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Hilfe zum Einstieg in den Ausstieg: Erste Drogenentzugsstation für Kinder- und Jugendliche in Hessen eröffnet

Datum:
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend
Gesellschaft:
Vitos gGmbH

| Im nordhessischen Wabern ist das erste Behandlungsangebot für den qualifizierten Entzug suchtgefährdeter und abhängiger Kinder und Jugendlicher in Hessen eröffnet worden. Es handelt sich um eine Drogenentzugsstation mit 10 Betten und einer angeschlossenen Ambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie mit Hauptsitz in Kassel. Das neue kinder- und jugendpsychiatrische Behandlungsangebot ist ein neuer "Baustein" des Pädagogisch-Medizinischen Zentrums Wabern/Homberg – einer Einrichtung des Zentrums für Soziale Psychiatrie Kurhessen.

Mitarbeiter und Patienten im Gruppenraum der neuen Station, Foto: Ralf Heinemann

20 % der 12- bis 17-Jährigen konsumieren mindestes einmal pro Woche die legale Droge Alkohol, 13 % sind tägliche Raucher. Der Cannabis-Konsum steigt weiter. 30 % aller 12- bis 18-Jährigen haben Kontakt zu illegalen Drogen. Davon sind 10 % abhängigkeitsgefährdet. Kinder und Jugendliche steigen immer früher in den Konsum legaler und illegaler Drogen ein. Daraus resultierend nehmen körperliche Probleme, seelische Störungen und Erkrankungen in erschreckendem Ausmaß zu. Für die Altersgruppe der unter 18-Jährigen gibt es bisher kaum funktionierende Angebote. Meist ist die Suchthilfe auf die Versorgung Erwachsener ausgerichtet. Der Bedarf für einen qualifizierten Drogenentzug bei Kindern und Jugendlichen, der über körperliche Entgiftung hinausgeht, ist groß.

"Um diese Versorgungslücke in Nordhessen zu schließen, eröffnen wir hessenweit die erste Drogenentzugsstation mit angeschlossener Ambulanz für kranke und sucht gefährdete Kinder und Jugendliche in Wabern. Es handelt sich hierbei um ein dreijähriges Pilotprojekt, das vom Hessischen Sozialministerium unterstützt und von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet wird. Finanziert wurde der Umbau von zwei Etagen des Schlossgebäudes in Wabern durch den Landeswohlfahrtsverband Hessen (470.000 Euro) und das Hessische Sozialministerium (140.000 Euro), das auch mit 100.000 Euro die Ausstattungskosten trägt, so Herbert Dreisbach, Geschäftsführer des Zentrums für Soziale Psychiatrie Kurhessen.

"Die Behandlung in der neuen Station für Kinder und Jugendliche mit Suchtproblemen ist eingebettet in ein umfassendes Therapieangebot, das in dieser Form neu entwickelt wurde. Damit werden die Möglichkeiten der klinischen Diagnostik und Therapie um die Möglichkeiten des jetzigen Pädagogisch-Medizinischen Zentrums Wabern/Homberg ergänzt. Zum einmaligen Modellprojekt für Hessen wird die neue Station aber auch durch ihre Einbindung und Vernetzung mit ergänzenden Hilfeangeboten und durch die enge Zusammenarbeit mit den Institutionen, die diese Hilfen anbieten. Damit liegt ein innovatives und für die Zielgruppe maßgeschneidertes Konzept vor. Ich freue mich sehr, dass es nun von qualifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von der Theorie in die Praxis überführt werden kann", sagte Uwe Brückmann, Landesdirektor des LWV Hessen und Aufsichtsratsvorsitzender der LWV-Gesundheitsmanagement GmbH.

Behandlungsangebot

Behandelt werden Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, die Suchtmittel konsumieren, deren Leben sich zunehmend um ihre Sucht dreht, bei denen psychische Erkrankungen wie z.B. Aufmerksamkeitsdefizit-Störungen und Depressionen sowie körperliche Folgeschäden wie etwa Hepatitis vorliegen. "Neben der körperlichen Entgiftung, der Behandlung von ursächlichen oder begleitenden psychiatrischen Störungen und körperlichen Erkrankungen, motivieren wir die jungen Patienten zum Drogenverzicht. Daneben unterstützen wir sie bei ihrer schulischen, beruflichen und sozialen Weiterentwicklung. Ein Team aus Ärzten, Sozialarbeitern und –pädagogen, Psychologen, Bewegungstherapeuten, Ergotherapeuten, Erziehern und Krankenpflegepersonal gestaltet die etwa vier- bis sechswöchige Behandlung", erklärt Dr. Günter Paul, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Kassel. Während der stationären Behandlung gibt es überdies ein breites Angebot für Freizeitgestaltung, Arbeitstherapie und Schulunterricht. Die stationäre Aufnahme erfolgt über die der Drogenentzugsstation angeschlossenen Ambulanz. Sie übernimmt die diagnostische Vorklärung und später auch die Nachsorge.

In der anschließenden Weiterbetreuung arbeitet das Behandlungsteam eng zusammen mit Einrichtungen der Drogen- und Jugendhilfe. Die Ambulanz steht dabei im engen Austausch mit den Drogenberatungsstellen und Jugendämtern der Region. Außerdem bietet sie eine Drogensprechstunde sowie kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik und Behandlung an.

Waberner Modell

Die Drogenentzugsstation mit Ambulanz als Außenstelle der kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik Kassel ist ein neuer "Baustein" des Pädagogisch-Medizinischen Zentrums Wabern/Homberg mit seinen differenzierten Jugendhilfe-Angeboten in den Bereichen Erziehung, Betreuung und Ausbildung. Das Pädagogisch-Medizinische Zentrum ist damit hessenweit als „Waberner Modell“ das erste Kompaktangebot für in ihrer seelischen Entwicklung beeinträchtigte, suchtgefährdete und problembelastete Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

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