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Kalmenhof-Mitbegründer und Sozialreformer Charles Hallgarten starb vor 100 Jahren

Datum:
Fachbereich:
Behindertenhilfe, Fachbereichsübergreifend
Gesellschaft:
Vitos gGmbH

Frankfurt/Idstein (lgm) - Vor 100 Jahren, am 19. April 1908, verstarb der deutsch-amerikanische Bankier, Philanthrop und Sozialreformer Charles Lazarus Hallgarten (1838 – 1908). Hallgarten gilt als einer der Pioniere der freien Wohlfahrtspflege und war 1888 Mitbegründer der damaligen Heilpädagogischen Anstalt Kalmenhof in Idstein, heute Sitz des Sozialpädagogischen Zentrums, einer Tochtergesellschaft der LWV-Gesundheitsmanagement GmbH.

Charles Hallgarten

Aus einer in Mainz ansässigen jüdischen Familie stammend, ging Hallgartens Vater seit 1845 in New York Bankgeschäften nach, gründete dort ein Bankhaus in der Wall-Street-Gegend. 1868 wurde Charles Hallgarten Teilhaber des väterlichen Bankhauses. Aus gesundheitlichen Gründen musste er 1875 New York verlassen, nachdem er sich - vermutlich bei einem Besuch in einem New Yorker Elendsquartier – mit Tuberkulose angesteckt hatte. Es folgten Genesungsaufenthalte in verschiedenen europäischen Ländern. Der Gesundheitszustand Hallgartens besserte sich und so ließ er sich 1877 mit seiner Familie in Frankfurt nieder. Beeindruckt durch die vielen privaten sozialen Hilfsorganisationen in den USA, setzte er sich in Frankfurt alsbald für den Aufbau sozialer Fürsorgestrukturen ein – in mehr als 40 Institutionen und Vereinigungen soll Hallgarten aktives Mitglied gewesen sein. Für sie suchte er Mitstreiter, organisierte Gelder und setzte selbst erhebliche eigene Mittel ein.

Mit Pfarrer Rudolph Ehlers und Stadtrat Dr. Karl Flesch gehörte er 1888 zu den Gründern des Kal-menhofes in Idstein. Eine in Frankfurt zusammenkommende „Conferenz für Idiotenheilpflege“ hatte zuvor einen Bedarf für eine weitere Einrichtung für geistig behinderte und benachteiligte Kinder und Jugendliche ausgemacht. Rund 50 Kilometer von der Großstadt Frankfurt mit ihren bedrückenden Lebensbedingungen entfernt im ländlichen Taunus gelegen, sollte sie errichtet werden. Ihre Gründer planten die neue Einrichtung für behinderte und aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammende Kinder als Gegenentwurf zu seinerzeitigen Armenhäusern und Korrektionsanstalten. Ihre Bewohner sollten der sozialen „Verwilderung“ der Städte entzogen werden. Später galt das besondere Augenmerk Hallgartens dem sozialen Wohnungsbau in Frankfurt. Mit seiner 1889 ins Leben gerufenen „Aktiengesellschaft für kleine Wohnungen“ bekämpfte er in der Mainmetropole wirksam die grassierende Wohnungsnot und war somit auch einer der Gründerväter des sozialen Wohnungsbaus. Als er am 19. April 1908 auf dem jüdischen Friedhof in Frankfurt beigesetzt wurde, sollen den Trauerzug über 20.000 Menschen begleitet haben.

Heute ist der Kalmenhof ein Sozialpädagogisches Zentrum unter dem Dach der LWV-Gesundheitsmanagement GmbH. Auf insgesamt rund 500 Plätzen fördern, betreuen und unterstützen 350 qualifizierte Mitarbeiter/innen unterschiedlichster Profession Kinder und Jugendliche mit Angeboten der Behinderten- und Jugendhilfe. Über drei Arbeitsbereiche verfügt der Kalmenhof: Der erste ist die Jugendhilfe mit den Angeboten Beratung, Familienerhaltung und Fremdunterbringung. Im Rosenhaus ist der zweite Bereich, die Arbeit mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen konzentriert. Der dritte Bereich umfasst die Arbeit mit geistig behinderten erwachsenen Menschen. Sie findet im Landhaus und in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung statt.

Veranstaltungstipps:

  • Exkursion aus Frankfurt in das Sozialpädagogische Zentrum Kalmenhof gGmbH in Idstein, 3. Mai 2008, 13 bis 18 Uhr, Informationen zu weiteren Veranstaltungen und Anmeldungen: www.juedischesmuseum.de/hallgarten.html
  • Gedenkstunde zum 100. Todestag Charles Hallgartens, 16. November 2008, Sozialpädagogisches Zentrum Kalmenhof gGmbH, Idstein


Links:


Literatur:

  • Hans-Otto Schembs, Arno Lustiger (Hg.): Charles Hallgarten. Leben und Wirken eines Frankfurter Sozialreformers und Philanthropen, Frankfurt 2003
  • Christian Schrapper, Dieter Sengling (Hg.): Die Idee der Bildbarkeit. 100 Jahre sozialpädagogische Praxis in der Heilerziehungsanstalt Kalmenhof, Weinheim und München 1988 (vergriffen)

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