Braucht es in der sozialen Arbeit solch ein System wie es etwa bei der Produktion von PKWs schon lange üblich ist?

Hier wird doch mit und am Menschen gearbeitet und nicht an Produkten? Wenn ja, warum? Bei der hier besprochenen Organisationsform werden Aufbau- und Ablauforganisation strukturiert und schriftlich festgehalten. Alle Abläufe und Tätigkeiten werden beschrieben, die Einfluss auf die Qualität der Arbeit in den Häusern haben, mit dem Ziel, eine gleichbleibende Qualität der Arbeit in der Behandlung und Pflege von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu erreichen. Damit werden Fehler oder Unzulänglichkeiten im System aufgedeckt und können effektiver verändert bzw. verbessert werden. Somit werden die Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiter erweitert, die Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten und Befugnisse nachweislich geregelt.

Durch die erzielte Straffung der Abläufe erreicht man natürlich auch eine erhebliche Transparenz und Reduzierung der Kosten. Diese Dokumentationspflicht bei allen Abläufen – bei Behandlung und Pflege wie auch bei anderen Arbeitsgängen – führt zu einer lückenlosen Nachweisdokumentation, man ist jederzeit aussagefähig und verbessert sein Image bei den Kunden. Das führt zu einem Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Institutionen und erhöht letztendlich die Zufriedenheit bei Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern. Qualität der sozialen Arbeit zu sichern und auszubauen, ist seit vielen Jahren das Ziel des ZSP Philippshospital. „Dabei stehen die Menschen, die unser Angebot in Anspruch nehmen, im Mittelpunkt unserer Bemühungen“, so Siegfried Hüttenberger, Geschäftsführer des ZSP Philippshospital. Vor mehr als sechs Jahren wurde die Einführung eines solchen Qualitätsmanagement-Systems beschlossen. Die Werte des Leitbildes sollen es zum Ausdruck bringen, die Zufriedenheit der Patienten gewährleisten und die Bedürfnisse unserer Dienstleistungspartner berücksichtigen. Ebenso war die Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben und Einbeziehung des aktuellen Standes der Forschung Prämisse. Das alles erreicht das Qualitätsmanagement-System.

Was bedeutet die Einführung eines Qualitätsmanagement-Systems ganz konkret?

Seit etlichen Jahren hat die Walter-Picard-Klinik ein Qualitätsmanagementsystem aufgebaut und verwirklicht. In der Einrichtung wurden gemeinsam die entsprechenden Verfahrensanweisungen und Behandlungsstandards entwickelt und erprobt. Im ersten Schritt war es wichtig, alle wesentlichen Kernprozesse von der Aufnahme an, über Pflege und Behandlung, Speiseversorgung, Hygienestandards, Verwaltungsabläufe zu erfassen und zu beschreiben. Alle Mitarbeiter aus der Betriebsstätte wurden in diesen Prozess mit einbezogen. Die systematische Beschreibung der Arbeitsabläufe wurde in einem Qualitätsmanagement-Handbuch schriftlich festgehalten. Parallel dazu wurden die Einrichtung durch interne Checks (Audits) überprüft und anhand der gesammelten Informationen Korrektur- und Vorbeugemaßnahmen eingeleitet. Sicherlich konnte diese Arbeit nicht ohne jedwede Schwierigkeit bei der Einführung und Umsetzung bewältigt werden.

Bedeutet das nicht immense Mehrarbeit?

Bei der Analyse und Optimierung bestehender Arbeitsabläufe wurde schnell klar, dass sich dabei die Schwächen in der Arbeit leichter aufdecken lassen, die man somit gezielter beseitigen kann. Die Verbesserung der Arbeit am Patienten und die Dokumentationspflicht führten zur Aussagefähigkeit auch nach langer Zeit. Um dies alles zu steuern, gibt es im ZSP Philippshospital speziell geschulte Qualitätsmanagementbeauftragte. Jährlich werden Qualitätsziele von der Einrichtung festgelegt, die im Sinne des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses regelmäßig überwacht und evaluiert werden. Das Prozesshafte ihrer Arbeit muss allen Mitarbeitern stets aufs Neue bewusst gemacht werden. Nun hat sich die Walter-Picard-Klink ebenso wie vor ihr die Heilpädagogische Einrichtung und der Bereich Versorgung, Wirtschaft und Verwaltung ihre Qualität von BSI Management Systems Deutschland aus Hanau attestieren lassen. Die Zertifikate für die europaweit anerkannte Norm (DIN EN ISO 9001:2000) werden erst nach genauester Prüfung ausgestellt. Die jüngst erfolgten Prüfungen sind dabei allerdings keine Eintagsfliege. Sie markieren vielmehr einen Meilenstein in einem langen Prozess zu immer besserer Qualität, die aber stets aufs Neue gelebt und nachgewiesen werden muss. Die Qualitätsmanagementbeauftragten beschreiben diesen Regelkreis des Verfahrens wie folgt: Qualitätsmanagement hört nie auf, denn die Gesamtsteuerung erfolgt stets nach dem Muster planen, umsetzen, überprüfen und korrigieren oder neu planen. Das garantiert dauerhaft einen hohen qualitativen Standard im Philippshospital und nun auch in der Walter-Picard-Klinik.

Kurzporträt
Walter-Picard-Klinik – Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Fachbereiche:

• Fachabteilung Psychiatrie
• Fachabteilung Psychotherapie und Gerontopsychiatrie
• Abteilung für Abhängigkeitserkrankte

Die Klinik ist Mitglied des Netzes der Weltgesundheitsorganisation (WHO) “Task Force on Health Promoting Psychiatric Services / Health Promoting Hospitals”

Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Hartmut Berger
Krankenpflegedirektorin: Christine Lohr
Geschäftführer: Siegfried Hüttenberger
Beschäftigte: 338