Es ist in allen Bereichen des Alltags deutlich spürbar: Seit Beginn der Pandemie sind viele Lebensbereiche von uns Erwachsenen und unseren Kindern auf den Kopf gestellt. Die gesamte Situation verunsichert oder macht gar Angst und führt manchmal auch zu Angespanntheit und Gereiztheit. Das ist nicht verwunderlich, denn schließlich sind unsere Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Orientierung und Autonomie derzeit stark eingeschränkt. Es fehlt der gewohnte Tagesablauf, der Ausgleich in der Freizeit und der persönliche Austausch mit Familie und Freunden. Zudem ist es anstrengend, sich ständig auf wechselnde Anforderungen einzustellen, die die Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus mit sich bringen. Als Folgen von gereizter Stimmung und Überforderung steigt das Konfliktpotential in den Familien.
Kinder und Jugendliche reagieren besonders sensibel auf diese Veränderungen und zeigen in den letzten beiden Jahren vermehrt Symptome wie Ängste, niedergedrückte Stimmung, Hoffnungslosigkeit, Schlaf- und Essstörungen. Viele empfinden einen unangenehmen schulischen Leistungsdruck und haben Zukunftsängste. Zudem fühlen sie sich allein gelassen. Die Mediennutzung hat stark zugenommen, was allerdings auch damit einhergeht, dass Aktivitäten vermehrt online stattfinden.
Was können wir also tun, um unsere Kinder in dieser Situation zu unterstützen? Sie benötigen in dieser Zeit besonders viel Zuwendung, also zum Beispiel ein offenes Ohr, Interesse für ihre Sorgen und Verständnis, dass alles nicht so wie immer läuft. Regelmäßige Rituale wie Kochen und gemeinsame Mahlzeiten bringen Struktur in den Alltag und können so Sicherheit schaffen. Seien Sie feinfühlig und fragen Sie nach: Wenn Kinder und Jugendliche unbestimmt antworten, weil sie oft selber nicht wissen, wie sie ihre Gefühle in Worte fassen sollen, können gemeinsame Unternehmungen helfen. Spielerische Aktivitäten drinnen und vor allem draußen heben die Stimmung und lenken ab. Für den Abend eignen sich je nach Alter Einschlafrituale oder gemeinsames Erzählen, wie der Tag war. Anforderungen an schulische Leistungen sollten in diesen besonderen Zeiten nicht im Vordergrund stehen. Vielmehr geht es darum, gemeinsam eine neue Tages- und Wochenstruktur zu finden.
Viele Familien meistern die Situation überwiegend gut. Gemäß der Redewendung „Not macht erfinderisch“ können ungewöhnliche Zeiten auch Kreativität freisetzen. Manche Eltern sind durch das Arbeiten im Homeoffice präsenter, was dazu führt, dass sich manche Alltagsabläufe neu organisieren. Das kann auch den Effekt haben, dass Kinder und Jugendliche mehr Verantwortung übernehmen und in manchen Bereichen selbständiger werden.