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Coronavirus: Auch 2022 ist Flexibilität gefordert

Datum:
Fachbereich:
Erwachsenenpsychiatrie
Gesellschaft:
Vitos Haina gGmbH

Was können wir für 2022 aus dem vergangenen Jahr mitnehmen und wie schaffen wir es, uns für die kommenden Monate mit Corona neu zu motivieren? Dr. Annika Kohl, Psychologische Psychotherapeutin der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina, gibt im Interview hilfreiche Ratschläge zu diesem Thema.

© Pille Priske via Unsplash

Corona im Rückblick

Das Jahr 2021 begann mit dem Ausblick, dass ein Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Wir haben gehofft, dass wir damit schnell zur Normalität zurückkehren können. Ich erinnere mich gerne an einen Comic zum Jahreswechsel, den mir eine Kollegin zusandte, in dem eine mit Impfstoff gefüllte Spritze das personifizierte Corona-Virus verjagt. Das erste Halbjahr war für viele eine Wartezeit auf den heiß ersehnten, aber knappen Stoff. Corona hat die Anpassungsfähigkeit von uns Menschen aber wieder auf den Prüfstand gestellt. Es gab erneut eine Welle, Geschäfte waren geschlossen, Kindergärten und Schulen liefen im Notbetrieb.

Die Pandemie hat liebgewonnene Aktivitäten, die bisher für uns selbstverständlich waren, erneut infrage gestellt. Im Sommer hatten dann langsam alle impfwilligen Personen einen Impftermin - die Ferien konnten kommen, die Inzidenzen waren gering. Auch im frühen Herbst schien es so als seien wir aus dem Gröbsten raus. Bis dann die Inzidenzen langsam an Fahrt aufnahmen und die nächste Welle viel Frustration, aber auch neue Erkenntnisse mitbrachte. Wieder wurden Unternehmungen infrage gestellt. Das ist traurig. Die Möglichkeit, den Impfschutz aufzufrischen, brachte neue Hoffnung. Schließlich verlieh uns die Neuigkeit über die Mutante Omikron erneut einen Dämpfer. Wenn ich darüber nachdenke, merke ich noch einmal, was das Jahr 2021 für eine emotionale Berg- und Talfahrt gewesen ist und wieviel Flexibilität es von uns allen forderte.

 

Was kommt auf uns im neuen Jahr zu?

Es ist zu befürchten, dass Corona uns noch eine Weile begleiten wird. Wir sollten die Erfahrungen als Lernprozess sehen- und wir brauchen offenbar Geduld. Die Situation bleibt dynamisch. Und die Dynamik erfordert von uns weiterhin viel Flexibilität. Was können wir für das neue Jahr aus dem alten mit seinen Höhen und Tiefen lernen? So ein Jahreswechsel lässt innehalten. Ich finde wir dürfen auch traurig sein um Begegnungen und Aktivitäten, die aufgrund des Virus in gewohnter Form nicht möglich waren. Neben der Erfahrung, dass wir Corona nicht „besiegen“ konnten, sollten wir unseren Blick auch darauf richten, was dennoch möglich war und ist. Es lohnt sich besonders auf die Sommerperiode zu schauen, in der in den letzten zwei Jahren die Inzidenzen einigen Spielraum gewährten.

 


Wie kann man mit den negativen Erfahrungen aus den Vorjahren umgehen?

Corona ist eine Art Naturkatastrophe. Es bleibt einzusehen, dass per se erst einmal niemand Schuld an der Misere hat. Die Politiker/-innen haben es in diesen Zeiten sicher schwer, da sie Entscheidungen in Situationen treffen müssen, die nicht komplett vorhersehbar sind. Außerdem müssen Entschlüsse auch an die Dynamik angepasst sein. Es ist sicherlich eine der aktuellen Herausforderungen, durch Transparenz und Aufklärung die Gesellschaft dabei mitzunehmen. Persönlich benötigen wir eine Bereitschaft, uns auf das einzustellen, was die Situation bietet. Das bedeutet auch, Abschied zu nehmen von dem Wunsch, dass die Dinge durch irgendwen komplett kontrollierbar sind.

 

Wie schafft man es, sich neu zu motivieren?

Es geht weiter! Wir werden mit neuen Erkenntnissen und anderen Entscheidungen einen Weg finden, mit den Gefahren umgehen zu lernen. In vielen Punkten müssen wir uns wohl in Akzeptanz üben, dass manches nicht veränderbar ist. Akzeptanz bedeutet dabei nicht, dass wir das Unveränderliche als „gut“ bewerten. Es macht aber Sinn, in sich hinein zu horchen und ehrlich mit sich zu sein, ob sich ein Auflehnen gegenüber Tatsachen, deren Veränderbarkeit nicht in unserer Hand liegt, lohnt. Manches Mal bringt dieses „sich Aufbäumen“ noch mehr Ärger und Leid mit sich als die Tatsache an sich. Gleichzeitig ist es auch ein Abwägen und Ausbalancieren, an den veränderlichen Schrauben zu drehen. Dadurch erhalten wir das Gefühl der Beeinflussbarkeit. Wir sollten schauen, dass wir aktiv und handlungsfähig bleiben und somit merken, dass wir nicht ohnmächtig sind, sondern unser Handeln wirksam ist.

Zur Person: Dr. Annika Kohl

Dr. Annika Kohl (37) ist Psychologische Psychotherapeutin und arbeitet seit mehr als neun Jahren in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina. Aufgewachsen in einem kleinen Ort im Oberbergischen Kreis, studierte und promovierte sie an der Philipps-Universität Marburg, wo sie auch derzeit mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern lebt.

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