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Randgruppenblues und Talk zum Thema Behinderung

Datum:
Fachbereich:
Behindertenhilfe
Gesellschaft:
Vitos Teilhabe gGmbH
Gesprächsrunde mit René van Roll
Gesprächsrunde

Was muss sich ändern, damit Menschen mit Behinderung sich in unserer Gesellschaft nicht mehr als Mitglieder einer Randgruppe fühlen? Das war am Dienstag die zentrale Frage bei einem Kabarett-Musik- und Talkabend im Sternensaal von Vitos Kalmenhof. Veranstaltet wurde er von der Behindertenhilfe von Vitos Kalmenhof in Kooperation mit dem Bistum Limburg. Star des Abends war René van Roll, der selbst einen Rollstuhl benötigt. Mit sowohl heiteren als auch melancholischen und mitunter bissigen Texten und Musik gab er Impulse für Talkrunden zu den unterschiedlichsten Themen, die Menschen mit Behinderung betreffen.
Kurzweilig führte Jochen Straub vom Referat Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg durch den sehr informativen und gut besuchten Abend.

Zur Inklusion müssen noch viele Schritte folgen
In den Talkrunden wurde sehr schnell klar, dass sich zwar in den vergangenen Jahren einiges an der Situation von Menschen mit Behinderung verbessert hat, dass aber im Sinne der Inklusion noch viele weitere Schritte folgen müssen. Viel zu oft seien Betroffene noch gezwungen, mit den Leistungsträgern vor Gericht zu ziehen, damit sie die notwendige Unterstützung und Hilfe für ein  lebenswertes Leben erhalten, betonte beispielsweise Alfred Strauß, Vorsitzender des Sozialverbands VDK in Idstein. Horst Kresse,  der  vom  Betreuten Wohnen von Vitos Kalmenhof in einer eigenen Wohnung in Idstein betreut wird und in der Küche der Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeitet, fände es  toll, wenn Texte und Formulare so geschrieben würden, dass auch Menschen mit Lernbehinderung sie verstehen können. Jörg Köhnemann, Leiter der Behindertenhilfe von Vitos Kalmenhof, betonte, der Kalmenhof sei gerade dabei, Formulare so zu überarbeiten, dass sie möglichst keine sprachlichen Barrieren mehr enthalten.

"Schwerst-Mehrfach-Normalos"
Ein weiteres wichtiges Thema war die Mobilität von Menschen mit Behinderung. Da hatte nicht nur René van Roll den „Schwerst-Mehrfach-Normalos“, wie er Menschen ohne Behinderung nennt, einiges zu berichten. Auch Thomas Welkenbach und Matthias Nothnagel, die in einer eigenen Wohnung vom Betreuten Wohnen von Vitos Kalmenhof betreut werden, schilderten ihre Erfahrungen auf Urlaubsreisen. Durchaus mit Humor: Auf die Frage von Moderator Straub, was sie denn bei ihrem letzten Urlaub überhaupt nicht gebraucht hätten, lautete die schlagfertige Antwort: „Die Rückreise“.
Um alltägliche Erfahrungen mit Barrieren und Bemühungen, diese abzubauen ging es in Talks mit Siegbert Neid, dem Vorsitzenden des Behindertenbeirats der Stadt Idstein, Helmut Rinke, dem  Leiter des Amts für Soziales, Jugend und Sport der Stadt Idstein, und Thomas Brunke, dem stellvertretenden Geschäftsführer der  Rheingau-Taunus-Verkehrs GmbH. Den Themenbereich Bildung brachte Kathrin Matuschek, Dozentin für Ergotherapie an der Hochschule Fresenius, in die Diskussion ein.

Die Liebe darf nicht fehlen
Und auch das große Thema Liebe fiel nicht unter den Tisch: Matthias Belikan berichtete von Pro-Familia-Gruppen, die Menschen mit Behinderung die Möglichkeit geben, sich über Themen wie Sexualität, Beziehungswünsche und Familienplanung aber auch Schutz vor sexuellen Übergriffen in Institutionen auszutauschen.  Er betonte, dass es für Menschen mit Behinderung immer noch besonders schwierig sei, einen Partnerin oder einen Partner zu finden. Schwierig, aber nicht unmöglich, wie das Beispiel der Eheleute Martina und  Uwe Kolb aus dem Stationär Begleiteten Wohnen von Vitos Kalmenhof ebenso zeigte wie das von Thomas Brückner aus dem stationären Wohnbereich des Kalmenhof, der erzählte, wie er im Wiesbadener Treff „Schatzkiste“ seine Freundin kennengelernt hat.

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