Von den 2023 durchschnittlich 932 (2022: 889) in den Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie (KFP) untergebrachten Patientinnen und Patienten sind insgesamt 24 Patienten entwichen (2022: 24). Davon sind 12 Patienten aus einer Dauerbelastungserprobung, 8 während eines unbegleiteten, 3 während eines begleitenden Ausgangs entwichen. Ein Patient kam nicht wie vereinbart aus einer kurzfristigen Beurlaubung zurück.
„Der seit Jahren anhaltende höher werdende Belegungsdruck auf die hessischen Maßregelvollzugskliniken stellt das Personal der Kliniken für große Herausforderungen“, betont Reinhard Belling, Vorsitzender der Vitos Konzerngeschäftsführung. „Es ist unser Auftrag, allen Patientinnen und Patienten eine adäquate Therapie zu gewährleisten, sie angemessen unterzubringen und gleichzeitig darauf hinzuarbeiten, erfolgreich therapierte Patienten wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Unser Personal leistet hier eine hervorragende Arbeit unter zunehmend schwieriger werdenden Bedingungen.“ Da die steigenden Fallzahlen ein bundesweites Phänomen darstellten, arbeitet Vitos in Hessen gemeinsam mit der Fachaufsicht, dem Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege und auf Bundesebene mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Träger psychiatrischer Fachkrankenhäuser an neuen Lösungsansätzen. Dazu gehörten neben einer engeren Verzahnung der KFP mit den Versorgungssystemen der Allgemein- und Gemeindepsychiatrie auch Konzepte für tagesklinische sowie intensivambulante Angebote. Auch präventive Angebote müssten entwickelt werden, damit es gar nicht erst zu einer Einweisung in den Maßregelvollzug kommt
Rückkehr der Patienten
2 Patienten kehrten freiwillig zurück, 15 wurden von der Polizei zurückgebracht. 7 Patienten sind immer noch flüchtig. 7 Patienten waren bereits am gleichen, 2 innerhalb von zwei Tagen und 8 nach mehr als zwei Tagen wieder zurück.
In den Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie standen 2023 insgesamt 909 Behandlungsplätze zur Behandlung von Maßregelvollzugspatienten zur Verfügung. 2023 waren die Behandlungskapazitäten zu rund 103 Prozent ausgelastet. Aufgrund der Überbelegung mussten die forensischen Kliniken zusätzliche Betten auf den Stationen einschieben, damit die Aufnahmefähigkeit weiter sichergestellt werden konnte.
Details zur Entweichungsstatistik
Kliniken für psychisch kranke Rechtsbrecher (§ 63 StGB)
Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Eltville
Aus der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Eltville entwichen 2023 drei Patienten.
Bei keinem der Patienten sind Delikte während ihrer Entweichungen bekannt.
Zusammenfassung Entweichungen KFP Eltville:
Anzahl Patienten: 3 aus unbegleitetem Ausgang
Entweichungsdauer in Tagen: 1 x 0, 1 x 5, 1 x noch flüchtig
Rückkehrart: 2 x durch Polizei
Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina
Die Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina hatte 2022 noch zwei Standorte in Haina und Gießen. Sie wurde zum Jahreswechsel 2022/2023 in zwei eigenständige Kliniken geteilt.
2023 gab es in der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina keine Entweichungen.
Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Gießen
Die Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina hatte 2022 noch zwei Standorte in Haina und Gießen. Sie wurde zum Jahreswechsel 2022/2023 in zwei eigenständige Kliniken geteilt.
2023 gab es in der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Gießen zwei Entweichungen.
Bei keinem der Patienten sind Delikte während ihrer Entweichungen bekannt.
Zusammenfassung Entweichungen KFP Gießen:
Anzahl Patienten: 2 (aus begleitetem Ausgang und aus Dauerbeurlaubung zur Vorbereitung auf die Entlassung
Entweichungsdauer in Tagen: 1 x 0, 1 x 2
Rückkehrart: 1x freiwillig, 1 x durch Polizei
Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Riedstadt
2023 entwichen insgesamt vier Patienten aus der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Riedstadt.
Bei keinem der Patienten sind Delikte während ihrer Entweichungen bekannt.
Zusammenfassung Entweichungen KFP Riedstadt:
Anzahl Patienten: 2 aus unbegleitetem Ausgang und 2 aus Dauerbeurlaubung zur Vorbereitung auf die Entlassung
Entweichungsdauer in Tagen: 2 x 0, 1 x 8, 1 x noch flüchtig
Rückkehrart: 1x freiwillig, 2 x durch Polizei
Kliniken für suchtkranke Rechtsbrecher (§ 64 StGB)
Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Bad Emstal
2023 entwichen aus der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Bad Emstal insgesamt zwölf Patienten.
Bei keinem der Patienten sind Delikte während ihrer Entweichungen bekannt.
Zusammenfassung Entweichungen KFP Bad Emstal:
Anzahl Patienten: 3 aus unbegleitetem Ausgang und 7 aus Dauerbeurlaubung zur Vorbereitung auf die Entlassung, 1 aus kurzzeitiger Beurlaubung, 1 aus begleitetem Ausgang
Entweichungsdauer in Tagen: 1 x 0, 1 x 2, 1 x 7, 1 x 20, 1 x 24, 1 x 27, 1 x 79, 5 x noch flüchtig
Rückkehrart: 7 x durch Polizei
Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Hadamar
2023 entwichen aus der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Hadamar insgesamt drei Patienten.
Gegen einen Patienten wird derzeit noch ein Ermittlungsverfahren geführt.
Zusammenfassung Entweichungen KFP Hadamar:
Anzahl Patienten: 1 aus begleitetem Ausgang und 2 aus Dauerbeurlaubung zur Vorbereitung auf die Entlassung
Entweichungsdauer in Tagen: 2 x 0, 1 x 105
Rückkehrart: 3 x durch Polizei
Vitos jugendforensische Klinik Marburg
Aus der Vitos jugendforensischen Klinik Marburg gab es 2023 keine Entweichungen.
Statistik: Entweichungsrate
Drei der 2023 aus den Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie entwichenen Patienten fließen in den statistischen Bundesvergleich ein. Die Entweichungsrate pro 100 Belegungsfälle (Entweichungen geteilt durch die Durchschnittsbelegung mal 100) liegt für die Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie 2023 bei 0,32 Patienten.
Die bundesdurchschnittliche Entweichungsrate lag bei der letzten Datenerhebung 2022 bei 0,67 Patienten. Hessen liegt somit 2022 deutlich unter dem Durchschnitt der insgesamt 14 teilnehmenden Bundesländer.
Statistik: Entweichungen und Ausbrüche
Zum Bundesvergleich von Entweichungen und Ausbrüchen werden nur solche Ereignistypen als Entweichung gezählt, die wenig Interpretationsspielraum zulassen. Das sind Ausbrüche (Überwindung von baulichen, technischen oder personellen Hindernissen) und Entweichungen bei begleiteten Ausgängen.
Missbrauch von Vollzugslockerungen sind meistens verspätete Rückkehrer aus unbegleiteten Ausgängen. Deren Zählweise ist aber je nach Bundesland bzw. Klinik unterschiedlich. Manche zählen ab der ersten Verspätungsminute, andere räumen eine gewisse Kulanz ein. Somit sind diese Daten nicht valide und werden nicht mehr berücksichtigt. Entweichungen aus der Dauerbeurlaubung zur Vorbereitung auf die Entlassung werden im Kerndatensatz nicht erfasst.
Maßregelvollzug
In Hessen sind die Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie mit dem Maßregelvollzug beauftragt.
§ 63 StGB: Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung, einer geistigen Behinderung oder einer Persönlichkeitsstörung eine Straftat begangen haben, werden von einem Gutachter dahingehend untersucht, ob sie zum Tatzeitpunkt nicht oder nur vermindert schuldfähig waren. Wenn das der Fall ist, und wenn aufgrund der Erkrankung weitere erhebliche Straftaten zu erwarten sind, weist sie das Gericht in eine Klinik für forensische Psychiatrie ein. Hier wird ihre Erkrankung ärztlich behandelt und eine sichere Unterbringung gewährleistet.
§ 64 StGB: Suchtkranke Menschen, die straffällig geworden sind und bei denen wegen ihrer Suchterkrankung erheblich Wiederholungstaten zu erwarten sind, werden in forensische Kliniken für Suchtkranke eingewiesen. Voraussetzung ist die nötige Erfolgsaussicht der Suchttherapie.
Dauerbelastungserprobung (Entlassungsurlaub)
Der Entlassungsurlaub ist für die Wiedereingliederung eines Patienten in die Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Er findet in der Regel in einer Nachsorgeeinrichtung am Ort des zukünftigen Wohnortes statt. Bei dieser wichtigen Rehabilitationsmaßnahme soll sich der Patient über einen längeren Zeitraum (bis zu acht Monate) außerhalb der Einrichtung in relativer Selbstständigkeit bewähren. Eine Entweichung aus dem Entlassungsurlaub liegt dann vor, wenn er gegen Auflagen verstößt. Das heißt, wenn er Meldepflichten nicht einhält und für das Personal der forensisch-psychiatrischen Ambulanz nicht mehr erreichbar ist.