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Vitos Rheingau gedenkt der Opfer der Krankenmorde und weiht Gedenktafeln ein

Datum:
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend
Gesellschaft:
Vitos Rheingau gGmbH

Eltville, 1. September 2023 – Jedes Jahr erinnert Vitos Rheingau in einer Gedenkstunde am 1. September an die Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde. Auch in diesem Jahr fanden sich zu diesem Anlass wieder Mitarbeitende, Angehörige von Opfern und Vertreter/-innen aus der Politik auf dem Eichberg zusammen. Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch zwei neue Gedenktafeln eingeweiht, die über die Rolle des Eichbergs in der Zeit des Nationalsozialismus informieren.

Das Datum des 1. Septembers bezieht sich auf den sogenannten „Euthanasie-Erlass“, der auf diesen Tag im Jahr 1939 zurückdatiert und von Adolf Hitler unterzeichnet ist. Auf Grundlage dieses Erlasses begann die systematische Ermordung von psychisch kranken und behinderten Menschen durch die Nationalsozialisten. Auch die damalige Landesheilanstalt Eichberg war an den Tötungen maßgeblich beteiligt und diente außerdem als Durchgangsstation nach Hadamar. Von 1941 bis 1945 gab es auf dem Eichberg eine sogenannte „Kinderfachabteilung“ – die Zahl der dort ermordeten behinderten Kinder wird auf über 5.000 geschätzt.

Die Gedenkfeier fand in der Kapelle auf dem Eichberg-Gelände statt. Der stellvertretende Klinikdirektor der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Eltville, Thilo Ast, begrüßte die Gäste und übergab das Wort anschließend an Viola Krause, Landesgeschäftsführerin des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. In ihrer Gedenkrede betonte sie die Bedeutung von Wissen für die Erinnerung: „Die Grundvoraussetzung für differenzierte Erinnerung, für Erinnerung generell, ist das Wissen um Geschehenes. Was passiert mit der Erinnerung, wenn sich dieses Wissen verliert? Im schlimmsten Fall findet die Erinnerung nicht mehr statt. Damit dies nicht geschieht, muss vorhandenes Wissen dokumentiert und öffentlich zugänglich sein.“ Sie leitete über zu den Informationstafeln, die im Rahmen der Veranstaltung erstmals vorgestellt wurden, und betonte: „Die heute übergebenen Informationstafeln erfüllen diese Funktion – sie machen das Wissen um die Ermordeten und ihre zwar nicht mehr sichtbaren, aber noch vorhandenen Gräber zugänglich – für uns und für kommende Generationen. Eine wesentliche Voraussetzung für zukünftiges Erinnern.“

Die Gedenktafeln befinden sich an den beiden Gräberfeldern auf dem Gelände des Eichbergs, die heute mit Gras bewachsen und von außen auf den ersten Blick nicht mehr als solche zu erkennen sind. Besucher/-innen, ebenso wie Patient/-innen und Angehörige, können sich dort ab sofort über die Geschichte des Ortes informieren. Damit sei ein weiterer wichtiger Schritt in der Gedenkarbeit von Vitos Rheingau getan, so Geschäftsführer Servet Dag: „Die Psychiatrie auf dem Eichberg hat eine 200-jährige Historie. Die Erinnerung daran, insbesondere auch an die dunkelsten Kapitel, ist für uns ungemein wichtig. Als Unternehmen sehen wir uns – gegenüber unseren Patient/-innen und Klient/-innen, aber auch gegenüber unseren Mitarbeitenden – in der Verantwortung, die Erinnerung an die Verbrechen, die hier auf dem Eichberg in der Zeit des Nationalsozialismus begangen wurden, durch eine aktive Gedenkarbeit aufrecht zu erhalten.“

Im Anschluss an die Rede von Viola Krause wurde die Inschrift des Gedenksteins von zwei Patientinnen der Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit verlesen. Die katholische Seelsorgerin Anna Schubert betete mit den Anwesenden einen Psalm, anschließend legten die Gäste weiße Rosen auf dem Gedenkstein neben der Kapelle nieder.

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