„Mit dem Neubau ist ein optimales Zusammenspiel aus modernster Sicherheitstechnik und hoch entwickelter Therapie entstanden. Sichere und funktionale bauliche Voraussetzungen sowie effektive Behandlung der suchtkranken Rechtsbrecher sind die Grundlagen für einen guten Maßregelvollzug“, so Staatsminister Stefan Grüttner. „Der Maßregelvollzug in Hessen ist sehr erfolgreich. Schon jetzt nimmt Hessen sowohl was die Sicherheit als auch den Behandlungserfolg betrifft bundesweit eine Spitzenstellung ein.“

„Mit dem Einzug in den Neubau wird hier am Vitos-Standort Hadamar ein neuer Standard in Betrieb gehen“, sagte LWV-Landesdirektor und Vitos-Aufsichtsratsvorsitzender Uwe Brückmann in seiner Festrede. Nach außen schaffe das neue Klinikgebäude mehr Sicherheit. Nach innen sorge es für viele Verbesserungen sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Gäste nutzten die Möglichkeit, sich auf einer geführten Tour durch das Gebäude ein Bild von der neuen Forensik zu machen. Das Klinikgebäude wurde am Rande des vorhandenen Klinikgeländes errichtet. Der Baugrund am Mönchberg ist durch die starke Hanglage architektonisch anspruchsvoll, insbesondere für Großgebäude. „Umfangreiche Erdbewegungen machten es möglich, das Gebäude stark in den Hang hinein zu bauen. So tritt es trotz seiner umfangreichen Größe weniger stark aus dem landschaftlichen Bild hervor und passt sich perfekt in die Umgebung ein“, erläutert Reinhard Belling, Geschäftsführer der Vitos GmbH. Entstanden ist ein Komplex aus zwei miteinander verbundenen Gebäuden, die mit einer 5,50 Meter hohen Mauer umschlossen sind. Die vorhandenen Werkhallen wurden saniert und in den neuen Komplex integriert.

Die neue Klinik ist für 162 Betten ausgelegt. Diese verteilen sich auf acht Stationen. Es gibt eine Aufnahmestation, fünf Therapiestationen und eine Station für Krisenintervention und Rückverlegung in eine Justizvollzuganstalt bei Therapieabbruch. Für Frauen steht eine separate Therapiestation zur Verfügung.

Die Patienten sind künftig in Ein- oder Zweibettzimmern untergebracht, die jeweils mit einer Nasszelle ausgestattet sind. Ihnen stehen Gemeinschafts- und Therapieräume, begrünte Innenhöfe und Sportflächen zur Verfügung. In der Klinik gibt es ein internistisches und ein zahnmedizinisches Behandlungszimmer. „Die Unterbringung der Patienten und die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter verbessern sich mit dem Neubau um ein Vielfaches“, sagte Martin Engelhardt, Geschäftsführer von Vitos Hadamar.

Mit Videoüberwachung und besonderen Schließsystemen wird ein Sicherheitsstandard gewährleistet, der die höchsten Anforderungen an eine Maßregelvollzugsklinik erfüllt. Das Sicherheitskonzept ist in Abstimmung mit dem Hessischen Landeskriminalamt entstanden. Die Forensik ist für Patienten, Mitarbeiter und Besucher künftig ausschließlich über eine Sicherheitszentrale an der Klinikstraße zugänglich. Für LKW-abhängige Dienste wie Ver- und Entsorgung sowie gesicherte Patientenbeförderung ist eine an den Wirtschaftshof angeschlossene Sicherheitsschleuse vorgesehen.

Ende der 70er Jahre wurden in Hadamar zum ersten Mal forensische Patienten in Räumen des damaligen psychiatrischen Krankenhauses aufgenommen. Seit 1990 gibt es die eigenständige forensische Klinik. Seit Beginn befand sie sich in Gebäuden, die nicht für diese Nutzung konzipiert wurden. Die ursprünglichen Krankenhausgebäude wurden kontinuierlich baulich und sicherheitstechnisch nachgerüstet. Nun sind dank der Investitionen des Landes Hessen von rund 43 Millionen Euro beste bauliche Voraussetzungen für einen sicheren und modernen Maßregelvollzug geschaffen. Geschäftsführer Engelhardt bezeichnete die neue Klinik als Meilenstein in der Entwicklung des Standortes und als bedeutende Investition in die Zukunft des Unternehmens.

Hintergrund

Im Auftrag des Landes Hessen übernimmt die Vitos Klinik für forensische Psychiatrie den Maßregelvollzug: Sie ist eine besonders gesicherte Spezialklinik, die die doppelte Aufgabe der medizinischen Behandlung und der Sicherung ihrer Patienten hat. In der forensischen Klinik werden suchtkranke Menschen behandelt, die straffällig geworden sind und bei denen wegen ihrer Suchterkrankung Wiederholungstaten zu erwarten sind. Aufgenommen werden Patienten, die nach § 64 StGB verurteilt wurden. Oberstes Ziel der Behandlung ist es, den Patienten ein straf- und suchtmittelfreies Leben zu ermöglichen. Dazu werden die Suchtproblematik, das delinquente Verhalten und weitere vorhandene Störungsbilder therapiert.

Am Anfang steht die ärztliche Behandlung im Sinne des körperlichen Entzuges und der Behandlung von Folgeschäden des Suchtmittelkonsums gefolgt von Stabilisierung und Festigung der Therapiemotivation. Im weiteren Verlauf rückt die psychotherapeutische Behandlung in den Mittelpunkt. Hierbei werden tiefenpsychologische, verhaltenstherapeutische sowie gesprächs- und gestalttherapeutische Ansätze angewendet.

Die Behandlung findet im Rahmen von Gruppen und Einzeltherapien statt. Die hier eingesetzten psychotherapeutischen Methoden sind auf den Bedarf des Maßregelvollzuges zugeschnitten und entsprechend modifiziert.

Weitere Kliniken und Einrichtungen von Vitos Hadamar

Akut psychisch erkrankte erwachsene Menschen finden in der Klinik für Psychiatrie und PsychotherapieHadamar Behandlungsangebote für das gesamte Spektrum der seelischen Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen, Suchterkrankungen, Psychosen, neurotischen Fehlentwicklungen, akuten Belastungskrisen sowie seelischen Störungen im Alter. Zur Klinik gehören eine Tagesklinik mit Ambulanz in Limburg sowie eine Instituts- und Substitutionsambulanz.

Für chronisch psychisch kranke Menschen, die individuelle Unterstützung in den Bereichen Wohnen, Arbeit und Freizeitgestaltung benötigen, bieten die Vitosbegleitenden psychiatrischen DiensteHadamar ein breit gefächertes Angebot.