Man könne fast noch die Farbe riechen, so neu sei alles in der Tagesklinik, sagte Professor Dr. Sibylle C. Roll, Klinikdirektorin der Klinik Eichberg, in ihrer Ansprache. An das ebenfalls noch neue Team der Tagesklinik gerichtet, fügte sie hinzu: „Ich glaube, Sie alle spüren diesen Zauber des Anfangs, dieses Besondere des Beginnendürfens, des Mitgestaltens von Anfang an.“
Weit länger als ursprünglich geplant habe es gedauert, bis heute die Eröffnung gefeiert werden könne, berichtete Stephan Köhler, Geschäftsführer von Vitos Rheingau. Es sei jedes Mal eine Herausforderung, geeignete Räume für neue Behandlungseinheiten zu finden, auch in Idstein habe sich das hingezogen. Umso dankbarer sei Vitos Rheingau dem Bauherrn des Medimed, Matthias Weiser, für dessen Engagement. „Die Lage hier ist hervorragend, die Räumlichkeiten sind für die Tagesklinik ideal. Und sie ermöglichen uns die Zusammenlegung mit der Ambulanz. Das Resultat sind moderne, lichtdurchflutete Räume, in denen sich Mitarbeitende und Patienten wohl fühlen können.“
Tageskliniken spielen bei der Versorgung psychisch kranker Menschen eine wichtige Rolle. Sie bieten Patienten, deren Krankheitsverlauf eine tagesklinische Aufnahme ermöglicht, eine intensive therapeutische Behandlung ihrer Erkrankung unter Beibehaltung ihrer Alltagsbezüge. In den „Kliniken ohne Betten“ sind die Patienten von Montag bis Freitag tagsüber in Therapie, abends gehen sie heim und auch das Wochenende verbringen sie zuhause. So können sie ihr Familienleben aufrechterhalten, sich gegebenenfalls um ihre Kinder kümmern und bleiben in Kontakt mit ihrem Alltag. Das ist ein anspruchsvolles Programm, den Patientinnen und Patienten wird dabei viel abverlangt. Es erleichtert aber auch die Rückkehr in das „gesunde“ Leben und den Wiedereinstieg in den Beruf, denn in der Klinik ist diese Rückkehr zur Normalität erklärtes Ziel von Anfang an.
Der Start der Klinik wurde begleitet von vielen guten Wünschen aus Kreis und Stadt Idstein, überbracht von Gesundheitsdezernentin Monika Merkert und dem Ersten Stadtrat Felix Hartmann. Auch die Geschäftsführerin der Diakoniestation Idsteiner Land, Julia Ludwig-Hartmann, fand genauso wie der Bauherr des Medimed Matthias Weiser, ermutigende Worte für das Team der Klinik.
Reinhard Belling, der Geschäftsführer der Vitos GmbH, ging in seinem Grußwort auch auf das ehemalige Kalmenhofkrankenhaus ein, dessen geplanter Verkauf im Sommer für Unruhe in Idstein gesorgt hatte. In diesem Gebäude, das seit 2007 zu Vitos Rheingau gehört, wurden während der Herrschaft der Nationalsozialisten über 700 behinderte oder psychisch kranke Kinder ermordet. „Wir werden in Kürze ein fachkundiges Gremium einberufen, das – übrigens unter der Leitung des früheren Bürgermeisters von Idstein, Gerhard Krum – die Gesamtumstände dieses belasteten Gebäudes umfassend erörtern wird und mögliche Nutzungsaspekte unter Berücksichtigung dieser Geschichte und unter Wahrung des notwendigen Respekts vor den Opfern diskutieren wird“, erklärte er. Reinhard Belling betonte auch, dass sich der Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen, der teilweise im Fokus der Kritik stand, seit über 30 Jahren aktiv um die Aufarbeitung der Geschichte des Krankenmordes in seinen Einrichtungen verdient gemacht habe. „Der Vorwurf, sich dieser Geschichte nicht zu stellen oder sie unter den Teppich zu kehren, trifft nicht zu“, so Reinhard Belling.
Die Vitos GmbH organisiert seit 2008 als strategische Unternehmensholding zwölf gemeinnützige Gesellschaften, zu denen auch Vitos Rheingau und Vitos Teilhabe (vormals Vitos Kalmenhof) gehören. Ihr Alleingesellschafter ist der LWV.
Die neue Tagesklinik in Idstein ist bereits voll belegt und hat auch schon eine Warteliste. Als insgesamt 40. Tagesklinik unter dem Dach von Vitos in Hessen trägt sie dazu bei, dass dieser wichtige teilstationäre Baustein der psychiatrischen Versorgung in Hessen flächendeckend gewährleistet ist.