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Weitere Behandlungskapazitäten geschaffen

Datum:
Fachbereich:
Forensische Psychiatrie
Gesellschaft:
Vitos Haina gGmbH

Forensikbeirat der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Gießen

Hessenweit steigt die Zahl der vorläufig oder dauerhaft im Maßregelvollzug untergebrachten psychisch kranken Menschen, die eine Straftat begangen haben. Darauf verwies Dr. Beate Eusterschulte, Ärztliche Direktorin der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Gießen, in der Sitzung des Forensikbeirats unter Vorsitz von Oberbürgermeister Frank Tilo Becher. Dieser Belegungsdruck stelle kontinuierlich auch die Gießener Einrichtung vor die Herausforderung, zusätzliche Behandlungsplätze schaffen zu müssen.

Grundsätzlich nimmt die Gießener Schwesterklinik in Haina hessenweit alle psychisch kranken Rechtsbrecher auf. In Verlegungskonferenzen stimmen die Ärztlichen Direktor/-innen der Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie Haina, Gießen, Riedstadt und Eltville dann die Verteilungen bzw. Verlegungen ab. 

2023 insgesamt 63 Patient/-innen entlassen

„Aufgrund unseres hoheitlichen Auftrags müssen wir jederzeit aufnahmebereit sein“, sagte Klinikmanager Sören Asboe. In Abstimmung mit dem Land Hessen habe die Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Gießen deshalb im vergangenen Jahr das Gebäude G3 auf dem Campus in Gießen instandgesetzt. Es bietet Platz für die Sicherung und Behandlung von 27 Patient/-innen.

Durch Umstrukturierungen wurde auch die Zahl der auf den Bestandstationen vorgehaltenen Betten um 13 erweitert. Die Klinik verfügt über insgesamt 218 Behandlungsplätze. 2023 wurden in Gießen 98 Patient/-innen aufgenommen und 69 entlassen.

Suche nach Nachsorgeeinrichtungen

Der enorme Bedarf an Behandlungsplätzen in den hessischen Maßregelvollzugseinrichtungen resultiert allerdings nicht nur aus der ununterbrochen hohen Zahl an Unterbringungen von Patient/-innen durch die hessischen Gerichte, sondern auch aus den fehlenden Plätzen in geeigneten Nachsorgeeinrichtungen. Denn auch nach der Entlassung aus einer Klinik für forensische Psychiatrie benötigten die meisten Patient/-innen umfangreiche Unterstützung in der Lebensführung. Stünden mehr Plätze in Nachsorgeeinrichtungen zur Verfügung, könnten auch mehr Patient/-innen entlassen werden, sagte die Ärztliche Direktorin. „Die Suche nach einem geeigneten Setting für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf kann durchaus ein bis zwei Jahre dauern – trotz des hohen Aufwandes, den wir als Klinik betreiben“, erläuterte Dr. Beate Eusterschulte.

Weitere Einheiten in zwei Gebäuden

Für dieses Jahr sind die Nutzung von zwei weiteren Gebäuden auf dem Gießener Campus als forensische Einheiten in Vorbereitung. Geplant ist dabei unter anderem die Umsetzung eines so genannten Fast-Track-Konzeptes, erläuterte Pflegedirektorin Annegret Peter-Nickel. Diese „Schnellläuferstation“ biete den Rahmen, gut auf die Behandlung ansprechende Patient/-innen bereits nach kurzer Zeit entlassen zu können. Diese Station umfasst 15 Behandlungsplätze und wird in Haus G8 eingerichtet. Zudem wird dort eine offene Wohngruppe mit sechs Behandlungsplätzen etabliert. Mit Bezug werden auch die temporär auf dem Campus aufgestellten Wohncontainer aufgegeben. In denen war eine Wohngemeinschaft eingerichtet.

In Haus G9 wird eine Station für 15 Patient/-innen eingerichtet, die bereits über unbegleitete Lockerungen verfügen, allerdings aus konzeptionellen Gründen bisher regelhaft noch im geschlossenen Bereich untergebracht sind.

Die Einführung des Fast-Track-Konzeptes ist auch eines der vier Ziele, die sich die Klinik für 2024 gesetzt hat. Weitere sind der Abbau der Entlassprobleme, die Digitalisierung von Prozessen zur Optimierung der Schnittstellen sowie die Gewinnung von weiteren Fachkräften für alle Berufsgruppen.

Pflege im Maßregelvollzug

Vor einem Rundgang durch die Klinik stellte Pflegedirektorin Annegret Peter-Nickel den Beiratsmitgliedern die Arbeit des Pflegedienstes vor – der mit 239 Kolleg/-innen größten Berufsgruppe der Klinik. Insgesamt arbeiten 353 Fachkräfte in der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Gießen. Sie gliedert sich in einen hochgesicherten (vier Stationen), mittelgesicherten (sechs Stationen) und einen halboffenen (eine Station) Bereich. 78 Prozent der in Gießen behandelten Patient/-innen leiden an einer Schizophrenie.

Die Pflegedirektorin wies auf eine Besonderheit der forensisch-psychiatrischen Pflege hin: „Allen Patient/-innen wird bei der Aufnahme eine Pflegekraft zugewiesen, die für den gesamten Pflegeprozess bis zum Wechsel der Station/Entlassung verantwortlich ist. Sie sorgt einerseits für eine höhere Transparenz für Patient/-innen, insbesondere bei langen Verweildauern und komplexen Behandlungsverläufen. Andererseits stellen wir im Verlegungsfall die Kontinuität der Behandlung sicher.“

Im Detail stellte die Pflegedirektorin das breite Tätigkeitsspektrum der Pflegenden und die vielfältigen pflegerisch geleiteten Gruppenangebote für Patient/-innen vor. Diese „pflegerische Intervention“ mit individueller Hilfestellung zur Bewältigung alltäglicher Anforderungen verfolge das Ziel, dass Patient/-innen auf diese Weise etwas lernen, was ihnen sozialisations- oder krankheitsbedingt bislang nicht möglich war.

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