Therapieangebot bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen
Weitere Informationen zu Borderline und DBT
Was ist eine Borderline-Persönlichkeitsstörung?
öffnen/schliessenDas Kernproblem von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine Störung ihrer Gefühlsregulation. Sie reagieren schneller und stärker emotional auf Lebensereignisse. Sie fühlen sich häufig von Emotionen überflutet, beschreiben ein schwer erträgliches Gefühlswirrwarr und erleben extreme innere Spannungszustände. In Momenten der Hochspannung verlieren sie oft die Kontrolle über sich selbst. Das führt bei vielen zu riskantem Verhalten oder zu Selbstverletzungen.
Die gute Nachricht ist aber: Borderline-Patienten können lernen, ihre Gefühle mit anderen Mitteln und Fertigkeiten (sogenannten Skills) besser zu regulieren sowie bestimmte Situationen und sich selbst besser anzunehmen.
Was ist DBT?
öffnen/schliessenDie Dialektisch-Behaviorale Therapie (kurz DBT) wurde von der amerikanischen Psychologin Marsha Linehan entwickelt. Es ist ein Therapieverfahren, das bewährte Techniken aus verschiedenen therapeutischen Schulen zusammenfügt. Ein Grundbestandteil ist die Achtsamkeit. Das Prinzip der DBT ist die Suche nach einer Balance zwischen der Akzeptanz des Geschehenen und der Bereitschaft zur Veränderung.
Therapeutisch werden die Patienten bei der aktiven Arbeit an sich selbst unterstützt. Ziel ist es, selbstschädigende Verhaltensweisen zu reduzieren, achtsamer mit sich und anderen umzugehen sowie eigene Gefühle zu erkennen und zu kontrollieren. Die Betroffenen lernen, sich selbst besser zu verstehen und sie bekommen neue Techniken vermittelt, die ihnen Kontrolle ermöglichen, ohne zu schaden (Skills). Deshalb haben die Anleitung zum praktischen Einüben der gelernten Skills (Skillstraining) und das Lernen einer achtsamen Grundhaltung einen sehr hohen Stellenwert in der Behandlung.
Wie sieht das DBT-Programm bei uns aus?
öffnen/schliessenPatienten mit gesicherter Borderline-Diagnose und der Bereitschaft zu einer DBT-Behandlung können an unserem achtwöchigen DBT-Programm teilnehmen. Die Therapieelemente:
- Einzelpsychotherapie
- Skillstraining in der Gruppe
- Psychoedukation
- Achtsamkeitstraining
- Ergotherapie
- Sport/Bewegung
- bei Bedarf Sozialberatung (z.B. Unterstützung bei der Wiederaufnahme der Arbeit)
Am Anfang der Therapie stehen die Aufklärung über die Erkrankung, die Therapie, ihre Dauer und den Verlauf. Patient und Behandler schließen einen Therapievertrag miteinander ab. Frühzeitig werden die Entlassung, Möglichkeiten der ambulanten Behandlung und Perspektiven (Arbeit, Tagesstruktur) geplant.
Therapiekonzept für Patienten in aktuellen Krisen
öffnen/schliessenUm mit einer DBT Erfolge zu erzielen, ist es notwendig, dass sich die Betroffenen auf die Therapie einlassen und ein gewisses Durchhaltevermögen besitzen. Bei schwer kranken Patienten und/oder Patienten, die sich im Augenblick in einer schwierigen Lebenssituation befinden, ist das nicht immer möglich.
An der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie gibt es jedoch ein dreigliedriges Behandlungskonzept, das neben dem regulären achtwöchigen DBT-Programm auch Borderline-Patienten in akuten Krisen helfen kann.
Wir bieten den Betroffenen ein speziell auf sie zugeschnittenes Therapieprogramm. Auf der Station stehen sie zudem im direkten Austausch mit anderen Borderline-Patienten. Sie erhalten einen ersten Eindruck davon, wie ein stationäres DBT-Programm abläuft und sehen, welche Fortschritte möglich sind. So können Interesse und Durchhaltevermögen aufgebaut werden, auch selbst eine Psychotherapie zu durchlaufen.
Ambulante Skillsgruppen
Wir bieten zwei ambulante Skillsgruppen für Borderline-Patienten an, die sich in einer ambulanten Verhaltenstherapie befinden. Weitere Infos zu den Skillsgruppen in Gießen finden Sie hier.
Video: Selbstverletzung = Borderline-Störung? Entstehung, Neurobiologie, moderne Therapie

Buchtipp zum Thema Borderline-Persönlichkeitsstörungen
... für Fachpersonal und all jene, die an der Behandlung der Borderline-Störung von der Krise bis zum Therapieprogramm interessiert sind:
Michael Franz, Sara Lucke: „Borderline-Störung. Krisenintervention und störungsspezifische Behandlung“, Hogrefe, 2020
Mehr zum Inhalt
öffnen/schliessenBei Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) kommt es in Krisensituationen oft zu Hochrisikoverhaltensweisen, zu schweren Selbstverletzungen und Suizidversuchen. Die Patienten sind in solchen Situationen vielfach nicht dazu fähig, an einer störungsspezifischen Therapie wie der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) teilzunehmen. Zudem fehlen häufig geeignete ambulante Versorgungsstrukturen. In der Folge nehmen Betroffene verstärkt Notaufnahmen, unspezifische Kriseninterventionsangebote und die stationäre psychiatrische Versorgung in Anspruch.
Der Band stellt ein erprobtes Versorgungskonzept für Patienten vor, die noch nicht die Fähigkeit und das Commitment aufweisen, eine strukturierte ambulante oder stationäre Psychotherapie zu durchlaufen. Es liefert Behandlern verschiedenster Settings das Rüstzeug, Patienten mit einer BPS zu stabilisieren und auf eine störungsbezogene Psychotherapie vorzubereiten. Das Versorgungskonzept integriert verschiedene Interventionen in einem alltagstauglichen, dreigliedrigen Behandlungspfad: der akutpsychiatrischen Behandlung zur Diagnostik und Stabilisierung mit DBT-Elementen, der Krisenintervention auf DBT-Basis sowie einer elektiven DBT-Therapie.