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So ein Theater? - Neues Therapieangebot für Jugendliche bei Vitos Rheingau

Datum:
Fachbereich:
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Gesellschaft:
Vitos Rheingau gGmbH

In der Vitos Klinik Rheinhöhe gibt es seit einiger Zeit ein neues Therapieangebot für jugendliche Patientinnen und Patienten. Die Ergo- und Theatertherapeutin Diana Conradi behandelt mit diesem in Deutschland noch relativ neuen Ansatz 14- bis 18jährige junge Menschen.

„Die Theatertherapie ist in Deutschland noch relativ neu und infolgedessen wenig bekannt“, erklärt Diana Conradi. „Das ist schade, weil dieses Verfahren sich gerade für die Arbeit mit Jugendlichen durch seine Handlungsorientierung sehr gut eignet.“

Die Theatertherapie ist wie Musik-, Kunst- oder Tanztherapie eine Kreativtherapie; hier ist es das kreative Mittel der Darstellung. Alles, was zur Voraussetzung einer Darstellung auf der Bühne gehören würde, ist auch Teil der Therapie: eigene Körperwahrnehmung, Aufmerksamkeit und die Interaktion mit den anderen. Der Einstieg in das Spiel erfolgt über ganz unterschiedliche Zugänge, über Bilder, Stichwörter, zu denen man assoziiert, oder auch über „fremde“ Geschichten: Märchen, literarische Vorlagen, Prosatexte oder Dramen unter Nutzung der künstlerisch-ästhetischen Mittel des Theaters. Darüber wird eine langsame Annäherung an eigenes Erleben möglich: an das, was mit der gewählten Rolle verwandt ist. „Theatertherapie beinhaltet Identifikationsangebote“, erklärt Diana Conradi. „Die Jugendlichen wählen sich oft eine Rolle, die etwas mit ihrer Biografie, ihrem Leben zu tun hat.“ Der Unterschied zu einer Theatergruppe liegt im Reflektieren dessen, was man in seiner Rolle tut, sie wird zum eigenen Erleben und Handeln in Bezug gesetzt.

Das theatertherapeutische Angebot ist jeweils Teil eines umfassenden Behandlungskonzepts. „Grundlegend in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind Einzel- und Familiengespräche“, erklärt Dr. med. Doris Mallmann. Die Medizinerin und Diplom-Psychologin ist Klinikdirektorin der Klinik Rheinhöhe und damit letztverantwortlich für deren Behandlungsangebote. „Kinder und Jugendliche profitieren aber auch sehr von Bewegungs- und Kreativtherapien. Den individuellen, also auf den jeweiligen Patienten zugeschnittenen Behandlungsplan entwickelt der zuständige Psychotherapeut in Absprache mit dem Oberarzt. Er nutzt dabei das diagnostische und therapeutische Know-how eines multiprofessionellen Teams: Ärzte, Psychologen, Pflegekräfte, Therapeuten und viele mehr.“

Wie für jede Therapie gibt es für die Theatertherapie Rahmenbedingungen. Das Angebot richtet sich an 14- bis 18jährige, es ist für mindestens zwei, maximal sechs Teilnehmer geeignet, die Sitzungen dauern eineinhalb Stunden. Am Anfang jeder Sitzung steht eine erste Phase mit Übungen zu Körperwahrnehmung und Achtsamkeit, es folgen Gruppenspiele, Improvisationen und Partnerinteraktionen. Unter Zuhilfenahme einer Requisite wird dann eine Rolle entwickelt.

Mit den gewählten Figuren kann die Gruppe eine Geschichte entwickeln, typische Genres sind Love-Story, Western, Krimi oder Komödie. Dann wird die Handlung erarbeitet, Szenen geschaffen und gespielt. Manchmal steht am Ende eine Aufführung, aber das ist nicht zwingend, wichtig ist der Prozess.

Was müssen die Jugendlichen mitbringen, um von dieser Therapie zu profitieren? „Ein Minimum an Kontakt- und an Gruppenfähigkeit und ein gewisses Abstraktionsvermögen sind schon Voraussetzung“, so Conradi. „Aber ansonsten ist es ein Angebot, von dem sehr viele Jugendliche profitieren können, nicht zuletzt wegen des handlungsorientierten Arbeitens und der vielen Wahrnehmungsebenen.“

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