Suche

Hessenweit dringend gesucht: Pflegeeltern für besondere Kinder

Datum:
Fachbereich:
Jugendhilfe
Gesellschaft:
Vitos Teilhabe gGmbH

Vitos-Fachdienste bieten Pflegefamilien wichtige Unterstützung | Jugendämter melden steigende Zahl von Inobhutnahmen

In Hessen werden dringend Pflegefamilien für Kinder mit besonderem Förderbedarf gesucht. Nach jüngst veröffentlichten Zahlen des Statistischen Landesamts1 wurden 2013 insgesamt 3.700 Jungen und Mädchen von hessischen Jugendämtern in Obhut genommen. In Frankfurt am Main waren es 510 Kinder und Jugendliche. Gründe sind vor allem die Überforderung der Eltern, Beziehungsprobleme, Vernachlässigung, Misshandlung oder sexuelle Übergriffe. Fast 80 Prozent der Jungen und Mädchen wurden laut Statistik in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe untergebracht, für 18 Prozent konnten geeignete Pflegefamilien gefunden werden.

Insbesondere für jüngere Kinder, die aufgrund der schwierigen Situation in der Herkunfts-familie in ihrer körperlichen, seelischen und geistigen Entwicklung beeinträchtigt sind und häufig traumatische Erfahrungen gemacht haben, ist es wesentlich vorteilhafter, in einer Pflegefamilie aufzuwachsen als in einem Heim. „Im familiären Rahmen haben diese Kinder deutlich bessere Entwicklungschancen“, so Claudia Tull, stellvertretende Leiterin des Teams Pflegekinderhilfe und Adoption des Jugend- und Sozialamts der Stadt Frankfurt am Main. „Ziel ist es, den Kindern in einem stabilen familiären Umfeld dauerhafte Bindungen zu ermöglichen, ihnen Sicherheit und Zuwendung zu geben und ihnen zu helfen, Vertrauen zu entwickeln.“

Für diese verantwortungs- und anspruchsvolle Aufgabe sucht Vitos Kalmenhof als Kooperationspartner der Jugendämter in ganz Hessen Pflegefamilien mit besonderen pädagogischen Kompetenzen. Das können zum Beispiel Familien sein, bei denen mindestens ein Elternteil eine Ausbildung als Erzieherin oder Erzieher, SozialpädagogIn, LehrerIn, Psychologin oder Psychologe hat. Aber auch Menschen mit  einer vergleichbaren praktisch erworbenen Professionalität kommen in Frage. Dabei bezieht der Begriff Familie auch Paare in gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaft oder Alleinerziehende ein.

Die Jugendhilfe von Vitos Kalmenhof unterstützt diese Pflegeeltern intensiv: unter anderem mit kontinuierlicher Beratung und Begleitung,  gezielter Unterstützung in besonderen Situationen, externer Supervision, Angeboten zur Fortbildung und Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch. „Diese unterschiedlichen Formen der Unterstützung haben sich als sehr wirksam erwiesen, um der Gefahr einer Überforderung der Pflegeeltern zu begegnen“, betont Ulrike Bender, Leiterin des Fachbereichs Beratung bei der Jugendhilfe von Vitos Kalmenhof. „Denn oft scheitern Pflegeverhältnisse nicht an den Kindern, sondern an der Tatsache, dass die Pflegeeltern sich mit Problemen alleine  gelassen gefühlt haben. Werden Pflegeeltern hingegen gut unterstützt, kann sich solch ein Pflegeverhältnis als große persönliche Bereicherung für alle Beteiligten erweisen“, so Bender.

Die Pflegefamilie und der Vitos-Fachdienst bilden gemeinsam die „Erziehungsstelle“. Das zugrunde liegende Konzept wurde vom Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV), aus dem Vitos hervorgegangen ist, bereits vor mehr als 40 Jahren entwickelt und hat sich seither als Erfolgsmodell erwiesen. Derzeit betreuen 187 Erziehungsstellen-Familien hessenweit fast 300 Kinder und Jugendliche.

Zunehmend schwierig ist es jedoch, qualifizierte Eltern für diese Aufgabe zu finden. Ulrike Bender: „Die Anfragen der Jugendämter in Hessen übertreffen bei weitem unsere Kapazitäten.“ Während einerseits die Zahl der Inobhutnahmen steige, sinke anderseits die Zahl der potenziellen Pflegefamilien. Ursachen sind unter anderem der verstärkte Konkurrenzkampf um junge pädagogische Fachkräfte, die auch von Kitas und anderen Institutionen dringend gebaucht werden. Zudem hat sich laut Bender die Altersstruktur der Kinder verändert, die in Pflegefamilien kommen. Der Schwerpunkt liegt inzwischen bei Kindern unter fünf Jahren. Da diese häufig bis zur Volljährigkeit in der Pflegefamilie bleiben, dauert es länger, bis dort wieder ein Platz frei wird. Außerdem macht sich auch hier der demografische Wandel bemerkbar: Pflegefamilien, die zum Teil schon seit mehr als 30 Jahren Kinder aufgenommen haben, ziehen sich langsam von dieser Aufgabe zurück.

In größeren Städten ist die Lage noch schwieriger als im Umland. Aufgrund von Wohnraumknappheit und enorm gestiegenen Mieten können sich immer weniger Familien ein zusätzliches Zimmer leisten -  das aber ist nötig ist, um ein Pflegekind aufnehmen zu können.

Das Nachsehen haben nicht nur die Kinder, die häufig zwischen sechs und zwölf Monaten bei Bereitschaftspflegefamilien warten müssen, bis sie dauerhaft in eine neue Dauer-Pflegefamilie wechseln können, wie Claudia Tull vom Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt berichtete. Nicht selten müssten die Kinder auch zu Pflegefamilien in ländlichen Regionen in Nord- und Süddeutschland vermittelt werden, was es erschwere, den Kontakt zu den leiblichen Eltern aufrecht zu erhalten. Biete sich auch diese Möglichkeit nicht, bleibe nur die Heimunterbringung, die vor allem für jüngere Kinder wegen des wechselnden Personals weniger günstig sei. Sie sei zudem auch noch doppelt so teuer wie die Betreuung in einer professionellen Pflegefamilie, die zwar auch eine Aufwandsentschädigung erhalte, aber deutlich weniger koste.   

1www.statistik-hessen.de/PresseWeb/pm_642.html

 


Vitos Kalmenhof – Jugendhilfe – Fachbereich Beratung – Erziehungsstellen:
Ulrike Bender, Tel.: 06126 - 2 34 32
E-Mail: ulrike.bender(at)vitos-kalmenhof.de

Idstein:    06126 - 2 34 28
Wiesbaden:     0611 - 72 37 79 – 0
Darmstadt:     06151 - 1 78 42 – 0
Bensheim:     06251 - 1 05 72 – 12
Kassel:     0561 - 22 07 08 – 23
 

Jugend- und Sozialamt Frankfurt am Main
Team Pflegekinderhilfe und Adoption
Claudia Tull, Tel.: 069/212 – 34140
E-Mail: claudia.tull(at)stadt-frankfurt.de

 

Statement von Ulrike Bender - Vitos Kalmenhof

Statement von Claudia Tull - Jugend- und Sozialamt Frankfurt am Main

Schaubild Bewerberschritte

Einrichtungssuche

Auswahl filtern:
Angebotsart:

Es gibt insgesamt 276 Einrichtungen