In seiner Begrüßungsrede ging Geschäftsführer Stephan Köhler auf die Gründe für die Veranstaltung einer Gedenkstunde ein: angesichts der bedrückenden Geschichte der Psychiatrie während der Nazizeit sei es nicht nur sinnvoll, sondern zwingend notwendig, sich einmal im Jahr bewusst und mit ungeteilter Aufmerksamkeit zu erinnern. „Wir können die Morde nicht ungeschehen machen, wir können die Leiden nicht lindern, die unsere Vorgänger in einer Perversion ihrer Aufgabe als Heiler und Helfer verursacht haben, aber wir können an die Opfer denken“, so Köhler wörtlich. 

In dem sich anschließenden Vortrag der Ethikprofessorin Karen Joisten vom Philosophischen Seminar der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ging es um das Thema „Wie wollen wir die Geschichte(n) der Ermordung psychisch Kranker im Nationalsozialismus schreiben?“ Joisten plädierte dabei für eine Herangehensweise über die Namen der Ermordeten, denn Namen seien „zugleich auch Überschriften für Geschichten, nämlich die Lebensgeschichten der Betroffenen“. So entstünde über die Wieder-Aneignung der Namen nach und nach die jeweilige Geschichte des Ermordeten, der damit wieder ein Gesicht erhalte, das gleichbedeutend mit seiner Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit sei.  

Dies sei eine Möglichkeit, die Opfer des Krankenmordes auf dem Eichberg „wieder in unser Leben hineinzuholen“, so Joisten. 

Im Anschluss an den Vortrag gingen die Teilnehmer gemeinsam zum Gedenkstein des Unternehmens. Der dort eingemeißelte Text wurde von zwei jugendlichen Patientinnen der Klinik Rheinhöhe verlesen. Zum Abschluss legten die Besucher mitgebrachte Rosen auf dem Stein nieder.