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Mad or bad? Vitos Symposium zum Thema Amoktäter

Datum:
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend
Gesellschaft:
Vitos gGmbH

Kassel, 15. November 2017 - Rund 150 Teilnehmer diskutierten am 9. November 2017 auf dem Symposium „Amoktäter – mad or bad?“ in Gießen über Risikobewertung und Prävention aus psychiatrischer, juristischer und polizeilicher Sicht. Mad or bad? Krank und oder kriminell? Es ging um Fragen wie: Was motiviert und treibt Amoktäter an? Gibt es Warnsignale? Wie dürfen, können oder müssen wir darauf reagieren?

„Amoktaten sind nicht impulsiv, sondern geplant. Meistens sind es mit indirekten Andeutungen angekündigte hassmotivierte grandios inszenierte Racheakte für subjektiv erlebte Kränkungen sozial isolierter Einzeltäter.“ so Dr. Matthias Bender, Ärztlicher Direktor des Vitos Klinikums Weil-Lahn. Er hatte gemeinsam mit Dr. Rolf Speier, Ärztlicher Direktor des Vitos Klinikums Haina, zu der Veranstaltung eingeladen. 

Zu der von der Vitos Akademie organisierten Veranstaltung kamen Klinikdirektoren, Fachärzte, Pflegekräfte, Sozialarbeiter, Pädagogen, Juristen und andere interessierte Fachbesucher. Ihnen wurden Forschungsergebnisse, Präventionsansätze und Interventionsstrategien aus psychiatrischer, juristischer und polizeilicher Sicht vorgestellt. Der Fokus der Vorträge lag dabei auf der Wahrnehmung von Warnsignalen und psychopathologischen Auffälligkeiten. Die Referenten gaben Orientierung zu Risikoeinschätzung, Prävention und Gefährdungslagenmanagement.

Für die erfolgreiche Prävention von Amoktaten braucht es eine gute institutionsübergreifende Vernetzung, so das Fazit der Veranstaltung. Den meisten Amoktätern ist die Spirale aus erlebter Kränkung, daraus resultierender Wut und dem Wunsch nach Rache gemein. Zielgenaue Risikoprognosen können erstellt und konkrete Maßnahmen abgeleitet werden, ein Restrisiko bleibt aber immer, fasst Dr. Matthias Bender das Ergebnis des Symposiums zusammen.

Die Vorträge

Ursula Zimmer, stellvertretende Ärztliche Direktorin der Vitos forensisch-psychiatrischen Ambulanz Hessen, Haina erörterte das Phänomen Amok aus Sicht der forensischen Psychiatrie. Ein personenzentrierter Ansatz, Risikoprognoseinstrumente, die Arbeit im multiprofessionellen Team sowie die konkrete Festlegung eines Nachsorgesettings haben sich dort bewährt.

Über Risikoeinschätzung und Bedrohungsmanagement bei Personen, von denen die Gefahr einer Amoktat ausgehen könnte, referierte Dr. Jens Hoffmann, Leiter des Instituts für Psychologie und Bedrohungsmanagement IPBm in Darmstadt. Er sprach sich dafür aus, dass sich Forschung und Praxis ergänzen. Die Unterscheidung zwischen psychotischen und nicht-psychotischen Tätern stand bei seinem Vortrag im Zentrum.

Einblicke in die Polizeiarbeit gaben Dieter Rein, Leiter Abteilung Einsatz- und Ermittlungsunterstützung, Prävention des Hessischen Landeskriminalamts und Carsten Schenk, Leiter Psychologische Einsatz- und Ermittlungsunterstützung, Zentraler Polizeipsychologischer Dienst der hessischen Polizei, Polizeiakademie Hessen. Sie zeichneten den Weg von der Informationserhebung, über die Bewertung bis hin zur Maßnahmenergreifung und gaben konkrete Fallbeispiele. 

Sie betonten die Bedeutung einer institutionsübergreifenden Zusammenarbeit, unter anderem von Polizei, Justiz, Schulen, Jugendämtern und psychiatrischen Einrichtungen. Ein mit unterschiedlichen Institutionen vernetztes Bedrohungsmanagement-Team versucht potenzielle Amoktäter zu identifizieren, noch bevor es zur Tat kommt.

Um die Unterscheidung von Tätergruppen ging es im Vortrag von Prof. Dr. Britta Bannenberg, Professorin für Kriminologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Dr. Petra Bauer, Dipl.-Psychologin und Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. Sie befassen sich seit Jahren mit der interdisziplinären Erforschung von Amoktaten und Amokdrohungen in Deutschland und bauten ein Beratungsnetz zur Amokprävention auf. Ihr Vortrag beleuchtete die Risikokriterien für Amoktaten junger und erwachsener Täter. Ihre Forschungsergebnisse zeigen unter anderem, dass Amoktäter ihre Absichten im Vorfeld meist erkennen lassen. Für jugendliche Täter gilt dies ganz besonders. 

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