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„Alle hatten einen Namen“ – Gedenken an Opfer der „Euthanasie“-Verbrechen

Datum:
Gesellschaft:
Vitos Südhessen gGmbH

Ihr Schicksal ist uns Mahnung und Verpflichtung.

Gedenkfeier für die Opfer der „Euthanasie“-Verbrechen

Der 1. September 1939 gilt als offizieller Beginn der systematischen Erfassung und Tötung kranker und behinderter Menschen. Anlässlich dieses Tages hat Vitos Südhessen in Riedstadt an die Opfer der Euthanasieverbrechen gedacht.

„Geprägt von der Idee, der Wert des Menschen hänge von dessen Kapazität ab, sich aktiv in den Produktionsprozess einzubringen, wurde gefolgert, dass diejenigen, die nicht produktiv tätig werden können, keinen Wert für die Gesellschaft haben.“ rekapitulierte Walter Schmidbauer, Ärztlicher Direktor der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Riedstadt, die damalige Ideengeschichte. 1941 wurden aus dem Philippshospital Goddelau 596 seelisch kranke und geistig behinderte Menschen abtransportiert und ermordet. Sie alle waren keine Unbekannten, sondern Kinder, Frauen und Männer aus den umliegenden Orten. Sie hatten hier ihre Familien und sie alle hatten einen Namen. Ihr Schicksal ist uns Mahnung und Verpflichtung. Um ihrer zu gedenken, wurden 30 Namen bei der Gedenkveranstaltung vorgelesen.

Traditionsgemäß beteiligten sich auch Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Gernsheim an der Veranstaltung. Für die musikalische Begleitung der Gedenkfeier sorgte ein Bläserquartett. Im Vorfeld hatte bereits eine Gruppe von fünf Schülerinnen der 11. Klasse die Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Riedstadt besichtigt. Sie wollten einen Einblick in die heutige Versorgung psychisch kranker Rechtsbrecher gewinnen. Zwei von ihnen haben ihre Eindrücke anschließend geschildert, aus denen ihr Lehrer Martin Schnarrenberger zitierte. „Die Taten, die die Patienten unter dem Einfluss ihrer Erkrankung begangen haben, gefährden die Allgemeinheit. Für uns Außenstehende ist es oft schwer zu verstehen, dass der Aufenthalt in der Klinik keine Strafe, sondern Hilfe zur Resozialisierung ist. Dieses Motiv ist im ganzen Gebäude zu erkennen. Während des Besuchs ist mir immer wieder klargeworden, wie viel Respekt die Betreuerinnen und Betreuer für ihre Arbeit verdienen.“ Und Schnarrenberger ergänzte: „Für mich persönlich ist die Klinik für forensische Psychiatrie ein Beispiel dafür, dass wir in unserem Land die Würde jedes Menschen zu achten versuchen.“

Ganz im Gegenteil zur Zeit des Nationalsozialismus, wird psychisch kranken Menschen – von Kindern über Jugendlichen bis hin zu Erwachsenen, aber eben auch psychisch kranken Rechtsbrechern – heute eine qualifizierte Behandlung angeboten. Die Aufgabe besteht darin, den Zustand der Patienten deutlich zu verbessern und sie nach Möglichkeit zu heilen.

 

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