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Sucht im Alter – Das Behandlungsnetzwerk im Lahn-Dill-Kreis

Datum:
Fachbereich:
Erwachsenenpsychiatrie
Gesellschaft:
Vitos Herborn gGmbH

Herborn, 22. Februar 2017 / Rund 80 Fachleute trafen sich zur Fachveranstaltung im Festsaal von Vitos Herborn. Referenten der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (KPP) Herborn, Klinik Eschenburg und der Suchthilfe Wetzlar e.V. präsentierten neben den eigenen Angeboten der Kliniken das Behandlungsnetzwerk für suchtkranke Senioren im Lahn-Dill-Kreis.

Von links: Dr. Andrä und Prof. Preuss stellen sich den Fragen vom Fachpublikum

Prof. Dr. Ulrich W. Preuss, Klinikdirektor der Vitos KPP Herborn, führte die Gäste in das Thema der Veranstaltung ein: „Sucht im Alter“ ist kein unwichtiges Thema. Nicht zuletzt wegen der bekannten Demographie, die auch in unserem Landkreis vorhanden ist, wird uns das Thema immer mehr beschäftigen.“

Die Oberärztin Dr. Ute Andrä, die bei Vitos Herborn die beiden Stationen der Gerontopsychiatrie leitet, zeigte die vielfältigen Veränderungen auf, die mit dem Älterwerden und Altern verbunden sind bei Abhängigkeitserkrankten. Unterschieden werden Abhängigkeitserkrankungen, die entweder schon im Verlaufe des Lebens entstanden oder erst im Seniorenalter. Allein in Bezug auf Alkohol zeige sich, dass 2 – 3 % der Männer und 0,5 – 1 % der Frauen ab 60 Jahren eine Alkoholabhängigkeit hätten. „Insgesamt muss man sagen, dass der durchschnittliche Konsum von Alkohol mit der jetzt kommenden Generation steigt“, so Andrä, „was uns zusätzlich vor besondere Herausforderungen stellt“.

Seit 25 Jahren hat die Klinik Eschenburg Erfahrung in der therapeutischen Arbeit mit älteren Suchtkranken. Themen wie Umgang mit dem Alleinsein, Verarbeiten von Verlusten und eine neue Sinnfindung prägen die therapeutische Arbeit in der Psychotherapie. Dr. Thomas Klein ist Klinikleiter der Klinik. Er berichtete über die stationäre Behandlung von älteren Menschen mit Suchterkrankungen. „Besonders hervorzuheben ist die gute Erfolgsquote in der Behandlung von älteren Menschen, die allen Beteiligten Mut machen sollte“, sagte er.

Suchterkrankungen betreffen neben den betroffenen Patienten auch die Angehörigen und das soziale Umfeld sowie die unterstützenden sozialen und pflegerischen Berufe und Institutionen. Martin Kraus, Diplompsychologe und Leiter der Suchthilfe Wetzlar e.V., informierte über die Beratung und Begleitung der betroffenen Patienten und ihrer Angehörigen, die „Respekt vor deren Lebensleistung und die Achtung ihrer Fähigkeiten voraussetzt“, so Kraus.

Zum Abschluss der Veranstaltung stellte Tatjana Goblirsch, Projektverantwortliche bei der Suchthilfe Wetzlar e.V. für das Thema „Sucht im Alter“, das Behandlungsnetzwerk im Lahn-Dill-Kreis vor. Sie berichtete über das Vorhaben, ein Suchthilfe-Altenhilfe-System im heimischen Landkreis aufzubauen, das durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration als Modellprojekt gefördert wird und laut Goblirsch zum Ziel hat „ein patientenorientiertes und abgestimmtes Handeln aller helfenden Berufe zu erreichen“.

Hintergrund:

„Sucht im Alter“ gewinnt im medizinisch-pflegerischen und im Beratungs- und Behandlungsalltag zunehmend an Bedeutung. Im Lahn-Dill-Kreis leben mindestens 1000 alkoholabhängige Männer und Frauen und mindestens 2000 Personen, die von Medikamentenabhängigkeit betroffen sind. Die Zahl der gefährdeten Menschen liegt weit höher. Hier muss das Handeln für Betroffene und ihre Familien fortwährend weiterentwickelt werden. Die vernetzte Zusammenarbeit der ambulanten und stationären Behandlungs- und Pflegeangebote im Lahn-Dill-Kreis unterstützt und fördert die Betreuung und Therapie Betroffener.

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