten, von Vorteil.
Vitos prüft weitere Handlungsoptionen
Vitos spricht mit Partnern im Landkreis, ob und wie das Neubauprojekt realisiert werden könnte. Dem KKH Weilburg hat Vitos angeboten, die Neurologie vollständig zu übernehmen und selbst zu betreiben. Auch der Weiterbetrieb am Standort Weilmünster wird nochmals intensiv geprüft. Auch andere regionale Akteure im Gesundheitswesen werden angesprochen, ob sie die Neurologie übernehmen möchten. Vitos sucht nach Lösungen für die Psychosomatik und das Pflegezentrum – innerhalb von Vitos und mit externen Partnern.
Möglichst kurze Zeit der Ungewissheit
Vitos arbeitet jetzt schon seit sechs Jahren auf die Umsetzung des Zukunftskonzeptes hin. Es wurde entwickelt, weil die Lage des Standorts Weilmünster schon damals seit langem schwierig und medizinisch und wirtschaftlich herausfordernd war. Mit anderen Worten, seit vielen Jahren versuchen Vitos mühsam, die Balance zu wahren. Das geht nun nicht mehr. Vitos braucht eine baldige Lösung, damit die Gesellschaft Vitos Weil-Lahn nicht in ihrer Gesamtheit gefährdet und auch die Arbeitsplätze gesichert werden können. Zudem will Vitos die Mitarbeitenden nicht zu lange im Ungewissen lassen – daher die kurze Frist bis Anfang April.
Klinikgebäude in Weilmünster entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen an medizinische Einrichtungen
Bedingt durch das Alter und die Anzahl der Gebäude entstehen sehr hohe Betriebskosten für Strom, Wärme, Wasser, Abwasser, aber auch für Instandhaltungen und viele mehr. Diese Kosten sind überdurchschnittlich hoch und werden nur teilweise von den Kostenträgern refinanziert. Sie belasten somit die wirtschaftliche Situation der Kliniken und des Pflegezentrums enorm. Die isolierte Lage der Klinik für Neurologie ohne direkte Anbindung insbesondere an andere internistische Fachabteilungen ist problematisch. Um eine fachübergreifende, umfassende Behandlung der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten, sind in der Regel Verlegungen notwendig.
Vitos hat im Rahmen des Möglichen den Standort Weilmünster gestärkt
Vitos hat in die bauliche Infrastruktur investiert, Marketingmaßnahmen zur Gewinnung von Personal und von Patient/-innen durchgeführt, Ärzt/-innen und Pflegekräfte eingestellt, ausländische Pflegekräfte angeworben und die Intensivstation umstrukturiert. Die Prozesse wurden im Rahmen des Möglichen zu verbessert. Letztlich konnten all diese Maßnahmen die standortbezogenen Nachteile aber nicht ausgleichen.
Was sagen der Landkreis und das Kreiskrankenhaus Weilburg dazu?
Die Vitos Geschäftsführung hat unmittelbar nach der Aufsichtsratssitzung Ende Januar, in der der Aufsichtsrat über die neue Situation informiert wurde, ein intensives und sehr offenes Gespräch mit Landrat Köberle und KKH-Geschäftsführer Schulz geführt. Natürlich waren sie überrascht und nicht erfreut über die Entwicklung. Aber auch Vitos bedauert es wirklich sehr, dass das gemeinsame Projekt in Weilburg möglicherweise nicht mehr realisierbar ist. Die hervorragende Kooperationsvereinbarung vereinbart ist nicht nur tragfähig, sondern für beide Seiten höchst attraktiv.
Aktuell liegt eine Aussage über die mögliche Höhe der Teilförderung des Neubauprojekts vor. Diese wird nun intensiv geprüft, ob und ggf. was damit vom ursprünglichen Konzept realisiert werden kann.
Vitos informiert die Mitarbeitenden kontinuierlich, wenn es Neues zu berichten gibt
Vitos hat am Tag nach der AR-Sitzung eine Mitarbeitendenversammlung abgehalten und eine interne schriftliche Information herausgegeben. Da viele Punkte noch unklar sind, können die teilweise sehr konkreten Fragen der Mitarbeitenden noch nicht befriedigend beantwortet werden. Wöchentlich werden die Fragen der Mitarbeitenden durch den Betriebsrat an die Geschäftsführung gegeben, dort beantwortet und die Antworten werden veröffentlicht. Es werden verschiedene Gesprächsangebote gemacht und die Führungskräfte sprechen sehr intensiv mit den Mitarbeitenden. Vitos hat zugesagt, schnellstmöglich zu informieren, wenn es neue Fakten gibt.
Vitos möchte Arbeitsplätze erhalten
Bei der Suche nach einer Zukunftsoption für die Kliniken in Weilmünster ist es Vitos besonders wichtig, eine Lösung zu finden, bei der möglichst alle Arbeitsplätze erhalten bleiben. Kündigungen stehen derzeit nicht im Raum.
Schließungsgerüchte sind nicht wahr
Vitos hat immer sehr deutlich gesagt, dass nach einer tragfähigen, zukunftsorientierten Lösung für die Kliniken in Weilmünster gesucht wird. Von einer Schließung war nie die Rede.