In einer ersten Untersuchung hatten die Städtischen Werke schon im Jahr 2001 ein spürbares Einsparpotential analysiert. Eine Verbesserung der Wärmeversorgung ließ sich vor zehn Jahren aber nicht realisieren, da es die Bedarfsstruktur der Klinik nicht zuließ. Große Einsparungen sind vor allem durch den Wegfall von Dampferzeugern möglich – Dampf brauchte die Klinik zu diesem Zeitpunkt aber noch in erheblichen Mengen. „2006 konnten wir auf die aufwändige Dampferzeugung verzichten. In den Gesprächen mit den Städtischen Werken stellte sich heraus, dass grundsätzlich eine Versorgung mit Fernwärme möglich wäre. Das war attraktiv, weil Fernwärme wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist. Das Problem war nur: In Bad Wilhelmshöhe lag keine Fernwärme. Deshalb haben wir zunächst unsere Kesselanlagen erneuert“, erinnert sich Peter Lutze, Geschäftsführer der Vitos Orthopädische Klinik.
Für die Städtischen Werke gab die energetische Modernisierung der Vitos Orthopädische Klinik Kassel den Anlass, einen Ausbau des Fernwärmenetzes von der Marbachshöhe bis nach Bad Wilhelmshöhe wirtschaftlich und technisch durchzurechnen. Das Ergebnis: Der Ausbau war realisierbar, wenn neben der Vitos Orthopädische Klinik Kassel auch andere Abnehmer gewonnen werden konnten. Mit dem Anschluss der Klinik sind mittlerweile neben Privathaushalten auch neun größere Abnehmer an das Fernwärmenetz angeschlossen – von der KVG über die Mundus-Seniorenresidenz bis hin zum Kurparkhotel. Mit einer jährlichen Abnahmemenge von 9.500 Megawattstunden sparen die Fernwärmeverbraucher in Bad Wilhelmshöhe rund 11.5 Millionen kWh-Erdgas oder 118 Tonnen Heizöl ein. Mit Gas betreibt die Vitos Orthopädische Klinik Kassel jetzt nur noch eine kleines, aber sehr effizientes Blockheizkraftwerk.
Die Wärme für die Kasseler Fernwärme stammt aus dem Kraftwerk an der Dennhäuser Straße und dem Müllheizkraftwerk. Beide Kraftwerke laufen in so genannter Kraft-Wärme-Kopplung. In diesem Verfahren werden Strom und Fernwärme gleichzeitig produziert. Das spart große Mengen Primärenergieträger wie Kohle, Öl oder Gas ein. Denn in konventionellen Verfahren muss zwei Mal Energie verbrannt werden: Einmal, um Heizwärme zu erzeugen, und einmal im Kraftwerk, um Dampf für die Stromproduktion zu gewinnen. So nutzt ein normales Kraftwerk weniger als die Hälfte der eingesetzten Energie, der Rest ist Abwärme, die im Kühlturm oder Fluss abgekühlt wird. Bei Fernwärme dagegen werden über 90 Prozent der eingesetzten Energie genutzt. Von der gesamten in Kassel genutzten Wärme stammen gut 30 Prozent aus Kraftwerken, die über das fast 140 Kilometer lange Fernwärmenetz in der Stadt verteilt werden.
Bildunterschrift: Symbolische Inbetriebnahme der Fernwärme in der Vitos Orthopädische Klinik Kassel durch Geschäftsführer Peter Lutze und Städtische Werke Vorstand Stefan Welsch.