Bandscheibenerkrankungen
Bandscheibenerkrankungen
Anatomie
Die Bandscheibe oder Zwischenwirbelscheibe (Discus intervertebralis) ist eine flexible, faserknorplige Bildung, die jeweils die Wirbelkörper zweier benachbarter Wirbel im Bereich zwischen zweitem Halswirbel und Kreuzbein verbindet. Zwischen dem Schädel und dem ersten Halswirbel sowie zwischen dem ersten und dem zweiten Halswirbel gibt es keine Bandscheiben. Die Wirbelsäule des Menschen besitzt 23 Bandscheiben. Die Funktion der Bandscheibe besteht in der Pufferung von Belastungen und dient der Beweglichkeit der Wirbelsäule. Wären die knöchernen Anteile der Bandscheibe nicht immer durch elastische Scheiben unterbrochen, so wären für den Menschen wenige Bewegungen möglich.
Die Bandscheibe besteht aus 2 Bestandteilen: dem äußeren derben Faserring (Anulus fibrosus) und der inneren weichen Galertmasse (Nuceus pulposus). Ab einem Alter von ca. 30 Jahren beginnen degenerative Prozesse an der Bandscheibe. Diese können durch Belastungen seelischer und körperlicher Art beschleunigt werden, so daß es zu Einrissen am Faserring der Bandscheibe kommen kann mit einem nachfolgenden Bandscheibenvorfall.
Bandscheibenvorfall
Da die Bandscheiben dem Wirbelkanal und den Nervenwurzelkanälen benachbart sind, kann ein Bandscheibenvorfall Kontakt mit einer Nervenwurzel bekommen und Lähmungen, Sensibilitätsstörungen und Schmerzen verursachen. Oft sehen wir jedoch auch Bandscheibenvorfälle, die ohne Symptome geblieben sind oder Rückenschmerzen ohne Bandscheibenvorfall. Ein Bandscheibenvorfall ist dann relevant, wenn die geklagten Beschwerden zur Bildgebung passen.
Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls kann mittels Computertomographie oder Kernspintomographie gestellt werden. Die Relevanz des Befundes ist nur im Zusammenhang mit der klinischen Untersuchung und eventuellen neurologischen Defiziten zu beurteilen. Bei neurologisch unauffälligem Untersuchungsbefund ist die Durchführung einer Bildgebung nicht zwingend. Elektrophysiologisch kann mittels somatosensibel evozierter Potentiale (SEP) und der Elektromyographie (EMG) eine sensible Leitungsstörung bzw. eine Nervenwurzelschädigung festgestellt werden.
Therapeutisch besteht die Möglichkeit einer konservativen Therapie mit Physiotherapie, physikalischen Maßnahmen und einer angepaßten Medikation. Bei Blasenstörungen und Lähmungen muß der Befund mit einem Neurochirurgen besprochen und eine Operation in Betracht gezogen werden.
Bandscheibenentzündungen (Diszitis)
An weiteren Erkrankungen der Bandscheibe kommen auch Entzündungen vor. Meistens sind es bakterielle Entzündungen, wobei die Krankheitserreger von anderen Orten mit dem Blut angeschwemmt werden und sich im Bandscheibengewebe vermehren. Dies führt zu Schmerzen und kann bei Abszessbildung auch zu schweren neurologischen Ausfällen führen. Die Erregerdiagnostik mit gezielter antibiotischer Behandlung und ggfs. auch eine Operation sind hier vorrangig.