Auf dem Vitos Gelände in Marburg wird gebaut: Im südöstlichen Teil nahe der Friedrich-Ebert-Straße entsteht ab Sommer dieses Jahres ein Ersatzneubau für die Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste. In der neuen stationären Betreuungseinrichtung finden künftig 36 Menschen mit chronischen seelischen Erkrankungen ein Zuhause auf Zeit.
Die Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste (BPD) betreuen Menschen, die aufgrund ihrer chronischen psychischen Erkrankung dauerhaft Unterstützung benötigen. Derzeit leben 25 Menschen auf dem Marburger Vitos Gelände in der stationären Betreuung – der Fachbegriff dafür lautet Besondere Wohnform. Sie erhalten rund um die Uhr von einem Team aus Pflegekräften, Ergotherapeut/-innen und Sozialpädagog/-innen die notwendige Hilfe, um ihren Alltag zu bewältigen und mit ihrer Erkrankung leben zu können. Dabei geht es um Unterstützung in den Bereichen Wohnen, Beschäftigung, Tagesstruktur und Freizeitgestaltung, aber natürlich auch um psychosoziale Begleitung und Krisenprävention.
Ersatz für den Altbau
Der Altbau, in dem die Klient/-innen der Besonderen Wohnform derzeit leben, stammt aus den 1930er Jahren. Zwar gab es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Sanierungen und auch einen Anbau, dennoch ist das Gebäude in die Jahre gekommen. Der Ersatzneubau bietet künftig moderne Wohnräume in einer Apartmentstruktur und damit bessere individuelle Entwicklungsmöglichkeiten.
Das Ziel der BPD ist, die Selbstständigkeit und die Fähigkeiten der Bewohner/-innen so zu stärken, dass sie perspektivisch in eine eigene Wohnung oder Wohngemeinschaft umziehen können. So werden im Souterrain des Neubaus auch sechs Plätze für die sogenannte „ambulante Betreuung in der eigenen Häuslichkeit“ (betreutes Wohnen) geschaffen. Dabei leben die Klient/-innen größtenteils eigenständig, werden aber zu abgestimmten Terminen vom BPD-Team besucht und in genau den Lebensbereichen unterstützt, in denen sie Hilfe brauchen. Auch in Krisen ist das Team verlässlicher Ansprechpartner.
Die ambulante Betreuung bieten die BPD Marburg bereits seit 2014 an. Dass beide Angebote künftig unter einem Dach möglich sind, ist ein großer Vorteil für die Bewohner/-innen: Der Umzug ins betreute Wohnen kann angst- und barrierefrei erfolgen. Zudem gibt die Nähe zur Besonderen Wohnform die Sicherheit, in Krisen über 24 Stunden Hilfe zu bekommen.
Apartments statt Wohnheimstruktur
„Ich bin überglücklich, dass wir das Neubauprojekt nach einer langen Planungsphase jetzt umsetzen“, sagt Bernd Donges, BPD-Standortleiter in Marburg. „Unsere Arbeit basiert auf dem Bundesteilhabegesetz. Deshalb ist unser grundsätzliches Ziel, die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen und ihre volle gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu fördern. Dabei setzt uns das bisherige Gebäude räumliche Grenzen. Der Neubau in seiner Apartmentstruktur ermöglicht es jedem Einzelnen, sich in seine Privatsphäre zurückzuziehen. Jedes Apartment ist mit einem eigenen behindertengerechten Badezimmer und einer Pantryküche ausgestattet. Die Räume für Angebote zur Gestaltung des Tages sind zeitgemäß und uns steht ein Fitnessraum für sportliche Aktivitäten zur Verfügung.“
Vitos investiert 7,2 Millionen Euro
Rund 7,2 Millionen Euro investiert Vitos Gießen-Marburg in das neue Gebäude. Im Frühsommer sollen die Erdarbeiten auf dem Grundstück beginnen.
„Wir gehen damit für die BPD einen großen Schritt in die Zukunft“, sagt Geschäftsführer Max Heuchert. „Die Begleitenden psychiatrischen Dienste sind ein wichtiger Baustein unseres Versorgungsangebots. Sehr vielen Patient/-innen können wir mit der stationären und ambulanten psychiatrischen Behandlung in unseren Kliniken helfen, zügig wieder in einen selbstbestimmten Alltag zurückzufinden. Aber eben nicht allen. Menschen, die an schweren und chronischen seelischen Erkrankungen leiden, brauchen oft dauerhaft professionelle Unterstützung, um ihr Leben gestalten zu können. Diese bieten wir ihnen ab dem kommenden Jahr in einer zeitgemäß ausgestatteten Einrichtung an.“