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Ambulante psychiatrische Arbeit für Kinder und Jugendliche bei Vitos Rheingau: Oft geht es ohne Klinik

Datum:
Fachbereich:
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Gesellschaft:
Vitos Rheingau gGmbH

Rund 90 Fachleute – Mediziner, Lehrer, Sozialpädagogen, Erzieher – besuchten den Fachtag der kinder- und jugendpsychiatrischen Ambulanz in Eltville. Oberärztin Christine Rubel und ihr Team hatten zu einem Einblick in die Arbeit der Ambulanz eingeladen, der neben der Vorstellung der Abläufe auch therapeutische Schnupperkurse bot.

"Schulen, Kindertagesstätten oder auch niedergelassene Kollegen sind häufig diejenigen, die eine psychiatrische Untersuchung anregen, wenn ein Kind Probleme hat. Deshalb ist es uns sehr wichtig, dass wir diese Berufsgruppen, mit denen wir ja auch eng kooperieren, gut über unsere Arbeit informieren“, sagt Christine Rubel, die seit September 2012 die Ambulanz leitet und den Fachtag mit ihren Kollegen und Kolleginnen zusammen konzipierte.

Bei der Vorstellung der Ambulanzarbeit wurde der Teamcharakter in der Arbeit auch in den Vorträgen deutlich: von der Sekretärin bis zur psychologischen Psychotherapeutin oder Logopädin stellten die Mitarbeiter ihre jeweiligen Arbeitsschwerpunkte vor, immer mit dem Augenmerk darauf, was für diejenigen, die als Patienten oder Angehörige Kontakt aufnehmen, wichtig ist.

So wurde zunächst erklärt, wie es organisatorisch läuft, bevor dann die umfangreiche diagnostische Arbeit ins Zentrum rückte. Zur Diagnose in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gehört nämlich nicht nur eine sorgfältige Erhebung der Vorgeschichte und der Biografie bis hin zur Frage nach dem Schwangerschaftsverlauf und der Geburt. Bestandteil ist auch eine umfangreiche psychologische Testung, mit der ermittelt wird, auf welchem Entwicklungsstand das Kind ist, ob Intelligenzeinschränkungen vorliegen oder ob es im schulischen Bereich Beeinträchtigungen (wie Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwächen) gibt. Auch der Spracherwerb wird auf Besonderheiten überprüft. Die Beobachtung des Spiel- und Interaktionsverhaltens und der emotionalen Befindlichkeit sind weitere wesentliche Vorraussetzungen zur Beurteilung der Problematik. Und eine allgemeinmedizinische Untersuchung gehört ebenfalls zum Standard, schon um körperliche Ursachen wie etwa eine Schilddrüsenfehlfunktion auszuschließen.

„Alle diese Faktoren fließen in die Diagnose ein, sodass es eine Weile dauern kann, bevor wir die Eltern nach den Untersuchungen zur Befundbesprechung einladen können“, erklärt Ambulanzärztin Veronika List in ihrem Vortrag. „Sie sind aber immens wichtig, um dann auch richtig behandeln zu können. Übrigens beginnt mit der Erstvorstellung gar nicht selten bereits eine Veränderung der Problematik, weil die Entscheidung, Hilfe zuzulassen schon ein erster positiver Schritt ist.“ 

An zwei Falldarstellungen wurde anschließend anschaulich gemacht, wie die verschiedenen Bausteine der diagnostischen Arbeit in die Behandlung münden – wobei dazu dann auch die Frage gehört, ob diese ambulant geschieht oder ob ein Patient in die Klinik oder in eine Tagesklinik überwiesen werden muss. 

„Die Ambulanz bietet eine Reihe therapeutischer Verfahren in der Regel als Gruppentherapie, dazu gehört therapeutisches Reiten genauso wie Musiktherapie oder Gesprächsgruppen, manchmal auch Einzeltherapie. Falls wir therapeutische Angebote nicht selbst vorhalten, überweisen wir an niedergelassene Therapeuten“, so Christine Rubel. 

Im zweiten Teil der Veranstaltung konnten sich die Besucher dann einzelne Therapieverfahren gezielt vorstellen lassen und hatten dabei die Möglichkeit, mit den jeweiligen Fachleuten der Ambulanz in den Austausch zu kommen. Für das Ambulanz-Team war das große Interesse der Besucher ein Beleg, wie wichtig die Aufklärungsarbeit über psychiatrische Behandlungsweisen nach wie vor ist.

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