Historie
Die Geschichte des Standorts
Das Kloster Haina ist eine der besterhaltenen und kunsthistorisch bedeutsamsten mittelalterlichen Klosteranlagen in Deutschland. Im Jahr 1188 wurde die Zisterzienserabtei zunächst auf der Aulisburg gegründet, im Jahre 1201 aber aufgrund der widrigen Witterung ins Tal nach Haina verlegt.
Mit der Säkularisierung erfolgte am 15. Oktober 1527 offiziell die Aufhebung des Zisterzienserklosters Haina. Der gesamte Klosterbesitz ging in das Eigentum der Landgrafschaft Hessen über - somit auch die karitativen Aufgaben. Landgraf Philipp der Großmütige entwickelte ein neues System der Armenpflege in Hessen. Er gründete vier landgräfliche „Hohe Hospitäler“, darunter eines 1533 in Haina.
Der bedeutende Frankenberger Künstler Philipp Soldan schuf 1542 den „Philippstein“ in der Hainaer Klosterkirche zum Gedenken an den Begründer der „Hohen Hospitäler“.
Psychiatrie im 18. Jahrhundert
Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich die Psychiatrie zu einer selbstständigen Wissenschaft. Zunehmend wurden die „Geisteskranken“ von den „körperlich Kranken“ abgesondert und in eigenen „Irrenanstalten“ untergebracht.
Im Zuge dessen wurde Haina 1815 zu einer „Pflege- und Versorgungsanstalt für presshafte und insbesondere verrückte, wahnsinnige, hilflose und epileptische Personen“. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vergrößerte sich die Anstalt Haina beträchtlich: Die Zahl der „Pfleglinge“ stieg auf fast 1000. Zu den Handwerks- und Gutsbetrieben, die eine eigene Versorgung sicherten, hinzu kamen nun auch Produktionsstätten für Güter zum Weiterverkauf, zum Beispiel eine Korbflechterei, eine Werkstatt, in der Zigarren hergestellt wurden, und eine Bürstenbinderei.
Seinen historischen Tiefpunkt erlebte das Hospital in der Nazi-Zeit. Gemüts- und Geisteskranke sowie Menschen mit körperlichen Missbildungen wurden vom NS-Regime als „minderwertig“ und als „lebensunwertes Leben“ betrachtet. 1939 begann man, solche Menschen systematisch durch Giftspritzen umzubringen, sie an Unterernährung sterben zu lassen oder sie in Tötungsanstalten zu verlegen und dort zu vergasen. Von den Hainaer Patienten kamen so mehr als 450 um.
Landeswohlfahrtsverband Hessen und Vitos Haina
Im April 1953 wurde der Landeswohlfahrtsverband Hessen Träger der einst durch Landgraf Philipp den Großmütigen gegründeten Einrichtungen. Der Landeswohlfahrtsverband ist ein Zusammenschluss der hessischen Landkreise und kreisfreien Städte, der soziale Aufgaben erhielt.
1957 erfolgte unter Trägerschaft des Landeswohlfahrtsverbands Hessen die Umbenennung der Landesheil- und Pflegeanstalt Haina in Psychiatrisches Krankenhaus Haina.
1977 wurde die forensische Abteilung des Psychiatrischen Krankenhauses eigenständige forensische Klinik.
Im Zuge der Enthospitalisierung entstanden die Vitos begleitende psychiatrische Dienste und die Vitos Behindertenhilfe, die heute die Vitos Teilhabe gGmbH betreibt. Denn geistig und seelisch behinderte Menschen wurden zunehmend in Wohngruppen und -heime ausgegliedert.
Im Jahr 2007 erfolgte die Rechtsformänderung in gemeinnützige GmbH, 2009 die Umbenennung in Vitos Haina gGmbH. Gesellschafter sind der Landeswohlfahrtsverband Hessen und die Vitos GmbH.
Seit 2009 ist die Vitos forensisch-psychiatrische Ambulanz Hessen eigenständige Betriebsstätte. Vorher war sie der forensischen Klinik zugeordnet.
Weitere Informationen zur Geschichte
Durchs Kloster mit dem Tablet
Das mittelalterliche Zisterzienser-Kloster Haina ist zwar schon 800 Jahre alt, den Besuchern aber präsentiert es sich auf moderne Art. Die jüngste Neuerung, die vor allem junge Leute ansprechen soll, ist ein Video Walk. Auf einem Tablet-Computer werden den Benutzern in einem Video Informationen über die Architektur und Geschichte der Kirche und der Klosteranlage vermittelt – man vertraut sich einem virtuellen Fremdenführer an. Entwickelt wurde das Projekt für rund 16.000 Euro an der Kunsthochschule Kassel unter der Betreuung von Professor Joel Baumann, der dort den Lehrstuhl für Neue Medien innehat und gleichzeitig Direktor der Hochschule ist. Regie führte sein früherer Student Fabian Püschel, Auftraggeber war der Verein der Freunde des Klosters Haina.