Brennholzverarbeitung als Angebot der Tagesstätte 2

Im Rahmen der Umstrukturierung der Tagesstätte 2 der Vitos Teilhabe, Region Weilmünster, veranstalteten die Mitarbeitenden eine Umfrage mit dem Titel: „Was verstehst Du unter Arbeit?“ unter den Klientinnen und Klienten. Hierbei stellte sich heraus, dass vor allem die männlichen, aber auch einige Frauen unter den Befragten die Arbeit mit Maschinen, Arbeiten im Freien, Transport- und Dienstleistungstätigkeiten als Arbeit verstehen woraus sich auch ihre Interessen ableiten.

Die Arbeit in der Natur war Klientinnen und Klienten sehr wichtig

In Kooperation mit Qualitätsoffensive Teilhabe wurden Konzepte getauscht und durch Stephan Laux, Teamleiter in der Behindertenhilfe, kam den Kollegen die zündende Idee: Den Klientinnen und Klienten wird eine Tätigkeit angeboten, die einerseits im Freien stattfindet und andererseits alle Merkmale abdeckt, die sie als wichtig erachten. Durch die naturnahe Umgebung der Tagesstätte 2 und die direkte Angrenzung an ein Waldgebiet, war die Brennholzverarbeitung die ideale Tätigkeit für Klientinnen und Klienten. Es wurden also nun die Voraussetzungen geschaffen, den Klientinnen und Klienten eine selbstbestimmte Tätigkeit im Freien anzubieten.

Der Rasentraktor ist unter den mitarbeitenden Bewohnern das beliebteste Werkzeug in der Brennholzgruppe. Er dient nicht dem Rasenmähen. Durch den Umbau des Fahrzeugs dient als Zugmaschine für einen kleinen Anhänger. Der Rasentraktor hat eine Höchstgeschwindigkeit von 5 km/h, sodass man bequem neben ihm herlaufen kann.

Hier finden Sie das gesamte Konzept des Projekts.

Die Arbeitsschritte sind ausschließlich Teamwork

1. Sichtung der Bestände

Durch eine Begehung des Waldstücks werden zumächst die Bestände an Holz erfasst. Es wird beachtet, dass nur liegendes Holz verarbeitet werden darf. Außerdem darf die Motorsäge nur von Dezember bis April genutzt werden. 

2. Transport zum Lager

Das Holz wird in Meterstücke zugeschnitten und mit dem Rasentraktor zum Lager transportiert. Klientinnen und Klienten müssen darauf achten, dass sie kein Holz aufladen, an dem Biotope gewachsen sind. Hierbei wird Wert darauf gelegt, dass Klientinnen und Klienten rückengerecht arbeiten. 

3. Spaltung der Holzstücke

Mit einer Wippkreissäge wird das Holz in der Werkstatt gespaltet. Die Mitarbeitenden können klare Unterschiede in der Spaltung von nassem und trockenen Holz feststellen. Auch diese Tätigkeit ist als Teamarbeit angedacht. So wird eine Tätigkeit, die für eine einzelne Person sehr anstrengend ist, von drei Personen gemeinsam erledigt. 

4. Sägen

Das Endprodukt wird hergestellt. Die Mitarbeitenden müssen hier Längen abschätzen und das Holz verkaufsfertig machen.

Alle Arbeitsschritte der Brennholzverarbeitung werden von den Mitarbeitern Bastian Vorländer und Stefan Voith pädagogisch angeleitet und betreut.

Selbstbestimmung ist ein großer Aspekt der Behindertenhilfe

Alle Bewohnerinnen und Bewohner wurden in die Bedienung des Fahrzeuges eingewiesen und beherrschen das Gerät. Das Steuern eines motorbetriebenen Fahrzeuges scheint für viele einen Inbegriff von Selbstbestimmung darzustellen. Entsprechend umsichtig bewegen die mitarbeitenden Bewohner den Rasentraktor über das Gelände der Vitos Weil-Lahn und den angrenzenden Wald.

Das Angebot ist bei den mitarbeitenden Bewohnern äußerst beliebt. Auch stärker beeinträchtigte Klienten können mitarbeiten, denn auch Rollstuhlfahrerinnen und –Fahrer können während der Verarbeitung Äste oder Holzstücke anreichen, einsammeln oder ablegen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legen außerdem großen Wert darauf, dass alle Klientinnen und Klienten in den Aufgaben angelernt werden und sie durchführen können. Es ist nicht wichtig, welcher Klient am besten mit dem Rasenmäher fährt oder wer das Holz am schnellsten einsortiert. Es sollte eine befriedigende Tätigkeit für Klientinnen und Klienten geschaffen werden, die den Wunsch nach selbstbestimmter Arbeit erfüllt und dem Allgemeinwohl zu Gute kommt. Die Tätigkeiten sollten wechseln. Dieses Modell hat auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezeigt, dass sie in die Klientinnen und Klienten vertrauen können.