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Interview zu Vitos Behandlung Zuhause

Drei Fragen an: PD Dr. med. Florian Metzger, Ärztlicher Direktor des Vitos Klinikums Haina

© Vitos
PD. Dr. med. Florian Metzger ist Ärztlicher Direktor des Vitos Klinikums Haina und Klinikdirektor der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina.

Vitos Behandlung Zuhause ist ein noch relativ neues Angebot, das Vitos seit 2019 verstärkt ausbaut. Es ist eine Alternative zur Klinikbehandlung: Menschen, die akut psychisch erkrankt sind, können sich auch zu Hause behandeln lassen.

PD Dr. med. Florian Metzger schildert hier, welche Vorteile das Behandlungsangebot für Patient/-innen hat. 

 

Welche Patienten erreichen Sie mit der Behandlung Zuhause?

PD Dr. med. Florian Metzger: Die stationsäquivalente Behandlung ist für Menschen gedacht, die aufgrund ihrer psychischen Erkrankung einer vollstationären Behandlung bedürfen. Immer wieder begegnen uns schwer psychisch erkrankte Menschen, die jedoch nicht in die Klinik gehen können. Zum Beispiel Alleinerziehende, die sich um ihre Kinder kümmern und sich dementsprechend nicht vollstationär aufnehmen lassen können. Aber auch Menschen, die aufgrund ihrer psychischen Erkrankung völlig isoliert leben und den Schritt in eine vollstationäre Behandlung nicht schaffen. Bei manchen Patienten mit einem besonderen Versorgungsbedarf ist es von Vorteil, dass ihnen in ihrem häuslichen Umfeld die benötigten Alltagsgegenstände oder Hilfsmittel zur Verfügung stehen. So haben wir vor kurzem einen jungen Patienten behandelt, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Während er im vollstationären Setting voll auf Hilfe angewiesen war, konnten er Zuhause sein Leben mit den auf ihn eingerichteten Hilfsmitteln fast komplett eigenständig gestalten, sodass wir uns gemeinsam auf seine psychische Erkrankung konzentrieren konnten.

 

Welche Vorteile bietet die Behandlung Zuhause mit Blick auf die Patienten?

Dr. Metzger: Für die Patienten ist es ein großer Vorteil, dass die Therapie einen noch höheren Individualisierungsgrad hat. Wir können gemeinsam mit ihnen wirklich sehr individuell an Problemen des Alltags arbeiten. Wenn beispielsweise das Einkaufen in einem bestimmten Geschäft problematisch ist, dann können wir das direkt vor Ort üben, einschließlich des Hin- und Rückwegs. Wenn die Haushaltsversorgung in der eigenen Wohnung schwierig ist, dann ist das ebenfalls Gegenstand des therapeutischen Trainings. Im stationären Rahmen müssen wir uns hierzu manchmal mit Modellen behelfen. Das StäB-Team ist viel näher am System Familie und Zusammenleben dran. Probleme, die es hier gibt, kann das Team in der Therapie ganz natürlich aufgreifen.

 

Was ist aus Ihrer Sicht der wesentliche Unterschied zur stationären Behandlung?

Dr. Metzger: Der wesentliche Unterschied ist die weit höhere Behandlungsintensität. Die Patienten erhalten täglich Einzeltherapie – unabhängig von der Berufsgruppe. Das bedeutet eine sehr intensive Auseinandersetzung mit der psychischen Erkrankung und den daraus resultierenden Problemen. Bei der Behandlung Zuhause ist zudem das familiäre beziehungsweise häusliche Umfeld ganz automatisch Teil der Therapie, sodass der Transfer von therapeutischen Übungen entfällt. Umgekehrt müssen wir bei der Behandlung Zuhause größtenteils auf gruppentherapeutische Effekte verzichten, die in der voll- oder teilstationären Therapie oftmals einen gewissen Anteil am Therapieeffekt ausmachen.

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