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Bundesarbeitsgemeinschaft der Träger Psychiatrie (BAG) tagt bei Vitos Rheingau

Datum:
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend
Gesellschaft:
Vitos Rheingau gGmbH

itos Rheingau war Gastgeber der Herbsttagung 2014 der Bundesarbeitsgemeinschaft der Träger psychiatrischer Krankenhäuser (BAG Psychiatrie). Drei Tage lang diskutierten die BAG-Mitglieder die übergreifenden aktuellen versorgungspolitischen und fachlichen Entwicklungen in der Psychiatrie und die Auswirkungen für ihre jeweiligen Kliniken und Aufgaben.

Am ersten Tag der BAG-Tagungen steht traditionell der Austausch mit der regionalen Landespolitik des Gastgebers im Mittelpunkt. Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer von Vitos Rheingau, Stephan Köhler, ging die Vorsitzende der BAG, Dr. Margitta Borrmann-Hassenbach, in ihrer Rede zur Tagungseröffnung auf aktuelle Themen der Psychiatrie ein. Die Zusammenarbeit zwischen den regionalen Kliniken, dem Ministerium, Landräten, Kommune sowie der Stadt Eltville funktioniere hier in der Region offenbar sehr konstruktiv und vertrauensvoll. Dennoch seien aktuell dringende Felder zu benennen, die des weiteren Austausches und der Zusammenarbeit bedürften. An erster Stelle nannte die Vorsitzende wichtige offene Fragen zum neuen Entgeltsystem, das ab 2017 von allen psychiatrischen Kliniken verbindlich angewendet werden muss. So sind die Kosten für die psychiatrische Akut- und Notfallversorgung (Personal-und Sachaufwand) in den Entgeltkalkulationen bisher nicht dieser besonderen Aufgabe zugeordnet, sondern werden mit anderen Aufwänden vermischt. Bisher basiert die bundesweite Kalkulation der psychiatrischen Krankenhausentgelte fälschlich darauf, dass alle psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken gleichermaßen die Akut- und Notfallversorgung leisten.  

Dieser Kalkulationsfehler müsse dringend korrigiert werden, da die Vorhaltung einer akutstationären psychiatrischen Krisen- und Notfallversorgung ein wesentliches gesundheits- und gesellschaftspolitisches Gütekriterium für die regionale Sicherstellung der klinisch-psychiatrischen Versorgung ist. Für die Akut- und Notfallversorgung dürfen nur die Kliniken vergütet werden, die diese Leistungen auch erbringen und durchgängig vorhalten.  

Aus landespolitischer Sicht nahm Dr. Stephan Hölz, Abteilungsleiter Gesundheit im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, zum Stand der Psychiatrie in Deutschland Stellung. Viele Empfehlungen der Psychiatrie-Enquete-Kommission, die in den 70er Jahren den Anstoß zu tiefgreifenden Reformen der deutschen Psychiatrie gab, seien erfolgreich umgesetzt worden; die Entstigmatisierung psychisch kranker Menschen habe Erfolg gehabt, was sich auch an der erhöhten Bereitschaft zeige, die Hilfen, die Psychiatrie biete, in Anspruch zu nehmen. Auch aus Sicht des Ministeriums gäbe es aber Herausforderungen, zu denen in der Tat die Umsetzung des neuen Entgeltsystems in einer Form gehöre, die keine Ökonomisierung zu Lasten der Schwächsten bedeute. Stephan Hölz nannte als weitere Herausforderung die Schaffung von gesetzlichen Grundlagen, die der höchstrichterlichen Rechtsprechung in Bezug auf Grundrechtseingriffe Rechnung trägt. Der Umgang mit Menschen, bei denen akute Eingriffe in die Grundrechte notwendig werden, müsse zu jedem Zeitpunkt nicht nur den rechtsstaatlichen, sondern auch den medizinischen und ethischen Ansprüchen gerecht werden. Der Ausbau der bisher unzureichend vorhandenen Modelle für sektorübergreifende Hilfen, die es dem Krankenhaus ermöglichen, alles, von stationären Angeboten bis hin zum sogenannte Home-Treatment zu leisten, sei eine weitere wichtige Aufgabe. 

Der weitere Tagungsverlauf wurde dominiert von Sachthemen: Ein Schwerpunktthema war die Akademisierung des Pflegeberufs und die Herausforderungen für die organisatorische, hierarchische und tarifrechtliche Gestaltung des Übergangs bzw. die praktische Etablierung mit Aufgabenzuweisung und Schnittstellendefinition. Hierzu gab es Vorträge und Diskussionen. Einige BAG-Träger haben bereits eigene Studiengänge und Aufgabenprofile für ihre Bachelor- und Masterabsolventen definiert und sammeln erste Erfahrungen im praktischen Alltag. Diese sollen regelmäßig auf den BAG-Tagungen thematisiert werden und überreifende Handlungsimpulse aufgegriffen werden.  

Auch die Weiterentwicklungsmöglichkeiten des neuen Entgeltsystems waren erneut Thema der BAG-Tagung. Urban Roths von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) referierte die aktuellen Entwicklungen und zeigte die bereits erfolgten sachgerechten Veränderungen des Entgeltsystems auf Basis des gemeinsamen Verbändedialogs auf. Ob das PEPP-System tatsächlich als ein leistungsgerechtes Preissystem etabliert werden kann oder besser als Budgetfindungsinstrument dienen sollte, müssen die weiteren Entwicklungen des kommenden Jahres zeigen – so könnte die Diskussion zusammengefasst werden. 

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch Führungen durch das Klinikum Rheingau mit Vorstellungen der Behandlungsschwerpunkte und Konzepte durch die Klinikleitungen. Im Rahmenprogramm durfte ein Besuch im Kloster Eberbach nicht fehlen – der Geburtsstätte von Vitos Rheingau und im nächsten Jahr zusammen mit dem Psychiatrieunternehmen für die Gestaltung des 200-jährigen Jubiläums verantwortlich.  

Beim Abschied herrschte Einigkeit: Es war eine gelungene Tagung an einem der schönsten Punkte des Rheingaus. 

Hintergrundinformation

BAG Psychiatrie

Die BAG Psychiatrie ist der Dachverband der Träger der psychiatrisch-psychotherapeutisch-psychosomatischen Fachkrankenhäuser in Deutschland. Ihr gehören kommunale, freigemeinnützige, private und staatliche Klinikträger mit insgesamt über 60.000 Betten aus allen Bundesländern an.

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