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Wenn Zivildienstleistende rar werden

Datum:
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend
Gesellschaft:
Vitos gGmbH

Zivildienstleistende werden immer mehr zur „Mangelware“. Diese Erfahrung macht derzeit der Krankenpflegedirektor im Waldkrankenhaus Köppern, Bernd Kuschel. Obwohl die Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie attraktive Einsatzmöglichkeiten für Kriegsdienstverweigerer bietet, können die vorhandenen zehn Zivildienststellen immer seltener vollständig besetzt werden.

ZSP Hochtaunus: Der ehemalige Zivi Adalbert Kaplon (links) und sein Nachfolger Patrick Roth (Foto: Dieter Becker)

Für dieses Phänomen hat Kuschel mehrere Erklärungen parat. Da ist einerseits die reduzierte Einsatzzeit, die eine größere Fluktuation der „Zivis“ zur Folge hat. Fakt ist nämlich, dass der Ersatzdienst von einstmals zwanzig Monaten in den 1980er Jahren auf inzwischen gerade einmal neun Monate verkürzt wurde. In dieser kurzen Zeitspanne sind überdies noch mehrwöchige Grundlehrgänge in den Zivildienstschulen zu absolvieren. Andererseits könnte der Zivi-Mangel darauf zurückzuführen sein, dass in der Öffentlichkeit der Umgang mit psychisch kranken Menschen leider noch immer häufig Unsicherheiten hervorruft. Das allerdings bedauert Kuschel außerordentlich. „Vor allem junge Leute können von einem Einsatz in einem Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie ungeheuer profitieren. Bei uns geht es nämlich vorrangig darum, sich auf andere Menschen einzulassen und dadurch soziale Kompetenzen zu entwickeln. Das kann sich sowohl privat wie auch beruflich äußerst positiv auswirken“, ist der Krankenpflegedirektor überzeugt und fügt hinzu, dass Zivis weder im Waldkrankenhaus Köppern noch in der gerontopsychiatrischen Tagespflegestätte Haus Bornberg als Ersatz für Stammpersonal eingesetzt werden. „Wir betrachten die Zivildienstleistenden vielmehr als Ergänzung zu den fest angestellten Pflegekräften. Durch das breit gefächerte Angebot des Waldkrankenhauses Köppern können Zivildienstleistende - je nach persönlicher Eignung - mit 'patientenferneren Tätigkeiten' bis hin zu direkten Patientenbetreuungssituationen zum Beispiel bei der Begleitung bei Spaziergängen im Klinikpark oder bei Außenaktivitäten eingesetzt werden.“ Auf den Rückgang der Nachfrage nach Zivi-Plätzen hat das Waldkrankenhaus Köppern unterdessen reagiert. So können die vorhandenen 10 Stellen zur Hälfte auch mit jungen Frauen und Männern besetzt werden, die ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten wollen.

Wenig Verständnis für das Ausbleiben der Ersatzdienstleistenden hat Adalbert Kaplon, der bis vor kurzem noch selbst als Zivi im Haus Bornberg tätig war. Gegenwärtig arbeitet der 22-jährige Schwalbacher als Stationshelfer in der Tagesstätte. „In meiner Dienstzeit habe ich mich ausgiebig mit unseren Tagesgästen beschäftigt und festgestellt, dass auch demenzkranke Menschen noch Spaß am Leben haben können.“ Der Kontakt zu älteren Menschen habe ihn darüber hinaus „offener für die Probleme Anderer gemacht“. Dass er mit dem 20-jährigen Sozialassistenten Patrick Roth einen Nachfolger für die Zivildienststelle begrüßen konnte, beruhigt Kaplon. „Im Haus Bornberg ist mir nämlich klar geworden, wie wichtig das Engagement der Zivis gerade für psychisch kranke Menschen ist“, erzählt der junge Mann. So habe er sich nicht nur den Sorgen und Nöten der Tagesgäste gewidmet, sondern auch eine Brückenfunktion ausgeübt, und zwar „hinaus in die 'Normalität', in der psychisch Kranke leider immer noch viel zu selten Platz ihren Platz finden“.

Zivis und FSJ-Absolventen können sich mit dem Krankenpflegedirektor Bernd Kuschel in Verbindung setzen unter Tel.: 06175/791-216 oder E-Mail: b.kuschel(at)zsp-hochtaunus.de

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