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Mit Magnetstimulation Depressionen behandeln

Datum:
Fachbereich:
Erwachsenenpsychiatrie
Gesellschaft:
Vitos Haina gGmbH

Neues Behandlungsverfahren „rTMS“ in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina

Präsentieren das neue Behandlungsverfahren „rTMS“: Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Florian Metzger und Medizinische Fachangestellte Jeanette Humpert vom rTMS-Team der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina.

Für Patient/-innen, die an einer schweren Depression erkrankt sind, kann die Behandlung mit Stimulationsverfahren in Frage kommen. Sinnvoll ist das vor allem dann, wenn die Patient/-innen auf andere Formen der Behandlung – also Medikamente und Psychotherapie – nicht ausreichend ansprechen. Seit Herbst 2023 wird in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina die sogenannte „repetitive transkranielle Magnetstimulation“ (kurz rTMS) zur Ergänzung der Therapie von Depressionen eingesetzt. Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Florian Metzger erklärt zusammen mit dem stellvertretenden Ärztlichen Direktor, Dr. Tobias Krusche, die Funktionsweise des Verfahrens und geht auf dessen Möglichkeiten und Chancen für einen erfolgreichen Therapieverlauf ein.

Was ist die rTMS?

Metzger: Es handelt sich hierbei um ein neurowissenschaftlich fundiertes, nicht-invasives Behandlungsverfahren, das mittels eines pulsierenden Magnetfelds gezielt auf Hirnaktivitäten einwirkt, die aus der Balance geraten sind. Diese können durch die rTMS neu geschaltet werden. Das Gerät gibt in festgelegten Abständen elektromagnetische Impulse ab, die bestimmte Gehirnareale stimulieren oder hemmen. Durch die Forschung der vergangenen Jahre konnte man sich der Frage annähern, an welcher Stelle am Gehirn eingewirkt werden muss, um  eine Depression zu bessern. Auch ist es heute möglich, Magnetfelder sehr fein zu kalibrieren. So fein, dass damit Schnittbilder vom Körper und auch dem Gehirn erzeugt werden kann, mit diesem Prinzip arbeitet die MRT. Der Unterschied zur rTMS ist allerdings, dass die rTMS ein therapeutisches, kein diagnostisches Verfahren ist.

Welche Patient/-innen kommen für eine Behandlung mit der rTMS in Frage?

Krusche: Wir setzen die rTMS zunächst nur in der Behandlung der Depression ein, obwohl prinzipiell die rTMS auch bei anderen psychischen Erkrankungen wirksam ist. Die rTMS ist ein Verfahren, das nicht als erstes in der Behandlung einer Depression eingesetzt wird. Das bedeutet: erst, wenn eine medikamentöse Therapie, z.B. ein Antidepressivum und/oder eine psychotherapeutische Behandlung keine ausreichende Besserung gebracht hat, kann eine rTMS ergänzt werden. In den letzten Jahren sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur rTMS, insbesondere in der Behandlung der Depression, immer besser geworden, sodass die Bedeutung der rTMS in der Neuauflage der Leitlinie zur Behandlung der Depression von vor einem guten Jahr deutlich gestärkt wurde. Eine weitere Stärkung erfährt das Verfahren dadurch, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der Behandlung in den Krankenhäusern nun regelhaft übernehmen.

Wie läuft eine Behandlung mit der rTMS ab?

Metzger: Während der ersten Sitzung, die etwa eine Stunde dauert, legt die Ärztin bzw. der Arzt den genauen Ort der Stimulation und die Stimulationsstärke fest. Die Patientin bzw. der Patient trägt währenddessen eine weiße Kappe, auf der dieser Punkt für spätere Behandlungen markiert wird. Danach stellt die Ärztin bzw. der Arzt die individuelle Schwelle fest. Hierzu müssen zunächst die richtigen Parameter gefunden werden. In den Folgesitzungen werden diese festgelegten Parameter angewandt. Jede weitere Sitzung dauert etwa zehn Minuten – an jedem Werktag für mindestens vier Wochen. Eine Regelmäßigkeit ist wichtig bei diesem Verfahren. Die rTMS ist ein sehr nebenwirkungsarmes Verfahren, es können Kopfschmerzen vorübergehend auftreten. Die Behandlung ist nur von Ärzt/-innen und Medizinischen Fachangestellten, die vorher in der Anwendung geschult worden sind, durchzuführen. Darüber hinaus gibt es kaum Kontraindikationen.

Wo kommt die rTMS bisher in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina zum Einsatz?

Krusche: Wir sehen die rTMS als ergänzenden Baustein der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung an; das Verfahren ist außerdem sehr gut verträglich. Der Schwerpunkt liegt auf den Patient/-innen der Stationen 22 und 32. Dabei handelt es sich um offene psychiatrisch-psychotherapeutische Stationen zur Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen und seelischen Krisen wie Depressionen, Zwangs- oder Angststörungen und seelischer Erschöpfung. Momentan beschränkt sich das Therapieangebot mit rTMS noch auf die stationäre und tagesklinische Behandlung.

Welche Erfahrungen wurden bereits mit der rTMS bei Vitos Haina gemacht?

Krusche: Seit wenigen Monaten ist die rTMS in unserer Klinik im Einsatz. Wir haben bereits bei einigen Patient/-innen mit einer Depression gute Erfolge sehen können: Etwa bei einer Patientin, deren Depression durch auf ein Antidepressivum in Kombination mit einer Psychotherapie nicht besser wurde. Als wir die rTMS dazu nahmen, besserte sich nicht nur die Stimmung, sondern auch der Antrieb, ihre Interessen und ihr Funktionsniveau innerhalb von drei Wochen deutlich.

Was erhoffen Sie sich von diesem Therapieverfahren?

Metzger: Ergänzt durch die rTMS ist unser Ziel, die Patient/-innen mit einer noch höheren Erfolgswahrscheinlichkeit zu therapieren und ihnen aus einer schweren depressiven Episode herauszuhelfen bzw. sie damit im besten Falle sogar ganz aus der Depression zu holen. Perspektivisch möchten wir aber auch andere Krankheiten damit behandeln, so zum Beispiel Psychosen. Keine Depression ist gleich, daher haben wir nun mit der rTMS als weiteres Behandlungsinstrument mehr Möglichkeiten an der Hand, psychisch kranke Menschen erfolgreich zu behandeln.

Hintergrund: Wie kommt es zu einer Depression?

Viele Faktoren spielen bei der Entwicklung einer Depression eine Rolle – dies können sowohl psychische als auch biologische und soziale Faktoren sein. Gemeinsam ist, dass das Gleichgewicht der Hirnaktivität gestört ist, was sich z.B. in der Veränderung der Botenstoffe im Gehirn abbildet. Die Wahrscheinlichkeit zu erkranken ist nachgewiesen höher, wenn bereits Familienmitglieder betroffen waren oder sind. Zudem kann eine Depression eine Begleiterkrankung oder manchmal auch die Ursache einer Alkohol-, Tabletten- oder Drogensucht sein. Auch Post- und Long-Covid und psychosoziale Faktoren wie traumatische Erlebnisse und deren Fehlverarbeitung sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Zudem spielt die Persönlichkeit eines jeden Menschen eine große Rolle. Manche Menschen weisen mehr oder weniger Resilienz auf als andere – also die Widerstandsfähigkeit, die uns dabei hilft, schwierige Lebenssituationen zu überstehen und mit Rückschlägen umzugehen. Bei einer geringeren Resilienz ist das Risiko höher, psychisch zu erkranken, insbesondere an einer Depression.

Hintergrund: Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina

Die Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina ist ein Fachkrankenhaus zur Behandlung aller psychischen Krankheitsbilder erwachsener Menschen einschließlich der Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen. Sie wird geleitet vom Ärztlichen Direktor Prof. Dr. med. Florian Metzger. Die Klinik blickt zurück auf 490 Jahre Tradition in der Versorgung und Behandlung psychisch kranker Menschen und bietet heute eine gelungene Mischung aus modernen Therapiekonzepten und erhaltenem historischem Flair. Am historischen Standort der Klinik im Umfeld des Klosters Haina wurden bereits umfangreiche Modernisierungen durchgeführt.

In der 40 Kilometer entfernten Kreisstadt Korbach besteht als Dependence mit einer psychiatrischen Tagesklinik, einer psychiatrischen Ambulanz und dem Stützpunkt für die stationsäquivalente Behandlung. In Bad Wildungen entstand 2022 ein Neubau, der ebenfalls eine psychiatrische Tagesklinik und eine psychiatrische Ambulanz und ein Stützpunkt der stationsäquivalenten Behandlung beherbergt. Eine weitere Ambulanz betreibt die Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Frankenberg mit einem weiteren Stützpunkt für die

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