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Fachveranstaltung zum Thema „Grenzen wahren“ bei Vitos Rheingau: Präventionsarbeit zur Vermeidung von Übergriffen in Institutionen

Datum:
Fachbereich:
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Gesellschaft:
Vitos Rheingau gGmbH

Bei Vitos Rheingau fand eine eintägige Fachveranstaltung statt. Das Thema war „Grenzen wahren“ und die Vermeidung von Grenzüberschreitungen bei der Arbeit mit Patienten und Klienten in medizinischen und sozialen Einrichtungen.

„Vitos Rheingau hat bereits 2010, als innerhalb kurzer Zeit mehrere Missbrauchsskandale durch die Presse gingen, beschlossen, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen“, erklärt Dr. Doris Mallmann, Direktorin der kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik Rheinhöhe, die zu Vitos Rheingau gehört. „Durch diesen Auslöser stellte sich auch bei uns die Frage, was wir tun, um von Grenzüberschreitungen zu erfahren und sie zu verhindern. Damals gab ich die Anregung, das Thema nicht zu kurzgreifend anzugehen und empfahl die Einbeziehung externer Expertise. Daraus entstand dann die Implementierung eines umfassenden Schutzkonzepts für alle Patienten und Klienten, egal ob jung oder alt, das jetzt anlässlich des Symposiums vorgestellt wurde. Persönlich hat es mich sehr gefreut, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dieses Projekt gern unterstützt haben, sicherlich auch im Bewusstsein der Gewalterfahrungen, die Kranke auf dem Eichberg in der Nazizeit erdulden mussten“, führt die Fachärztin und Diplom-Psychologin aus.  

Das Thema wurde bei Vitos Rheingau in einer Projektgruppe bearbeitet, an der die Führungskräfte der drei Unternehmensbereiche von Vitos Rheingau teilnahmen und die von Professor Dr. Mechthild Wolff von der Hochschule Landshut moderiert wurde. Sie ist eine ausgewiesene Expertin für das Thema, war unter anderem Mitglied des Runden Tisches „Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich der Bundesregierung“ und hat auch ein Buch zum Thema mitherausgegeben. Christian Rosinus von der Anwaltskanzlei AC Tischendorf sorgte für den nötigen juristischen Sachverstand. Von Anfang an war ein Ziel der Projektgruppe, ein Schutzkonzept unter Beteiligung von Patienten und Klienten zu entwickeln. Deshalb arbeiteten zwei ehemalige Patienten kontinuierlich mit.  

Mit dem Symposium wurde die Arbeit der Gruppe der interessierten Fachöffentlichkeit vorgestellt. „Wir möchten andere Einrichtungen ermutigen, einen ähnlichen Weg zu gehen“, so Doris Mallmann. Im Vortragsteil berichtete Professor Wolff über ihre Erfahrungen mit Implementierungsprozessen von Schutzkonzepten; Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch, Chefarzt der kinder- und jugendpsychiatrisch-pädagogischen Modellstation Somosa in Winterthur, informierte über den Bündner Standard, ein spezifisches Konzept aus der Schweiz zum besseren Schutz vor Grenzverletzungen. Am Nachmittag gab es die Möglichkeit, in Workshops Themen zu vertiefen. Es ging um arbeitsrechtliche Maßnahmen, die Installierung einer Ombudsperson als externe Ansprechpartnerin für Betroffene, einzelne Entwicklungsschritte des Konzepts bei Vitos Rheingau und konkrete Maßnahmen zur Definition von Grenzen. Ein wichtiger Aspekt war dabei die Erarbeitung einer Ampel: Rot (das geht gar nicht), Gelb (das tut man nicht) und Grün (das ist erlaubt) umreißen Verhaltensweisen, die von strafrechtlich relevanten Punkten über Grenzen verletzendes, beziehungsweise klärungsbedürftiges Verhalten zu Beispielen für angemessenen Umgang reichen.  

„Die Ampel von Vitos Rheingau wurde mit allen Beteiligten erarbeitet: mit den Mitarbeitern der Stationen und Wohngruppen genauso wie mit unseren Klienten und Patienten, auch mit den Kindern und Jugendlichen unter ihnen. Jetzt hängt die Ampel als Din-A2-Poster auf allen Stationen und Wohngruppen aus“, so Doris Mallmann. Wichtig sei, dass der Reflexionsprozess darüber, was geht und was nicht, in jeder Einrichtung stattfinde und dauerhaft verankert werde. „Auch wenn die Ergebnisse sich überall ähneln dürften, der Prozess muss sein, um zu sensibilisieren und wechselseitiges Verständnis zu wecken“. 

Bei Vitos Rheingau sieht man die Arbeit der Projektgruppe inzwischen als ein nicht abschließbares Projekt an, da das Bewusstsein für Grenzen, Grenzsetzungen und Grenzüberschreitungen ständig präsent sein müsse. Lob für die Arbeit des Unternehmens gab es am Schluss von Mechthild Wolff, die den Tag resümierte und dabei einen Punkt besonders hervorhob, nämlich die Selbstverständlichkeit, mit der bei Vitos Rheingau Patienten, Klienten und Psychiatrieerfahrene (so bezeichnen sich viele ehemalige Patienten selbst) einbezogen würden. Dies habe die Projektgruppe selbst genauso deutlich gemacht wie das Symposium, an dem auch Psychiatrieerfahrene als Redner und Workshopleiter teilnahmen.

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